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Sieben Tage: Thriller (German Edition)

Sieben Tage: Thriller (German Edition)

Titel: Sieben Tage: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deon Meyer
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Musad Manies Büro – der Brigadier, Zola Nyathi, Werner du Preez vom Staatsschutz CATS, Philip van Wyk vom Kriminal-Informationsdienst IMC, Pressesprecher Cloete, Mbali und Griessel.
    Die Stimme von Kaptein Ilse Brody, der Profilerin vom Kriminalpsychologischen Dienst in Pretoria, ertönte laut und deutlich aus dem Konferenztelefon in der Mitte des Tisches. »Wie Sie alle wissen, ist ein Täterprofil nichts Statisches«, begann sie. »Aber bisher kann ich Folgendes sagen: Der Heckenschütze ist männlich, weiß und afrikaanssprachig. Dies, ebenso wie sein Alter, ergibt sich aus seiner Terminologie und Ideologie. Er hat eine Vorliebe für das Wort ›Kommunist‹ und gebraucht Ausdrücke wie ›kommunistische Bettgenossen‹. Das weist meiner Meinung nach stark darauf hin, dass er im alten Regime aufgewachsen ist und aufgrund dessen zwischen vierzig und siebzig Jahre alt sein könnte. Da man für seine Aktivitäten allerdings eine gewisse körperliche Fitness braucht, müsste er in etwa zwischen vierzig und Mitte fünfzig sein. Unter Einbeziehung aller Faktoren schätze ich ihn zwischen Mitte und Ende vierzig, genauer kann ich es leider nicht sagen.
    Er besitzt eine Jagdwaffe, ein Teleskop und Munition, also hat er wahrscheinlich einen Waffenschein. Er verfügt über ausreichend Mittel und Platz, um ein Fahrzeug für seine Zwecke umzurüsten. Er hat Zugang zum Internet, weiß, wie man anonyme E-Mails verschickt, benutzt lateinische Zitate und kann sich einigermaßen gewandt ausdrücken. Das alles in Verbindung mit den Zeitpunkten der Angriffe auf die Polizisten weist nach meinem Dafürhalten auf einen Büroangestellten hin, der in einem Arbeitsverhältnis steht.
    Auf die Zeiteinteilung komme ich später noch zurück, weil sich daraus interessante Schlussfolgerungen ergeben. Aber sehenwir uns zunächst einmal seine religiösen und politischen Aussagen an: Sie enthalten ein gewisses Maß an Rechtfertigung für seine Taten, aber rein instinktiv würde ich ihn im politischen Spektrum rechts ansiedeln. Vielleicht nicht ultrarechts, für rechtsextremistische Gruppierungen wie die Boeremag ist er nicht fanatisch genug, aber wahrscheinlich sympathisiert er mit ihnen. Nebenbei bemerkt: Die langen Haare, die die Zeugin beschrieben hat, passen meiner Meinung nach nicht ins Bild. Ein frommer, rechter Anti-Kommunist würde eher kurzes Haar tragen und dazu wahrscheinlich einen Schnäuzer, Bart oder beides. Vermutlich tarnt er sich mit einer Perücke.
    Er ist gläubig, aber ich glaube nicht, dass er einer extremistischen Gruppe oder einer Sekte angehört. Ehrlich gesagt glaube ich nicht einmal, dass er sich in eine Gemeinde oder Gruppe integrieren würde. Er betrachtet sich als edlen Ritter, als einsamen Wolf, der allein auf weiter Flur für Moral und Gerechtigkeit kämpft. Psychotische Neigungen kann ich nicht erkennen, tippe aber auf eine Persönlichkeitsstörung – vielleicht eine Art Messias-Komplex.«
    Im Hintergrund hörte man das Rascheln von Papier. Dann fuhr Ilse Brody fort: »Anhand dessen lassen sich gewisse Aussagen treffen. Er ist sozial und beruflich ein Außenseiter, keiner, der spontan die Nachbarn zum Grillen einlädt. Introvertiert, lebt zurückgezogen, nimmt sich selbst und das Leben sehr ernst. Er kann verheiratet sein, verhält sich aber seiner Frau gegenüber wenig liebevoll und zugewandt, sondern eher kalt und abweisend – der Typ, der sich für den Herrn des Hauses hält und die Entscheidungen trifft.
    Interessant fand ich die zeitweilige Regression seiner E-Mails. Seine ersten Schreiben waren kurz und markant, sorgfältig formuliert, selbstsicher und ohne orthografische oder sprachliche Fehler. Als hätte er Zeit und Mühe darauf verwendet. Er wusste, dass er am längeren Hebel saß, schrieb aus einer Machtposition heraus. Er positioniert und rechtfertigt sich, als bereite er die Bühne für die Aufmerksamkeit der Medien vor, mit der er rechnet. Was mich wieder auf den Hang zum Größenwahn und den Messias-Komplex zurückbringt. Täuschen Sie sich nicht, so sieht er sich selbst: Er verteidigt die wahren moralischen Werte,nicht die SAPD. Doch dann tritt mit der E-Mail vom siebenundzwanzigsten Februar an die Medien plötzlich eine Veränderung ein. Er macht keine systematischen Orthografiefehler, vertippt sich aber gelegentlich, wirkt auf einmal gehetzt und nervös, als überfordere ihn die ganze Situation.
    Ich halte die E-Mail vom siebenundzwanzigsten Februar für wichtig, weil sie ausdrückt, dass er

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