Siebenpfahl (German Edition)
in wildem Galopp und drosselten
ihre Geschwindigkeit auch dann nicht, als ihnen drei Waldarbeiter entgegenkamen.
Schnell hatten die drei Arbeiter erfasst, dass sie unter die Hufe
kommen würden und flüchteten den Hang hinauf, wo sie sich in Sicherheit
brachten. »Was sind das für rabiate Gesellen?«, stieß einer der Arbeiter
verärgert hervor, nachdem die Horde vorbeigeprescht war.
»Dämliche Ritter, deren Stolz sich in ungehobelter Rücksichtslosigkeit
widerspiegelt«, antwortete ein anderer.
Die Arbeiter gingen weiter und bekamen so nicht mit, dass der
scharfe Galopp der ungehobelten Meute soeben seinen Tribut forderte: Eines der
Pferde war samt Reiter den steilen Hang hinabgestürzt. Während das Pferd sofort
wieder auf den Beinen stand und unverletzt schien, blieb der Reiter regungslos
liegen.
Die Gruppe hatte angehalten und Ritter Ignatz stieg sogleich vom
Pferd, um dem Kameraden zu helfen. Den steilen Hang rutschte er dabei auf der
Seite sitzend hinunter.
Nachdem er seinen Kameraden untersucht hatte, nahm sein Gesicht
einen fahlen Ausdruck an. »Er hat sich das Genick gebrochen!«, rief er mit
bitterer Stimme nach oben zu den anderen, die auf ihren Pferden sitzengeblieben
waren und zu ihm herunterblickten. Sofort bekreuzigten sie sich und sprachen leise
Gebete vor sich hin, doch Siebenpfahl hob die Augenbrauen. »Beeilt euch, wir
müssen weiter!«
Der Anführer der Ritter nickte, dann bedachte er Siebenpfahl mit einem
bedeutungsvollen Blick. »Wir reiten weiter, Ignatz soll sich um ihn kümmern.«
Siebenpfahl zog sein Pferd herum und galoppierte los … und wieder
folgten ihm die Ritter ohne Zögern.
An der nächsten Stelle angekommen … an der sich zwei Bäche einten,
fiel Siebenpfahl sofort das zusammengetretene Gras auf. Hier mussten sie
gewesen sein, so dachte er. »Habt ihr Frauen mit Kindern gesehen?«, rief er den
Wachposten in wirschem Tonfall zu und ließ ein ungeduldiges Handzeichen folgen.
»Ja, eine ganze Gruppe war es!«, kam die Antwort.
»Was haben sie hier gemacht?«
»Sie haben Blumen gepflückt.«
»Und ihr habt sie ziehen lassen?«, herrschte Siebenpfahl sie an.
»Wir sollten uns unauffällig verhalten und so dachten wir…«
»Ihr sollt nicht denken!«, unterbrach ihn Siebenpfahl ungehalten,
dann riss er sein Pferd herum und trieb es weiter …
*
D as fröhliche Kindergeschrei klang wie Musik in Margrets Ohren. Sie
liebte diese Art der Unbekümmertheit, der sich wohl nur Kinder hingeben konnten.
Jedes wollte den schönsten Blumenstrauß gepflückt haben und so musste sie herzhaft
lachen, als der kleine Adam den seinen in die Höhe hielt, um lauthals zu
verkünden, dass seiner der Schönste von allen sei.
Sie waren jetzt den Berg so weit hinaufgestiegen, dass sie das
Stadttor sehen konnten. Nur noch etwa zweihundert Meter, dann hatten sie es
geschafft. Margret sah mit kritischem Blick zum Himmel hoch. Die Wolken wurden
immer dunkler. Soeben bekam sie den ersten Regentropfen ab. Sie blickte nach
hinten, wollte nachsehen, ob die Gruppe noch beisammen war … da fuhr ihr der
Schreck bis ins Mark hinein: Unten, auf einem freien Wiesenstück, erblickte sie
eine Reitergruppe, die sich in schnellem Galopp näherte. Sie konnte sich
denken, was das zu bedeuten hatte. Sie wurden verfolgt und mussten sich
beeilen. Würde man sie einholen, wäre alles verloren. »Lauft schnell!«, schrie
sie und schob ein paar Frauen an sich vorbei. »Wir werden überfallen! Lauft,
lauft! Beeilt euch!«
Die gerade noch fröhliche Stimmung schlug in Hysterie um. Mütter
wie Kinder schrien laut durcheinander und rannten zum Stadttor hin.
Margret hatte auf Irmel warten müssen, die ganz hinten mit Lisbeth
gegangen war. Mit Schrecken stellte sie fest, dass die Reiter schnell aufholten.
Am liebsten hätte sie geschrien, doch sie musste einen kühlen Kopf bewahren. Sie
ergriff Irmels Hand, die zu weinen begann, und rannte mit ihr los. Während sie
rannten, stolperte Irmel immer wieder, sodass Margret sie meist hinter sich herziehen
musste und wertvolle Zeit verlor.
Auch die Wachmänner am Stadttor waren bereits auf das Geschrei aufmerksam
geworden. Ihr Anführer gab den Befehl, die Bogen zu spannen. Sofort hatte er erkannt,
dass es sich bei den Angreifern um kampfstarke Ritter handelte und musste nun auch
schleunigst das Tor schließen lassen!
Während die ersten Frauen durch das Tor eilten, begannen zwei der
Wachen damit, die Ketten zu lösen, die das schwere Tor oben hielten.
Margret
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