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Sieben

Sieben

Titel: Sieben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reinhard Schlueter
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sparen musste, wurde indes erst später nachgereicht. Dagegen wusste man schon früh
     um die einzig wirksame Methode, sich besagte sieben Jahre Unglück vom Leib zu halten: Man musste nur die Scherben sieben Stunden
     unberührt liegen lassen, bevor man sie wegräumte.
    So mag die Sieben also von einem großen Teil der fast sieben Milliarden Menschen als positiv, wenn nicht gar als Glückszahl
     angesehen werden – selbst bei jenen, die nicht »im siebten Himmel« oder auf »Wolke sieben« schweben. Beinahe noch interessanter
     ist die Frage, warum jene Zahl, die numerologisch für Sieg, nach biblischer Exegese für Vollkommenheit steht und in schamanischen
     Kulten als »kos mische Zahl« angesehen wird, weltweit ebenso in Exekutive, Legislative und Judikative wirksam ist – bis hin zu den höchsten Staatsämtern!
    Zufall, Mystik, Magie oder ebenfalls nur Aberglaube? Oder gibt es für die Sonderstellung dieser Zahl handfeste, historisch
     nachvollziehbare Gründe?

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    Sieben Mal, sieben Mal – das ist unsere Zahl
Über die Allgegenwart der Sieben
    Es lassen sich in allen Epochen und Kulturen unschwer zahllose Volks- und Aberglaubensbezüge der Sieben finden – vom überkommenen
     Brauch in der hessischen Wetterau, Knaben vor deren siebentem Geburtstag nicht die Haare zu schneiden, bis zur Gewohnheit
     tadschikischer Nomaden, ihre Pferde mittels sieben Fruchtkapseln eines bestimmten Krautes gegen den »bösen Blick« zu schützen.
     Worin liegen die Gründe für diese Siebenbezüge? Oder ein anderes Beispiel: Das New Yorker Lincoln-Center und die nationale
     japanische Reichsbibliothek in Tokio zählen zu den weltweit bedeutendsten Kultureinrichtungen. Dabei würde man die eine (unter
     anderem Sitz der Metropolitan Opera und der New Yorker Philharmonie) mit der anderen (mit 9,4   Millionen Bänden die größte Bibliothek Japans) wohl kaum in einem Atemzug nennen, gliederten sich beide nicht in jeweils sieben
     Abteilungen. Warum gerade sieben und nicht fünf, sechs, acht oder neun?
    Ähnliche Fragen stellen sich auch andernorts: Warum besitzt etwa der Hegelsaal der Stuttgarter Liederhalle die Form eines
     Siebenecks und nicht die eines Fünf-, Sechs- oder Neunecks, warum gibt es in Japan sieben Nationaluniversitäten (zenkoku shichidaigakun)
     und nicht deren sechs, acht oder zwölf? Oder weshalb wurden an der US-amerikanischen Ostküste zwischen 1837 und 1889 nicht
     mehr undnicht weniger als sieben »Women’s Colleges« – »The seven sisters« genannt – gegründet, um die zu jener Zeit im Argen liegenden
     Bildungsmöglichkeiten für Mädchen und Frauen denen der Knaben und Männer anzugleichen?
    So gesehen kann man es geradezu als Glück ansehen, dass die französischen Konstrukteure der New Yorker Freiheitsstatue deren
     Bedeutung gleich mitlieferten. Zwar hatte Frankreich 1886 den Übergabetermin zur Hundertjahrfeier der amerikanischen Unabhängigkeitserklärung
     um ganze zehn Jahre verpasst, dafür wussten die Beschenkten anschließend umso genauer, dass die siebenstrahlige Krone des
     93   Meter hohen Monuments die »sieben Kontinente« symbolisiert – soll heißen: Nordamerika, Südamerika, Europa, Asien, Afrika,
     Australien & Ozeanien, Antarktis.
    Über die Bedeutung eines weiteren siebenzackigen Symbols war man sich zu jener Zeit in den USA indessen längst im Klaren.
     Was sollte ein Sheriffstern wohl anderes symbolisieren als die sieben Tugenden: character, integrity, knowledge, honor, courtesy,
     loyalty and judgment (Charakter, Integrität, Kenntnis, Ehre, Höflichkeit, Loyalität und Gerechtigkeit).
    Man kann die bisherigen Beispiele getrost als »zufällig« bezeichnen. Immerhin ließen sich mindestens ebenso viele Bauwerke,
     Institutionen oder Symbole nennen, die nach dreiteiligem, viergliedrigem, fünfeckigem oder sechsstrahligem Prinzip funktionieren.
     Und in der Tat könnte man – allen Aberglaubensbezügen zum Trotz – kaum von einer Sonderrolle der Sieben in der Kulturgeschichte
     der Menschheit sprechen, würden sich die weltlichen Siebenbezüge im großen Ganzen mit den genannten Beispielen erschöpfen.
     Das aber ist mitnichten der Fall. Genau gesagt, stehen wir eben erst am Anfang unserer Betrachtung. Denn mehr noch als etwa
     in Volksglauben, Kultur und Architektur hat die Sieben unter anderem dort Platz gegriffen, wo die Triebkräftedes Wachstums wirksam sind und wo die Sieben ein ums andere Mal dafür herhält, einem Produkt, einer Institution oder einem
    

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