losfährst?«
»Mache ich, aber es kann spät werden heute Abend.«
»Kein Problem, Hauptsache, du rufst an.«
»Versprochen. Ist Ella noch bei dir?«
»Ja, sie ist noch da und bleibt, bis kurz bevor du kommst.«
Griessel hörte Ella im Hintergrund etwas sagen, und die beiden Frauen lachten verschwörerisch. Doch bevor er darauf eingehen konnte, erschien Fick in der Tür. Sein Bluthund-Gesicht verriet zum ersten Mal seit Monaten Aufregung.
»Bennie, komm schnell, der Attentäter hat dir eine E-Mail geschickt!«
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[email protected] Gesendet: Dienstag, 1. März, 16:57
An:
[email protected] CC:
[email protected];
[email protected] Betreff: Kollateralschaden
Ich möchte den Angehörigen von Konstabel Errol Matthys mein Beileid aussprechen. Sein Tod war nicht beabsichtigt, und ich möchte mich für diesen tragischen Vorfall aufrichtig entschuldigen. Wenn die SAPD die Mörder von Hanneke Sloet nicht schützen würde, wäre ich nicht gezwungen, zu extrema remedia zu greifen. Leider war Errol Matthys Teil der SAPD und damit der Obrigkeit dieses Landes, und diese handelt nicht gerecht. Deuteronomium 16, Vers 20: »Gerechtigkeit, Gerechtigkeit – ihr sollst du nachjagen, damit du Leben hast und das Land in Besitz nehmen kannst, das der Herr, dein Gott, dir gibt.«
Nach diesem tragischen Vorfall gewähre ich der SAPD noch einen Tag Aufschub, um die Wahrheit zu sagen. 1 Könige 22, 16: »Wie oft muß ich dich beschwören, mir im Namen des Herrn nur die Wahrheit zu sagen?«
Heute verschone ich euch. Kohelet 3, Vers 8: »Eine Zeit für den Frieden.«
Sollte die SAPD bis morgen um 16.00 Uhr keine Meldung über die Verhaftung von Hanneke Sloets Mörder veröffentlicht haben, ist es wieder Zeit für den Krieg. Für weiteren Kollateralschaden fühle ich mich dann nicht mehr verantwortlich.
Ich habe keine Wahl. Ich habe Sie schon vor vierzig Tagen gewarnt.
Salomo
Sie umringten den Bildschirm, um mitzulesen. Griessel fiel auf, wie aufmerksam und konzentriert sie alle waren, und dachte: Jetzt hat der Scheißkerl sie da, wo er sie haben wollte.
»Er versucht wirklich verzweifelt, seine Tat moralisch zu rechtfertigen«, stellte Mbali fest.
»Neue Bibelverse«, bemerkte Brigadier Manie. »Jetzt will er das Land in Besitz nehmen.«
»Ein paar alte sind auch dabei«, sagte Nyathi.
»Derselbe lateinische Spruch«, fügte Manie hinzu. »Mehr kennt er nicht. Aber Ilse hatte recht. Er gibt allen anderen die Schuld, nur sich nicht.«
»Und er steht auf seinen Spitznamen«, sagte Mbali.
»Haben Sie denn gar nichts dazu zu sagen, Bennie?«, fragte Manie.
In Griessel wuchs der Zorn auf den Attentäter. Was er zu sagen gehabt hätte, hätte Mbali tief enttäuscht. »Brigadier, wozu hat er sich eigentlich die Mühe gemacht, meine E-Mail-Adresse herauszufinden? Für diesen geistigen Dünnschiss? Das ergibt doch überhaupt keinen Sinn.«
Siebenunddreißig Leute hatten sich im großen Konferenzsaal im Erdgeschoss versammelt.
Griessel stand am kurzen Ende des Tisches und begann mit einer Zusammenfassung der neuen Informationen. Die Aussage von Roch und Sloets Freundinnen, dass das Opfer praktisch rund um die Uhr gearbeitet und für nichts anderes Zeit gehabt habe. Die neu entdeckten Blutspuren, wahrscheinlich von der Waffe, die auf den Boden gelegt worden war. Professor Pagels Theorie, dass es eine selbstgefertigte Waffe sein könnte, dazu die vermutlichen Maße. Die Möglichkeit, dass es sich bei dem Täter um einen gut organisierten Serienmörder handelte, der Sloets Slip als Andenken mitgenommen hatte. Dass ein gewöhnlicher Raubmord am wahrscheinlichsten sei, bei dem etwas Kleines, Kostbares – sich in Sloets Besitz Befindendes – gestohlen wurde. Ein Kollege aus dem Dezernat für Schwerverbrechen erhob sich. »Alles weist auf Raubmord hin, Bennie. Im Apartmentkomplex haben vier einschlägig Vorbestrafte gearbeitet.«
»Gute Arbeit!«, lobte Nyathi über das Stimmengewirr im Raum hinweg.
»Einer der Möbelpacker hat wegen Raubüberfalls gesessen«, fuhr der Ermittler fort. »Drei Bauarbeiter und ein Installateursind ebenfalls vorbestraft. Einbruch, sexuelle Belästigung und Diebstahl. Nach ihnen wird gefahndet. Wir müssten aber wissen, was aus der Wohnung des Opfers gestohlen wurde.«
»Gibt es etwas Neues, Philip?«, fragte Griessel Kaptein van Wyk.
Van Wyk schüttelte den Kopf. »Wir haben uns Sloets Versicherungen angesehen. Es waren aber keine besonderen Wertgegenstände vermerkt.