Siebenmeter fuer die Liebe
nicht, na, egal. Was machst du jetzt?«
Will sie mich gleich in Ruhe verprügeln oder warum fragt sie?
»Ich … ich weiß nicht. Wieso?«
Jette deutet auf das Café, in dem ich mir gerade die Pistazienkatastrophe gekauft habe. »Wir könnten da ein Eis essen gehen. Du musst das ja nicht gleich wieder wegwerfen.«
Ich mit Jette? Im Café? Aber da sind wenigstens Zeugen. Trotzdem.
»Ich … ich habe gar kein Geld mehr mit.«
»Ich lade dich ein.«
Sie zahlt, dafür muss ich ihr bestimmt versprechen, mit der Handball-AG aufzuhören oder nie mehr mit Julius zu sprechen. Von wegen!
»Och nö, eigentlich habe ich auch gar keine Zeit. Danke, bis morgen.«
Jette guckt mich komisch an. Mehr enttäuscht als giftig. Aber das bilde ich mir vermutlich nur ein.
Zu Hause lade ich sofort meinen Akku auf und sehe, dass Julius mir drei SMS geschrieben hat.
»Ich bin schon bei Karstadt, wo bist du?«
»Kurz vor fünf, muss gleich los!«
»Grüße aus der Halle, rufe dich nach dem Training an!«
Super, darauf muss ich jetzt noch über eine Stunde |180| warten. Nur wegen Tante Ilse. Ich lege mich auf mein Bett, mache Musik an und die Augen zu.
»Falls du deinen Typen suchst, der ist gerade mit Mela in Richtung U-Bahn gegangen.«
Plötzlich fällt mir der Satz wieder ein, über den ich noch gar nicht richtig nachgedacht habe. Wieso ist Julius mit Mela zum Training gegangen? Oder hat sie ihn nur hingebracht? Was will sie denn in der Halle? Und wieso hat Julius nichts davon gesagt? Genau, Jette wollte mich nur einladen, damit Mela freie Bahn hat, es hätte ja sein können, dass ich auch in die Halle gehe und die beiden dann treffe. Es war alles Absicht. Mir wird ganz komisch im Bauch.
Frieda hat echt recht, es ist alles so furchtbar kompliziert, nur wegen der Liebe. Wieso heule ich denn jetzt? Julius ist doch ein Idiot. Und ich hasse Hamburg und die blöden Großstadtzicken.
»Paula, Telefon, Julius!«
Ich springe hoch und wische mir über die Augen, ich bin total verrotzt. Ich will gar nicht mit dem Blödmann telefonieren, wer weiß, was der mir alles erzählt. Und hinterher lacht er sich mit Mela und Jette kaputt.
»Paula!«
»Ja.« Vor lauter Tränen im Hals kann ich noch nicht mal rufen. Ich schlucke drei Mal und gehe die Treppe runter. Das Telefon liegt im Flur, ich nehme es mit auf mein Zimmer und mache die Tür hinter mir zu. Luft holen. Cool bleiben.
»Paula Hansen.«
|181| Pause.
»Hallo?«
»Ja, hier ist Julius. Hallo Paula, ist was passiert?«
»Ach, du bist es. Wieso?«
Der soll nicht merken, wie es mir geht.
»Du klingst so komisch.«
»Quatsch. Wie war dein Training?«
»Gut. Wo warst du denn um fünf? Ich dachte, wir wollten uns bei Karstadt treffen?«
»Ach ja, habe ich vergessen.«
Mir kommen schon wieder die Tränen. Ich finde seine Stimme so toll.
»Wie vergessen? Ich habe eine halbe Stunde gewartet, dann musste ich los.«
Jetzt traue ich mich. »Warst du alleine da?«
»Ja, klar. Du bist ja nicht gekommen. Auf dem Weg zur Halle habe ich Mela getroffen, die hatte dich auch nicht gesehen.«
Herzklopfen.
»Hast du sie gefragt?«
Er klingt ganz verblüfft. »Ja, sicher. Aber ich konnte nicht länger warten.«
»Sie hat mich aber gesehen, in der Post. Um halb fünf oder so.«
»Sie hat Nein gesagt. Na ja, ist ja egal. Ich fand es nur schade, dass du nicht gekommen bist.«
Wieder Tränen. Diese blöde Kuh.
»Ja.«
»Sag mal, Paula, heulst du?«
|182| Atmen. Eins, zwei, drei …
»Quatsch. Erkältet. Was wollte Mela in der Halle?«
Julius lacht leise. »Sie hat sich ein Aufnahmeformular für die Handball- B-Jugend geholt. Sie will in den Verein. Florian Hoffmann bringt wohl alle total durcheinander. Erst Jette, dann meine Schwester, jetzt Mela und sogar die dicke Frieda, auf einmal werden alle sportlich.«
»Frieda ist gar nicht mehr so dick.«
»Nein? Ich gucke sie nicht so genau an. Ich bin ja schon froh, dass du nicht nur wegen Hoffmann Handball spielst.«
Herzklopfen.
»Die anderen auch nicht. Also Mela zum Beispiel ist nicht in ihn verliebt.«
Jetzt lacht er laut. »Nein. Natürlich nicht. Hör doch auf, warum hängt sie sich denn sonst so rein? Klar ist sie verknallt.«
»Ja, aber nicht in …«
»Paula! Telefonierst du immer noch?«
»Brüllt da deine Mutter?«
»Ja. Ich muss Schluss machen.«
»Warte mal, können wir uns morgen Nachmittag treffen? Bitte.«
So fühlt es sich an, wenn man von innen schmilzt.
»Paula!«
»Was ist jetzt? Morgen um
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