Siebenpfahl (German Edition)
bestimmte Blume, die irgendwelche Frauen mit ihren
Kindern besorgen sollen. Mehr konnte ich bisher nicht erfahren.«
Der Ritter nickte, dann erhob er sich. »Ich werde es Siebenpfahl
ausrichten. Haltet Ihr weiterhin Augen und Ohren offen.«
*
E s waren nur noch wenige Meter, dann hatten sie die erste Stelle erreicht.
Margret hoffte, dass sie die Blume sogleich hier finden würde, denn sollte das
nicht der Fall sein, so müssten sie weiter ziehen … und wertvolle Zeit verlieren.
Auch wusste sie nicht, ob dann die anderen Frauen noch Lust hatten,
den Spaziergang weiter fortzuführen – waren doch die gepflückten Blumensträuße
schon üppig genug.
Die beiden Ritter beobachteten die Gruppe mit geringem Interesse,
während einer von ihnen gelangweilt auf einem Grashalm herumkaute. »Denen ist
nicht so langweilig wie uns«, brummte er.
»Naja, lieber liege ich hier und ruhe mich aus, als dass ich Blumen
pflücke«, gab der andere zurück und hielt seinen Blick weiter starr auf die
Gruppe gerichtet. »Soll ich mal runter gehen und fragen, ob du ihnen helfen
darfst?«
»Uns wurde gesagt, dass wir kein Aufsehen erregen sollen, also
lass es bleiben!«, gab der mit dem Grashalm zurück. »Wir würden dann vielleicht
sogar noch die warnen, auf die wir eigentlich warten.«
Margret führte die Gruppe an und war nun an der Stelle angekommen,
an der sich die Blume nach Conrads Beschreibung befinden müsste. Das Gras war
hoch und wurde sanft vom Wind hin- und her bewegt. Margret konnte keine Blume
sehen und verspürte den Anflug von Panik, denn sie hatte inbrünstig gehofft, sie
hier zu finden. Sie kniete nieder und fuhr mit den Händen in das Gras hinein,
um es auseinander zu stoben, als sie plötzlich innehielt. Sie sah etwas Leuchtendes
herausschimmern, fuhr weiter hinein und sah plötzlich die Blume.
Sie war nicht groß, doch von solcher Schönheit, dass Margret für
einen Augenblick alles um sich herum vergaß. Um die Blume zu beschreiben,
fehlte es ihr an Worten, denn niemals zuvor hatte sie ein solch schönes Gewächs
gesehen. Die Blume schien alle Farben zu besitzen, die die Natur zu bieten
hatte. Am liebsten hätte sie ihren Blick gar nicht mehr von ihr abgewendet,
doch sie musste sie nun herausreißen und schnellstmöglich zum Doktor bringen.
Vorsichtig griff sie nach dem Stängel und rupfte ihn sanft heraus.
Sie steckte die Blume inmitten des bereits gepflückten Blumenstraußes und ein überwältigendes
Gefühl stieg in ihr auf. Gerne hätte sie einen Freudenschrei ausgestoßen, doch
sie wusste, dass sie beobachtet wurden.
Nachdem sie noch ein paar Minuten suchend umhergelaufen war, wandte
sie sich den anderen Müttern zu. »Ich glaube, wir haben genug gepflückt und
sollten uns auf den Heimweg machen.«
»Das meine ich auch«, pflichtete Lisbeth bei, Margrets beste Freundin.
Lisbeth deutete nach oben. »Wenn ich mir nämlich die dunklen Wolken ansehe, so
sollten wir uns sogar beeilen.«
Auch die beiden Ritter blickten nach oben. Schwarze Wolken waren
aufgekommen und deuteten an, was sich in absehbarer Zeit über ihnen entladen
würde. »Verdammt!«, fluchte der eine und nahm den Grashalm aus dem Mund. »Ich
glaube, es erwischt uns heute besonders heftig!«
*
S iebenpfahls Blick war wutverzerrt. Die Nachricht, die Ritter
Ignatz ihm soeben von Krummhold überbracht hatte, ließ ihm die Zornesröte ins
Gesicht steigen. Er musste nun dringend handeln, wofür er Ignatz auftrug,
sofort die Pferde satteln zu lassen.
In scharfem Galopp trieben Siebenpfahl und seine Männer die Pferde
über Felder und Wiesen. Als sie in den Wald hineinritten, der an einen
holprigen Acker grenzte, hallte der Lärm der Hufe so gewaltig zwischen den
Bäumen, dass das Wild aufgescheucht wurde und panisch die Flucht ergriff.
Bald hatten sie die erste in Frage kommende Stelle erreicht und
zügelten ihre Pferde. Die beiden Wachen blickten zu ihnen empor, ohne ein Wort
zu sagen.
»Was habt ihr zu berichten?«, unterbrach Siebenpfahl das
Schweigen. Sein Blick war ungeduldig.
»Es war bisher niemand hier«, antwortete einer von ihnen.
»Auch keine Frauen und Kinder?«
»Auch die nicht.«
Siebenpfahl verschwendete kein weiteres Wort. Brutal riss er sein
Pferd herum und trieb es an – seine Männer folgten ihm.
Der Waldweg, auf dem sie sich befanden, war etwa drei Meter breit.
Links von ihm tat sich eine steile Böschung auf, während auf der anderen Seite der
Wald steil anstieg. Sie trieben ihre Pferde
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