Sieben Wind
beantworten, bei anderen wird die Zeit die Antwort für mich übernehmen. Und einige werden immer im Raume stehen, weil sie nicht beantwortet werden sollen. Nicht in eurem Leben und nicht für euch.
Wie ich wohl heiße, möchtest du gerne wissen lieber Can, der aus dem Stamme des Fürsten Riman. Einen Namen habe ich jetzt nicht ... », sagte sie tief in Can's Augen blickend. Can war, als würde sie in sein innerstes Ich schauen, und er fühlte sich nackt und hilflos vor ihr, dennoch hatte er keine Angst. Vor allem schien es, als ob sie doch etwas über seine Vergangenheit wusste. Würde endlich ein Traum in Erfüllung gehen und er erfahren wer er war?
Woher sie seinen Namen wusste, schien ihn nicht zu interessieren, da er sie für eine Göttin hielt.
Dann wandte sie sich Sieben zu.
« Und du Sieben Wind, du scherzt, dass hier wohl alle keinen Namen haben.» Sieben, dem es peinlich war, dass sie seine Gedanken lesen konnte, lief rot an. Vielleicht gab es keinen Namen für so eine Schönheit. Jedes noch so gesprochene, geschriebene oder gemalte Wort, egal in welcher Sprache, würde verblassen vor ihrem Antlitz und wäre nicht würdig sie zu schmücken, dachte er sich.
« Einst hatte ich einen Namen. Einen prächtigen in der alten Sprache. Wenn ihr wünscht, könnt ihr mich mit diesem rufen. Aber in heutigen Zeiten scheint vieles in Vergessenheit geraten zu sein. Ich spüre, dass die alte Sprache wohl nicht mehr gesprochen wird.»
« Die alte Sprache, was ist das, Hoheit?», fragte Can verlegen.
« Hoheit? Euch muss ich hoch loben. Denn Ihr werdet es sein, auf die man schauen wird und auf die wir alle hoffen werden, bald, all zu bald.
Die alte Sprache war die Sprache der Dichter, der Friedfertigen, der Liebe, des Glücks, der Hoffnung und des Lebens. Sie wurde damals von allen gesprochen, bevor das Dunkel kam, um zu nehmen, was uns gut und lieb war. »
« Aber wenn dem so war, warum kennt sie heute keiner mehr, Hoheit?», fragte Sieben.
« Vieles ist passiert, was wir zu vergessen hofften. Vieles, was wir nicht wiederkehren sehen wollten. Und dennoch passiert es. Und jetzt beginnt es wieder. Und wer weiß, vielleicht auch die alte Sprache. Nennt mich nicht Hoheit, wenn ihr mich schon bei einem Namen nennen wollt, so nennt mich Liviane. So wurde ich in der alten Sprache genannt.» Sie schaute zu Sieben, als wollte sie ihm Erinnerungen ins Gedächtnis bringen, die dieser vergessen hatte.
Doch Sieben machte dies nur noch verlegener, da er nicht wusste, wie er auf diese telepathischen Fähigkeiten von Liviane reagieren sollte.
«Was meint Ihr damit, bevor das Dunkel kam?», fragte Sieben, dem bei diesem Gedanken merklich unwohl wurde. So, als würde er alte Wunden öffnen.
« Du scheinst nicht zu wissen, dass du der bist, der der eine ist», gab Liviane von sich und blickte tief in Sieben's Augen.
« Und dennoch hast du mich gefunden. Die Zeit ist reif», sagte sie, während ihr Blick immer noch auf Sieben gerichtet war. «Was weiß ich nicht? Wer bin ich? Bin ich nicht der Enkel von Isak, dem Druiden?»
« Isak, ja ein guter Druide ist er, aber nicht dein Großvater. Uneigennützig hat er damals gehandelt. Es hätte nie passieren sollen, so wie das hier, nie hätte passieren dürfen.»
Sieben trafen diese Worte, als würden die Berge der Welt auf ihn einstürzen. Isak, die Person, die er am meisten liebte, war nicht sein Großvater. Warum hatte er ihm das all die Jahre verschwiegen?
Aber was, wenn sie lügt, dachte er sich. Doch wie absurd dies war, war ihm bewusst.
« Viele Fragen schwirren dir jetzt durch den Kopf. Hab jetzt keine Angst, du wirst bald alles verstehen. Folgt mir», sagte Liviane und ging wieder in Richtung Brunnen. Sieben und Can folgten ihr. Man merkte, dass Sieben nach wie vor mit sich zu kämpfen hatte. Die Gefühle überschlugen sich ihn ihm. Aber auch Can, der das hörte, fühlte sich unwohl, da er sehr an Sieben hing und somit ahnen konnte, wie er sich jetzt fühlen musste. Sieben, Isak, Lucy und Lu waren, seit sie ihn gefunden hatten, seine neue Familie gewesen. Am Anfang hatte Can eine ganze Weile bei Isak und Sieben gewohnt und Isak als Vaterersatz lieben gelernt.
Danach wurde er von einem Krokopärchen adoptiert. Krokos sind krokodilähnliche Lebewesen, an die drei Meter groß. Aber im Gegensatz zu Krokodilen stehen sie auf zwei Beinen und sprechen. Can wusste von Anfang an, dass sie nicht seine echten Eltern waren, was dennoch keinen Einfluss auf die gute Beziehung zu ihnen
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