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Siebenpfahl (German Edition)

Siebenpfahl (German Edition)

Titel: Siebenpfahl (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael R. Schröder
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dem Vorhang
hinaus.
    Er hatte richtig gehört! Johann stand mit dem Bäcker zusammen vor
dessen Haus. Dass die beiden eng beieinander standen und tuschelten, erweckte
Krummholds Aufmerksamkeit. Er trank seinen Becher aus und stellte ihn auf dem
Tisch ab. Dann ging er in Siebenpfahls Schlafzimmer. Darin stand ein alter und wertvoller
Schrank, auf dem ein Hut lag. Er nahm ihn herunter und begutachtete ihn. Der
Hut war grau und unauffällig, die Krempe tief und breit – gut, um das Gesicht darunter
zu verbergen.
    Krummhold ging zur Haustür und versuchte hindurch zu lauschen,
konnte aber nicht hören, über was sich die beiden unterhielten. Sein Instinkt
sagte ihm jedoch, ein Auge auf den Bäcker zu werfen und sich an dessen Fersen
zu heften. Noch länger hinter der Tür zu lauschen würde keinen Sinn ergeben, und
so ging er wieder zum Fenster und sah gerade noch, wie Johann in Richtung Burg
davon ging. Der Bäcker selbst begab sich zurück in sein Haus, ließ aber die Tür
offen stehen. Krummhold schloss daraus, dass er nur etwas holen und gleich
wieder herauskommen würde.
    Krummhold musste nicht lange warten. Soeben trat der Bäcker aus
seinem Haus und schloss die Tür. Als er sich umdrehte, fiel sein Blick auf das
Fenster, hinter dem sich Krummhold verbarg, sodass dieser erschrocken den Kopf
zurückzog. Als Krummhold erneut hinter dem Vorhang hervorspitzelte, war der
Bäcker verschwunden.
    Krummhold öffnete die Tür und blickte hinaus. Er sah den Bäcker eiligen
Schrittes in Richtung Burg davongehen. Hastig trat er aus dem Haus, zog die Tür
hinter sich zu und folgte ihm.
    Bäcker Eberhard hatte es eilig. Er hatte von Johann erfahren, dass
der Doktor die sechs Pflanzen beisammen hatte, aber die siebte noch fehlte.
    Am Haus des Doktors angekommen, klopfte er an die Tür. Während er darauf
wartete, dass sie geöffnet würde, blickte er umher und betrachtete die
Menschen, die sich in der Burgstraße und auf dem gegenüberliegenden Marktplatz
aufhielten. Manche standen zusammen und unterhielten sich, andere wiederum gingen
zielstrebig ihres Weges. Die umherspringenden Kinder lachten fröhlich. Einige
spielten Fangen, andere hatten sich einen metallischen Kessel in den Sand
gestellt, um von einiger Entfernung Steine in ihn hineinzuwerfen. Manchmal
knallte es scheppernd und man wusste, dass wieder eines der Kinder getroffen
hatte. Es herrschte der Eindruck, dass nichts auf der Welt diese Idylle stören
konnte, abgesehen von den dunklen Wolken am Himmel.
    Gerade als ihm der Mann auffiel, der in einiger Entfernung mit
gesenktem Kopf dastand und etwas unter seinem Gewand suchte, wurde die Tür
geöffnet. »Komm herein, Eberhard«, lächelte ihn der Doktor an und trat zur
Seite, um Eberhard einzulassen. Während Eberhard der Aufforderung des Doktors
folgte, schaute er sich noch einmal flüchtig nach dem Mann mit dem Hut um,
konnte jedoch nicht erkennen, um wen es sich handelte. Zu sehr verdeckte die
Hutkrempe dessen Gesicht.
    Das Haus des Doktors war im Vergleich zu anderen Häusern eher groß
ausgefallen. Das Haus ließ erahnen, dass er sehr wohlhabend war. Hatte er
früher nur Reiche behandelt, so war er vor vielen Jahren dazu übergegangen, sich
auch um arme Menschen zu kümmern, ohne einen Preis dafür zu verlangen.
    Der Vorraum war etwa drei auf zwei Meter groß. In der Wand direkt
gegenüber der Haustür befanden sich zwei Türen, in der Wand rechts nur eine.
Diese durchgingen sie nun und kamen in das Behandlungszimmer des Doktor,
welches für Eberhards Geschmack etwas zu luxuriös eingerichtet war. Rechts an
der Wand, direkt vor dem Fenster zur Straße hin, stand ein Tisch. Auf ihm
befand sich ein kleines Tintenfass, aus dem eine Gänsefeder ragte. Hinter dem
Tisch stand ein fein verzierter Stuhl. Er war gepolstert und wirkte edel. An der
Wand gegenüber befand sich eine Liege, daneben ein weiterer Stuhl. Eine
Wasserschüssel, ein Kerzenständer mit insgesamt zehn Kerzen und zwei
Arzneischränke waren weitere Gegenstände, die der Raum beinhaltete.
    Links in der Wand befand sich eine Tür, durch die der Doktor nun
hindurch trat. »Komm, Eberhard«, rief er. »Ich zeige dir den Kräuterraum.«
    Der Raum war nicht sonderlich groß, nur etwa vier auf fünf Meter.
An den Wänden links und rechts, sowie an einem Teil der Wand gegenüber, waren
Regale angebracht. Unzählige Schüsseln, Behälter und Gläser füllten sie. An der
gegenüberliegenden Wand, direkt neben der Tür, die ins Freie führte, stand ein
Tisch. Auf

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