Siebenmeter fuer die Liebe
»Und man muss gelenkig sein.«
»Das schadet nichts, man kann das aber auch alles lernen.« Florian Hoffmann mustert Jette freundlich. »Du siehst ja schon sehr gelenkig aus. Aber was glaubt ihr, ist das Wichtigste? Frieda, was meinst du? Oder du, Marie?«
Frieda ist schneller: »Die Spielregeln und das Mannschaftsspiel.« Alle starren sie an. Sie guckt ruhig zurück. »Ich habe gegoogelt. Die Regeln sind gar nicht so schwer.«
Mela und Jette kichern, was Frieda völlig ignoriert. »Ich habe sie mir ausgedruckt. Und ich habe gelesen, dass eine Mannschaft nur gut ist, wenn alle zusammenspielen können. Ich fand das interessant.«
»Sehr schön, Frieda. Also, dann wollen wir doch mal anfangen, ganz von vorne und so, dass es allen Spaß macht. Immer zu zweit einen Ball, wir lernen erst mal fangen und werfen.«
|89| Hi Ellen,
wir haben jetzt schon dreimal Handball-AG gehabt und jedes Mal bin ich hinterher total fix und fertig. Es ist gar nicht so schwierig, so zu tun, als hätte ich keine Ahnung, weil ich alle Paarübungen einfach zusammen mit Frieda mache. So wie sie wirft, kann man gar keinen Ball fangen, und in dem Tempo, in dem sie sich bewegt, sieht jede Übung unmöglich aus. Was mich wahnsinnig macht, ist diese dämliche Jette! Ich muss dauernd an deine Geschichte von Vanessa denken, ganz genauso ist unser blondes Gift. Sie zieht ihre Show nur leider nicht für die Jungs aus der B-Jugend ab, sondern einzig und allein für Florian Hoffmann. Und der fällt da anscheinend auch noch drauf rein. Sie fängt nicht einen Ball, sie bewegt sich, als wenn sie auf dem Schwebebalken hüpft, sie braucht ewig, bis sie in der Umkleidekabine ihre Haare fertig gesteckt hat, kurz: SIE GEHT MIR AUF DEN NERV!!!
Mich ignoriert sie, wahrscheinlich, weil ich immer mit Frieda zusammen trainiere, wir sind für sie die Oberloser. Ist mir ganz recht. Ich würde sooo gerne mal wieder richtig spielen. Na ja. Aber Florian ist einfach toll. Er hat neulich ein paar Mal aufs Tor geworfen, hat nicht gemerkt, dass ich noch auf dem Flur stand. Wahnsinn! So möchte ich mal spielen können. Anton ist jetzt übrigens in den Fußballverein eingetreten, das wollte er unbedingt, weil sein neuer Freund Lars da auch spielt. Meine Mutter kam natürlich |90| sofort mit einem Aufnahmeformular für die Handball-Abteilung an, ich habe dankend abgelehnt. Ich will keinen neuen Verein, außerdem haben die montags Training, da habe ich AG. Und wer ist so irre, Florian Hoffmann gegen irgendeinen langweiligen Stadtteiltrainer einzutauschen? Ich bestimmt nicht!
Kathi kann übrigens ganz gut spielen, die kann ja werfen, fangen und prellen. Das mit dem Torewerfen klappt noch nicht so, aber das sieht bei ihr schon fast richtig aus. Und Marie ist affenschnell. Die hängt mich ab, das kannst du dir nicht vorstellen. Gestern hatte ich wieder so eine Begegnung der dritten Art mit dem Großstadtaffen. Ich war bei Karstadt, weil ich mir die ›Handballwoche‹ kaufen wollte, warte an der Kasse, plötzlich steht der hinter mir und sagt: »Na, willst du ein bisschen auswendig lernen, damit der tolle Hoffmann denkt, dass ihr Mädels Ahnung vom Handball habt?« Was ist das bloß für ein Idiot? Ich könnte ihm jedes Mal eine reinhauen. Aber dann denke ich an Malente und dass das schon in zweieinhalb Monaten ist. Und gucke ihn gelangweilt an.
Jetzt muss ich Schluss machen, ich gehe gleich zu Frieda. Am Donnerstag hab ich Mathearbeit. Drück mir die Daumen! HDGDL, Paula
|91| Hey Paula,
ich finde, dass du Julius ziemlich oft triffst …
Vanessa kommt nicht mehr zum Handball, sie findet uns zu »ruppig«. Das hat sie zu Max gesagt, der guckt deshalb nicht mehr bei uns zu. Wenigstens sind wir sie los.
Mehr ist nicht passiert, Küsse, Ellen
Ellen!
Ich schreib nicht oft über den Idioten!!!
Paula
|92| Jeder eine Drei
Friedas Mutter öffnet mir die Tür. Sie lässt mich vorbei und deutet zur Treppe. »Frieda ist oben. Geh ruhig rauf.« Ich frage mich, ob ich jetzt jede Tür öffnen muss, weil ich keine Ahnung habe, welches ihr Zimmer ist, als ich plötzlich einen lauten Sportkommentator aus dem Fernseher höre:
»Sie spielen sie schwindelig, wieder Hens … zu Schwarzer, der dreht … meine Güte, er ist nicht zu halten … und, ja! Tor! Das 28: 27, was eine Spannung!«
Ich öffne ungläubig die Tür, hinter der ganz offensichtlich ein Spiel der deutschen Handball-Nationalmannschaft läuft, und sehe Frieda, die aufrecht vor dem Fernseher
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