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Siebenpfahl (German Edition)

Siebenpfahl (German Edition)

Titel: Siebenpfahl (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael R. Schröder
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ihm befand sich eine Presse, mit der der Doktor die Kräuter
zusammendrückte. Mit ihr konnte er Säfte herstellen, die für den Mix einer
Medizin erforderlich waren. »Schau, ich habe bereits die nötigen Kräuter und
Pflanzen zusammengetragen«, erklärte der Doktor. »Ich brauche aber auch die vorgeschriebenen
Anteile der jeweiligen Säfte, die ich in den Mix hinzugeben muss. Sieh in dem
Buch nach, ob es darin geschrieben steht.«
    Eberhard holte das Buch der Zauberpulver unter seinem
Gewand hervor. Er schlug es auf, las einige Zeit … dann blickte er auf. »Die
Kräuter zu gleichen Teilen. Die gesamte Menge muss mindestens einen Viertelbecher
ergeben.«
    »Aha«, meinte der Doktor. »Steht etwas über die Reihenfolge geschrieben?«
    Wieder las Eberhard, dann nickte er. »Man mische die sechs Kräutersäfte
beliebig ineinander, bevor man zum Schluss den Saft der wundersamen Blume
hinzugebe.«
    »Sehr gut!«, freute sich der Doktor. »Dann können wir die
Flüssigkeit bereits mischen und müssen nicht erst auf die Rückkehr der Frauen
und Kinder warten.«
    Ein Geräusch ließ die beiden Männer herumfahren. Es hatte sich
angehört, als ob ein Ast geknickt worden wäre.
    Der Kräuterraum hatte keine Glasfenster, so wie der Rest des
Hauses. An der rechten Seite befanden sich nur drei kleine Fensteröffnungen,
durch die zwar genug Licht hereinfallen konnte, die es aber einer Person nicht
ermöglichten, hindurchzuschlüpfen.
    Sie horchten angespannt, doch konnten sie nichts Auffälliges mehr hören.
»Vielleicht eine Ratte?«, vermutete der Doktor und blickte in das nachdenkliche
Gesicht Eberhards. »Was überlegst du?«
    »Ist vielleicht nur Einbildung«, flüsterte Eberhard. »Aber ich
habe vorhin da draußen einen Mann gesehen, der sich sonderbar verhielt!«
    »Was für einen Mann?«
    »Sein Gesicht konnte ich nicht erkennen, da er einen Hut mit
weiter Krempe trug.«
    »Dann lass uns nachsehen.«
    Als sie zur Haustür hinausgetreten waren und Eberhard sich umgesehen
hatte, zuckte er die Schultern. »Er ist nicht mehr zu sehen«, sagte er und
blickte in den schmalen Gang, der sich zwischen dem Haus des Doktors und dem angrenzenden
Badehaus befand. Die schmale Tür, die ihn sonst verdeckte, stand nun halb
offen, was vorhin noch nicht der Fall gewesen war.
    Eberhard deutete auf die Tür, und als der Doktor in den schmalen
Gang trat, folgte er ihm.
    Unter den drei kleinen Fensteröffnungen lag ein Ast, der in der
Mitte zerbrochen war. Eberhard hob ihn auf, »Der Bruch ist frisch«, stellte er
fest. »Sieh, das helle Holz. Es ist noch ganz sauber!«
    Der Doktor nickte, während er weiterhin den Boden nach Spuren absuchte.
»Hier«, bemerkte er plötzlich. »Ein Fußabdruck!«
    »Das Buch!«, rief Eberhard entsetzt und rannte den Gang zurück. Er
beeilte sich so sehr er konnte, doch auf der Straße stieß er mit einer Frau zusammen,
die eine Kanne Milch trug. Beide stürzten zu Boden. »Was ist denn nur in dich gefahren!«,
fluchte die Frau, doch Eberhard stand auf und rannte weiter. Während er durch
das Behandlungszimmer in den Kräuterraum eilte, erfasste ihn Panik. Er hatte das
Buch auf den Tisch gelegt, ohne darüber nachzudenken, wie leichtsinnig es war,
es einfach so liegen zu lassen. Als er es nun erblickte, stieg Erleichterung in
ihm auf , »Danke, lieber Gott, ich danke dir von Herzen!«, flüsterte er
und nahm es an sich.
    Er ging hinaus, um nach Pauline zu sehen, mit der er
zusammengestoßen war. Der Doktor hatte ihr wieder auf die Beine geholfen und war
damit beschäftigt, ihre Kleidung notdürftig von der vergossenen Milch zu
säubern. Als sie Eberhard erblickte, huschte ein Lächeln über ihr Gesicht. »Ich
muss Ilse fragen, ob du immer so stürmisch bist, mein Lieber«, scherzte sie und
zwinkerte dem Doktor belustigt zu.
    Der Doktor lachte, während Eberhard den Kopf schüttelte.
     
    *
     
    K rummhold war in Siebenpfahls Haus zurückgeeilt. Als er das
Wohnzimmer betrat, wäre er fast zu Tode erschrocken. In einem der Sessel saß
ein Ritter und blickte ihn durchdringend an.
    »Wer seid Ihr?«, fragte Krummhold mit krächzender Stimme.
    »Ich bin Ritter Ignatz. Siebenpfahl schickt mich, um Euch zu
fragen, ob Ihr schon etwas herausfinden konntet!«
    Krummhold musste sich erst sammeln, zu tief saß der Schrecken. Er
setzte sich in den freien Sessel und schnaufte hörbar aus. »Der Bäcker und der
Doktor haben das Buch«, begann er. »Sie haben die Kräuter fast alle zusammen.
Sie warten nur noch auf eine

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