Siebenmeter fuer die Liebe
|172| beim dritten steht Mela im Weg. Beim vierten Mal läuft niemand los, dafür fangen Kathi und Marie an zu lachen. Schließlich klatscht Frieda in die Hände. »Nein, nein, nein. Noch mal von vorn. Johanna, du läufst hier, Lucie, du kommst von da, und ich bin hier. Und Mela da.« Sie geht mit langen Schritten die Wege ab und fuchtelt wild dabei mit den Armen. Sie hat richtig abgenommen, ihre Sportklamotten schlackern. »Und dann …«
Plötzlich guckt sie erschrocken zu Florian Hoffmann, der kein Wort gesagt hat. »Oh, Entschuldigung. Aber das ist doch gar nicht so schwer.«
»Nein, Frieda, du hast es besser erklärt als ich. Sehr gut. Also, Mädels, neues Glück.«
Nach gefühlten dreihundert Mal Kreuzen lasse ich mich neben Kathi auf die Bank sinken. Die erste Gruppe übt jetzt ohne Abwehr, wir haben Pause. Sie wirft mir einen kurzen Blick zu. »Genervt?«
»Nein«, ich bewege vorsichtig meine verklebten Zehen. »Mir tun die Füße weh. Und so brüllend spannend sind diese Wiederholungen ja auch nicht.«
»Ich meinte eigentlich, ob du genervt vom Zickenkrieg bist.«
Ich stelle mich dumm. »Welcher Zickenkrieg? Wovon sprichst du?«
Sie grinst. »Das ist doch wahre Größe, ignoriere es. Mela giftet rum, es geht aber wohl mehr um ihr Liebesleben als um die Handball-AG. Ich habe ihr gesagt, |173| dass ich kein Bock darauf habe, ich will zum Schulturnier, sie soll sich zusammenreißen.«
Anscheinend habe nur ich nichts mitbekommen. »Ich kann mich anstrengen, wie ich will, sie können mich nicht leiden.«
Kathi beobachtet Jette im Tor, die mit hochrotem Kopf um jeden Ball kämpft und auch die meisten hält. »Wieso sie? Es ist nur Mela, du solltest das mir ihr klären. Jette und Lucie halten sich da raus. Die wollen spielen. Und die wissen auch, dass wir auf dem Turnier nur Chancen haben, wenn du in Form bist. Also, hau rein.«
Wir stehen auf, als Florian Hoffmann uns ein Zeichen gibt, und stellen uns in Position. Kathi dribbelt den Ball in die richtige Richtung, Marie fängt sicher ihren Pass, wir laufen gleichzeitig los, Marie spielt mich wunderbar an, zwei Schritte Anlauf, Sprung, volle Kraft aufs Tor und … Jette hält. Sitzt fast im Spagat auf dem Boden, den Ball unter sich begraben, und lächelt mich an. Stolz, nicht triumphierend, einfach nur stolz.
Und in diesem Moment kann ich Jette irgendwie gut leiden. Bis sie dann Mela zugrinst, die wie verrückt applaudiert und mich schadenfroh anguckt. Sie sind und bleiben Zicken.
|174| Herzklopfen
Als ich in Friedas Zimmer komme, fällt mir als Erstes das gerahmte Bild auf, das über ihrem Schreibtisch hängt: Florian Hoffmann in voller Aktion in Farbe und DIN-A1. Sie folgt meinem Blick und erklärt: »Göppingen gegen Lemgo, September 2005, er hat elf Tore geworfen.«
»Wo hast du das denn her?«
Umständlich stellt sie zwei Gläser und eine Saftflasche auf den Tisch. »Bei ebay ersteigert, für vier Euro. Mein Vater hat mir den Rahmen geschenkt.«
Sie deutet meinen Gesichtsausdruck falsch. »Was du jetzt denkst! Das Bild motiviert mich, allein schon im Hintergrund die ganzen Zuschauer, da hört man doch richtig den Lärm in der Halle. Stell dir vor, wie toll das ist, vor Zuschauern zu spielen, also natürlich nur, wenn man das richtig kann. Und was das für ein irres Gefühl sein muss, wenn man dann noch elf Tore wirft und das Spiel gewinnt.« Voller Hingabe betrachtet sie das Poster.
Ich räuspere mich. »Aber du bist nicht in ihn verknallt?«
»Ach, Paula, du fängst schon genauso an wie Mela, |175| Lucie und Jette, es geht immer nur um Liebe, ich finde das echt nervig. Jetzt komm, lass uns mit dem Referat anfangen, sonst werden wir heute nicht fertig.« Ungeduldig knallt sie die Bücher auf den Tisch und setzt sich so hin, dass sie das Bild im Rücken hat.
Eine Stunde und fünf Seiten später klingelt das Telefon. Friedas Mutter brüllt »Frieda, es ist für dich!«, und ich warte, bis Frieda wieder zurückkommt.
»Das war Jette.«
»Und?«
»Sie wissen nicht, wie sie weitermachen sollen.«
»Mit wem schreibt sie denn zusammen?«
»Mit Mela.«
Jetzt erst sehe ich, dass Frieda komisch guckt. »Was ist?«
Sie winkt ab und setzt sich wieder. »Egal.«
»Nein, komm, sag doch mal.«
»Ach, ich habe gesagt, dass sie ja vorbeikommen können, weißt du, Jette muss unbedingt eine Zwei im Referat kriegen, sie hat doch die erste Geschichtsarbeit so verhauen. Ich kann ihr ja helfen. Aber Mela hat gefragt, ob du auch hier wärst,
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