Sieben
Unternehmen gleichsam einen spirituellen Mehrwert zu verpassen.
Wäre der gelernte Werbekaufmann Charles Leiper Grigg bereits im Gründungsjahr 1929 seiner Getränkefirma auf die Idee gekommen,
seine Limonade mit besagtem Mehrwert anzureichern, hätte er das Getränk vermutlich nicht zuerst Bib-Label Lithiated Lemon-Lime
Soda genannt, sondern gleich SevenUp. »Warum gerade Seven?«, fragte sich mangels mitgelieferter Erklärung Jahrzehnte später
die Fangemeinde der süßen Brause und gab sich die Antworten gleich selbst: »Weil SevenUp sieben Inhaltsstoffe enthält«, zählten
die einen nach, »weil der Begriff sieben Buchstaben hat«, entgegneten die anderen. Wieder andere wogen das Gewicht der Flasche
nach und kamen auf genau sieben Unzen, während feineSchmecker gar sieben Geschmackskomponenten erspürten und ganz Schlaue fix das Atomgewicht von Lithium – einem der Inhaltsstoffe
– nachblätterten und dabei ebenfalls auf die Zahl Sieben kamen.
Um allfälligen Fragen zuvorzukommen, ließ Microsoft zur Namensgebung von »Windows 7« per Pressemitteilung Folgendes verlauten:
Die Entscheidung für diese Bezeichnung liegt an der Einfachheit des Namens. In den vergangenen Jahren hatte Microsoft verschiedene
Herangehensweisen bei der Namensgebung. Dazu gehörten Nummern wie bei Windows 3.11, Jahreszahlen wie bei Windows 98 oder Markennamen
wie bei Windows XP oder Windows Vista. Microsoft geht zurück zur Nummerierung, weil Windows mehr ist als nur ein Betriebssystem
für PCs. Dazu gehören inzwischen weitere Software-Angebote und Services, die durch die einfache Bezeichnung besser eingebunden
werden. Windows 7 ist die siebte Windows-Version
. So weit die offizielle Übersetzung von Microsoft. Aber halt: die siebte Version? Nach Windows 1.0, Windows 2.0, Windows 3.0, Windows 3.11, Windows 95, Windows 98, Windows ME, Windows NT3.1, Windows NT3.5, Windows NT3.51, Windows NT4.0, Windows 2000, Windows XP und Windows Vista – Rechenfehler oder doch Magie?
Was auch immer die Limomacher in St. Louis tatsächlich zur Namenswahl bewogen haben mag – bei dem Software-Giganten Microsoft
in Redmond (U S-Staat Washington) scheint die diesbezügliche Antwort auf der Hand zu liegen. Wie anders hätte man wohl das spärlich bejubelte Betriebssystem
»Vista« vergessen machen sollen als mit dem vergleichsweise magischen Label »Windows 7«.
Schon früh in der Geschichte der Personal Computer (PC) setzten Software-Entwickler auf die Sieben. Die Rede ist von jenem
Betriebssystem, mit dem der P C-Hersteller Apple ab 1991 seinen Durchbruch an die Weltspitze einleitete und das deshalb als Big Bang (= Urknall) in die Geschichte eingehen
sollte: System 7. Dennoch sei erwähnt, dass Big Bang – anders als Windows 7 – eine Version mit der laufenden Nummer »6« voranging.
Nicht gerade an die Weltspitze, dafür aber ans Sonnenlicht der deutschen T V-Landschaft schaffte es der Münchner Privatfernsehsender Pro7. 1987 unter dem Namen Eureka TV gegründet – einer Verschmelzung von Europa
und heureka (griechisch = ich hab’s gefunden) –, begann der Sender vom Start weg zu kränkeln, bis ihn ein Jahr später der Münchner Filmhändler Leo Kirch übernahm, in Pro7
umtaufte und damit sein Medienimperium entscheidend ausbaute. Allein die offizielle Erklärung für den neuen Namen ist doppeldeutig:
Programm für 7 Tage
. Mehr als sieben Tage sind es jedenfalls inzwischen schon geworden, trotz mehrfachem Gesellschafterwechsel und zwischenzeitlicher
Milliarden-Defizite.
Ob man sich beim Konkurrenten RTL ebenfalls an der Zahl der Wochentage orientierte, als man im Jahr 2005 denniederländischen Sender Yorin in RTL 7 umtaufte, steht mangels offizieller Erklärung dahin. So darf man darüber spekulieren,
ob die Luxemburger Gruppe, in deren Senderfamilie es bis dahin weder einen Sender RTL 3 noch RTL 6 gab, womöglich ähnlich
auf die Kraft der »magischen Zahl« setzte wie der australische Sender Seven Network, der seit rund vierzig Jahren sein jeweils
neues Sendeschema mit Jingles wie ›The Seven Revolution‹, ›Seven Colors Your World‹, ›Only the Best on 7‹ oder ›Lucky Seven‹
einläutet.
Auch Produkte anderer Branchen kommen gerne im Doppelpack mit der Sieben daher. So verkauft etwa der Tabakriese Rothmans,
Benson & Hedges in Kanada einen Teil seiner Kingsize- oder Short-Zigaretten in Packungen mit dem Aufdruck »Number
7«; ein internationaler Kindermodenkonzern
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