Sieben Tage: Thriller (German Edition)
Zusammenhang mit dem Fall, haben Sie irgendeine Ahnung …?« Die Tür wurde geöffnet, und eine schöne Frau mit langen schwarzen Haaren trug ein Tablett herein und stellte es vor sie hin.
»Bitte bedienen Sie sich«, sagte Pruis. »Danke, Natalie.« Sie nickte lächelnd und ging wieder. Pruis blieb stehen, eine Hand auf den Schreibtisch gestützt. »Haben Sie irgendeine Ahnung, wer es auf Sie abgesehen hat?«
»Ich habe gehofft, Sie könnten uns helfen«, erwiderte Bennie und holte sein Notizbuch hervor.
»Oh, Gott, nein, ich weiß wirklich von gar nichts. Ich meine, die ganze Sache war doch schon von Anfang an unerklärlich. Wer hätte Hanneke etwas zuleide tun wollen?«
Griessel nickte. »Irgendjemand hat ihr aber etwas zuleide getan, Meneer Pruis, und die Umstände deuten darauf hin, dass es jemand war, den sie in irgendeiner Weise gekannt hat. Es gibt nur zwei Möglichkeiten: Entweder sie hat den Täter beruflich oder privat gekannt – oder beides. Wie mir zu Ohren gekommen ist, hat Juffrou Sloet vor ein paar Jahren ein Verhältnis mit einem verheirateten Kollegen gehabt.«
»Jetzt müssen Sie aber vorsichtig sein!«, warnte Pruis mit erhobenem Zeigefinger.
Griessel hatte nicht die geringste Lust auf einen Weitpinkelwettbewerb. »Meneer Pruis, ich muss nur eines: meine Arbeit tun«, entgegnete er. »Wenn mir solche Gerüchte zu Ohren kommen, muss ich ihnen nachgehen.«
»Die Behauptung ist sehr weit hergeholt.«
»Es heißt, Hanneke Sloet sei mit einem gewissen Werner Gelderbloem zusammen gewesen. Wissen Sie davon?«
Pruis erstarrte einen Augenblick lang. Dann setzte er sich auf den hohen Ledersessel und verschränkte die Arme. »Ja, ich weiß davon«, sagte er ausweichend, »aber das ist Schnee von gestern und längst vorbei. Schon seit neun, zehn Jahren.«
»Sind Sie sicher?«
Die Jovialität war verflogen. Der Anwalt lehnte sich nach vorn und zeigte mit dem Finger auf Griessel. »Sie gehen mit dieser Affäre hausieren, weil Sie nichts anderes haben, das ist das Problem. Ich wiederhole: Die Affäre ist Jahre her und hat damals nur ein, zwei Monate gedauert. So etwas passiert eben. Davon kann sich niemand freisprechen, Sie doch wohl auch nicht.«
»Sind Sie sicher, dass die Affäre wirklich beendet war?«
Verärgert lehnte sich Pruis in seinem Stuhl zurück. »Ja, ich bin mir sicher.« Er seufzte und sagte dann in verändertem Tonfall: »Wissen Sie, ich reagiere vielleicht ein bisschen empfindlich auf dieses Thema. Werner Gelderbloem geht nächstes Jahr in Rente, und Hanneke war eine attraktive Frau. In einem gewissen Alter … Man erkennt, dass man alt wird, man ist schon dreißig Jahre mit derselben Frau zusammen, nennen Sie es meinetwegen eine Midlife-Crisis, aber dann kommt dieses kluge, schöne junge Ding, das Sie bewundert … Wer von uns könnte dieser Versuchung schon widerstehen? Er hat einen Fehler begangen. Vor zehn Jahren. Er hat Schluss gemacht, wir haben sie in die Abteilung Unternehmens- und Wirtschaftsrecht versetzt, und kein Hahn krähte mehr danach. Wenn es die geringste Wahrscheinlichkeit gäbe, dass dies etwas mit ihrem Tod zu tun hat …«
Er protestiert zu weitschweifig, dachte Griessel. »Wir habenalle unsere Verhaltensmuster, Meneer Pruis. Wenn sie einmal eine Affäre mit einem Kollegen hatte, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass …«
»Nein!«, erwiderte Pruis heftig. »Wissen Sie, warum sie vor zwei Jahren Teilhaberin geworden ist? Weil sie brillant war, eine der Besten hier. Die Sache mit Werner … Wir haben sie damals zur Rede gestellt und ihr klargemacht, dass wir ihr aufgrund ihrer Jugend und Unerfahrenheit noch eine Chance geben würden. Eine einzige. Fünf Jahre lang musste sie sich danach bewähren. Noch einmal, und sie wäre geflogen. Das hat sie wahnsinnig erschreckt.« Dann piekte wieder der Finger. »Ich werde nicht zulassen, dass der Name Silberstein Lamarque von den Medien in den Dreck gezogen wird, das sage ich Ihnen!«
Ging er deswegen so vehement zum Angriff über? Griessel nickte und schlug sein Notizbuch auf einer leeren Seite auf. »Ich muss Sie zu der Transaktion befragen, mit der Hanneke beschäftigt war …«
Pruis verdrehte die Augen.
»Sind in irgendeiner Form Kommunisten daran beteiligt?«, fuhr Griessel fort.
Man konnte Pruis deutlich ansehen, wie sein Verstand arbeitete. »Kommunisten?«
»Ja.«
Nach kurzer Überlegung antwortete der Anwalt zu Griessels Erstaunen: »Vielleicht ein oder zwei. Warum?«
18
»In welcher Form hatten
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