Sieben Tage: Thriller (German Edition)
der Abteilung für Unternehmens- und Wirtschaftsrecht. Direktor war Werner Gelderbloem. Er war damals schon über fünfzig und fungierte als eine Art Mentor für sie. Ein attraktiver Mann. Verheiratet … Jedenfalls wurde gemunkelt, dass die beiden … Sie wissen schon …«
»Es wurde gemunkelt?«
»Sie sollen noch in einem Büro gesessen und sich unterhalten haben, als seine Sekretärin nach Hause ging. Dann hat Hanneke ihn zu einem Prozess nach Pretoria begleitet, und als die Sekretärin ihn eines Morgens im Hotel anrief, hörte sie Hannekes Stimme im Zimmer – jedenfalls glaubte sie, es sei ihre Stimme gewesen.«
Griessel hatte sich mehr erhofft. Etwas Aktuelleres.
Villette sagte: »Klatsch und Tratsch …«
Griessel nickte und versuchte seine Enttäuschung zu verbergen. »Haben Sie ihren letzten Freund gekannt?« Er zog seine Notizen zu Rate. »Egan Roch?«
»Ja, ich bin ihm zwei Mal begegnet. Einmal war er in der Kanzlei, kurz nachdem ich angefangen hatte, für Hanneke zu arbeiten, und dann auf einer Weihnachtsfeier, vorletztes Jahr.« Sie fügte hinzu: »Die beiden passten gut zueinander.«
»Wie meinen Sie das?«
»Sie waren beide sehr attraktiv. Und die Art, wie er mit ihr umgegangen ist … Ich glaube, er hat sie verstanden. Er ist … sehr selbstbewusst.«
»Wissen Sie, warum sie sich getrennt haben?«
Gabby Villette schüttelte nur den Kopf.Im Auto rief er Hannes Pruis an, den Direktor von Silberstein. Die Mailbox des Handys schaltete sich ein. Er hinterließ eine Nachricht und wählte dann die Nummer von Egan Roch. Roch meldete sich, doch die Verbindung war schlecht, und im Hintergrund hörte man die Geräusche eines fahrenden Autos. Griessel erklärte ihm die Situation. Roch antwortete, er sei momentan noch hinter Citrusdal und komme erst nach sieben Uhr nach Hause. Ob sie sich morgen treffen könnten?
Bennie erklärte sich einverstanden und verabredete sich mit ihm für zehn Uhr, denn Roch arbeitete auf einem Weingut außerhalb von Stellenbosch. Anschließend fuhr er weiter zur SAPD-Dienststelle Groenpunt, die ganz in der Nähe lag. Er musste vor dem kleinen Supermarkt nebenan parken, weil das Gelände abgesperrt war. Er stieg aus und machte sich auf die Suche nach Mbali.
Dick und Doof von der Spurensicherung waren gerade dabei, zusammenzupacken.
»Hi, Bennie«, grüßte Arnold, der kleine Dicke.
»So, Feierabend«, sagte Jimmy, der lange Dünne.
»Die Valke sind hier«, informierte ihn Arnold.
»Hi«, sagte Griessel.
»Hi?«, fragte Arnold. »Seit wann sagst du ›hi‹?«
»Ja, wo bleibt das fokkof ?«, fiel Jimmy ein. »Wird bei den Valke nicht mehr geflucht?«
»Kein Sinn für Traditionen. Das ist das Dumme bei diesen Elite-Einheiten.«
Griessel seufzte. »Habt ihr Mbali gesehen?«
»Den Dickfalken«, scherzte Arnold.
»Falcus Gigantus«, ergänzte Jimmy grinsend.
»Und Bennie ist der Singfalke«, fiel Arnold ein. »Ich habe gehört, du hast jetzt eine Band.«
» Fokkof «, rutschte es Griessel jetzt doch heraus.
»Schon besser«, sagte Arnold.
»Schade, dass euch eine andere Band schon den Namen geklaut hat. Fokkof- Bullen. Aber Singvalke klingt doch auch ganz nett?«
»Mbali!«, wiederholte Griessel, denn sich aufzuregen brachte sowieso nichts.
»Hat die Flatter gemacht«, antwortete Jimmy. »Zurück an den Tatort in Claremont.«
»Hat sie es dir schon verraten, Bennie?«, fragte Arnold.
»Was?«
»Was in Amsterdam passiert ist.«
»Ich sag dir, die hat bestimmt jemand im Rotlichtviertel schräg angequatscht, und sie hat den Typen vermöbelt«, spekulierte Jimmy.
»Stimmt das, Bennie?«
»Ich singe nicht«, erwiderte Griessel und ging auf das Tor zu.
Um sieben Minuten nach vier versandte der Heckenschütze die E-Mail, doch der Druck und die Verzweiflung ließen keine Genugtuung aufkommen. Er zwang sich, sich an den Computer zu setzen, zog mit einem Ruck die Schreibtischschublade auf, nahm die Schlüssel des Chana heraus, ging bedrückt in die Küche und öffnete die Tür zur Garage. Dann hielt er inne, sich seiner überstürzten Hast bewusst.
Das konnte er sich nicht erlauben.
Ein einziger Fehler konnte ihm das Genick brechen. Er musste unbedingt ruhiger werden und sein Vorgehen sorgfältig planen. Jede Minute, in der er mit dem Chana unterwegs war, bedeutete ein Risiko.
Er zögerte, rang um Fassung und versuchte einen klaren Kopf zu bewahren
Doch er hatte keine andere Wahl. Er musste fahren. Die Probe aufs Exempel machen.
Langsam zog er die Tür hinter
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