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Sieben Tage: Thriller (German Edition)

Sieben Tage: Thriller (German Edition)

Titel: Sieben Tage: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deon Meyer
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antwortete sie fast gemessen, jedes Wort einzeln betonend, und dann, als käme sie zur Besinnung: »Bei allem Respekt der Verstorbenen gegenüber.«
    »Jede Information hilft mir weiter«, betonte er.
    Wieder ein Nicken, als überdenke und bestätige sie seine Worte. Er hielt es für einen Manierismus.
    »Hanneke war … Anfangs habe ich bei Silberstein für Barry Brink gearbeitet. Ich war für alles zuständig: Ich öffnete seine Post und seine E-Mails, nahm Anrufe auf seinem Handy an, vereinbarte Frisörtermine, benachrichtigte seine Frau, wenn es später wurde. Seiner Tochter habe ich bei den Hausaufgaben geholfen, über das Internet. Die Brinks haben mich mit in ihr Strandhaus in Jongensfontein genommen und sonntags in Blouberg zum Mittagessen eingeladen. Barry war wie ein offenes Buch. Es gibt zwei Arten von Chefs, Kaptein: Teamworker und Einzelkämpfer. Hanneke war eine Einzelkämpferin. Für diese Art Chef arbeitete ich lieber, weil es einfacher ist. Die Grenzen sind eindeutig: Führen Sie Tagesprotokoll, ordnen Sie diese oder jene Akte, recherchieren Sie Präzedenzfälle und Paragraphen, nehmen Sie die Telefongespräche im Büro an und die auf meinem Handy nur, wenn ich in einer Besprechung bin. Persönliches bleibt absolut tabu. Erst nach ihrem Tod wurde mir klar, wie wenig ich eigentlich über sie wusste. Denn nachdem der erste Schreck überwunden war, hat man sich natürlich so manche Frage gestellt. Ganz unwillkürlich.«
    »Wie lange haben Sie für Hanneke Sloet gearbeitet?«
    »Knapp zwei Jahre.«
    »Und wie war sie? Als Ihre Chefin?«
    »Ich habe sie gemocht«, antwortete sie, diesmal schneller, ohne zu nicken und nachzudenken.
    Er reagierte nicht und wartete darauf, dass sie weiterredete.
    Das Schweigen zog sich hin. Sie verschränkte die Hände. Griessel kannte diese Reaktion, die Pietät vor den Toten. Er übte sich in Geduld.
    »Ich habe sie bewundert«, sagte Gabriélle Villette schließlich, diesmal ein wenig leiser, mit Blick auf den Boden. »Sie war schön und klug. Und fleißig. So zielstrebig. Sie hat viele Überstunden gemacht. Sie war peinlich genau, in allem. Gut organisiert. Stets pünktlich. Stets gepflegt. Und gerecht.« Gabby Villette blickte zu ihm auf, als sei sie dankbar, dass ihr das eingefallen war. »Sie hat mich sehr gerecht behandelt.«
    Das war nicht viel mehr als das, was in der Akte stand. Griessel fragte, wie ein typischer Tag von Hanneke Sloet ausgesehen habe. Und da war das Zögern wieder da, die sorgfältige Überlegung,das langsame Nicken. Dann sagte Gabby Villette, man müsse zwischen dem letzten Jahr und der Zeit ab Anfang Januar unterscheiden. Wahrscheinlich sei Sloet in die Stadt gezogen, weil ihr klar war, dass ihr bisheriges Tempo zu einem Burnout führen würde. Als sie noch in Stellenbosch arbeitete, habe sie sicherlich um halb fünf aufstehen müssen, um um halb sechs im Sportstudio zu sein, dem Virgin Active in der Jettystraat. Sie trainierte bis Viertel vor sieben und war jeden Morgen um Viertel nach sieben im Büro.
    »Woher wissen Sie, dass sie im Sportstudio war?«
    »Weil sie dort ihre Diktate erledigt hat. Auf dem Ergometer. Das habe ich auf dem Diktafon gehört.«
    »Und anschließend?«, fragte Griessel. Villette antwortete, Sloet habe bis halb neun ihre Arbeit vorbereitet, dann bis neun Uhr mit ihr den Tag durchgeplant, danach hätten die Sitzungen begonnen. Durch die Teamstruktur bei Silbersteins gebe es viele Sitzungen. Mittags zwischen eins und drei habe Sloet ihre Telefonate und E-Mails bearbeitet, anschließend an Verträgen und Berichten gesessen, meist bis gegen acht Uhr abends. Villette musste es wissen, denn sie war nie vor ihrer Chefin nach Hause gegangen. Manchmal stand mittags ein Essen oder abends ein Drink mit Geschäftspartnern auf dem Programm, ab und zu auch kurze Geschäftsreisen, meist nach Gauteng. Letzten Winter habe Hanneke Sloet sich an zwei Tagen krank gemeldet, weil sie mit einer schweren Grippe das Bett hüten musste, und nach ihrer Operation im vergangenen Jahr habe sie eine Woche gefehlt …
    Die Betonung des Wortes »Operation« entlockte Griessel die Frage: »Welcher Operation?«
    »Der Brustvergrößerung«, antwortete Gabby Villette mit einem flüchtigen Blick auf ihren eigenen kleinen Busen und eine Spur zu beiläufig.
    »Wann war das genau?«
    »Im April.«
    Sein Gefühl sagte Griessel, dass jetzt der richtige Zeitpunkt gekommen war, und er fragte: »War sie bei allen beliebt?«
    Gabby Villette senkte die Augen auf

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