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Siebenpfahl (German Edition)

Siebenpfahl (German Edition)

Titel: Siebenpfahl (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael R. Schröder
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abzunehmen, ist eine andere Sache.« Er lachte kurz, dann zog er sein
Pferd etwas herum und hob die Hand …
     
    *
     
    D er Angriff kam für den Befehlshaber der Wachmannschaft an dieser
Stelle überraschend. Er war sich sicher gewesen, dass ein Heer von der Stärke
und Kampfeskraft wie das von Kathar den direkten Weg durch das Stadttor suchen
würde.
    Er zählte etwa zwanzig Reiter, die aus dem Wald herausgeprescht
waren und nun mit einem Höllenlärm auf die Stadtmauer zuritten. War es ein
Ablenkungsmanöver, sodass er seine Leute vom Stadttor abziehen und dort hoch
schicken sollte? Er sah sich um und winkte seinem Stellvertreter. »Nimm zehn Bogenschützen
und warte mit ihnen hinter der Mauer. Sollten die Angreifer versuchen, darüber zu
klettern, so macht sie unschädlich!«
    Er hatte bewusst Bogenschützen gewählt. Armbrustschützen hätten zu
lange für das Nachspannen gebraucht oder die doppelte Anzahl Männer erfordert.
Er wollte das Stadttor so lange wie möglich verteidigen, wofür die sechzig
Männer, die er zur Verfügung hatte, sowieso schon viel zu knapp bemessen waren.
    Er wusste, Kathars Ziel war die Burg und der Hauptangriff würde bald
erfolgen.
    Da sah er sie!
    Weit über hundert Kämpfer ritten im leichten Galopp auf das
Stadttor zu. Das Pferdegetrampel war schon angsteinflößend, doch bereitete ihm
das Heer, das es verursachte, viel größere Sorgen: Zu gut konnte er sich
vorstellen, welche Kampfeskraft in ihm steckte.
    Er war überrascht, dass die Reiter so eng zusammen ritten. Was
sollte das? Sie mussten doch wissen, dass sie auf diese Art ein gutes Ziel für
seine Armbrust und Bogenschützen abgaben.
    So gab er den Befehl an die Bogenschützen, die erste Salve auf die
Angreifer abzufeuern. Doch plötzlich und wie auf ein unsichtbares Kommando hin,
hoben viele der Reiter außergewöhnlich große Schutzschilde empor, an denen der
Großteil der Pfeile abprallte. Die Schilde bildeten ein schützendes Dach über
den Reitern, die unaufhaltsam weiter auf das Stadttor zuritten.
    Der Befehlshaber der Wachmannschaft konnte nur einen einzigen Reiter
entdecken, der getroffen aus dem Sattel gefallen war.
    Er hörte Schreie und dumpfe Aufschläge. Als er sich umdrehte, sah er
zwei seiner Bogenschützen getroffen am Boden liegen und er fragte sich, wer
wohl die Pfeile auf sie abgeschossen hatte. Von den näherkommenden Reitern konnte
es keiner gewesen sein, da war er sich sicher.
    Er spähte zum Waldrand hinüber, wo sich vermutlich Scharfschützen
postiert haben mussten. Die Reichweite wäre dann jedoch verblüffend, denn immerhin
waren es knapp dreihundert Meter, die zwischen dem Stadttor und dem Waldrand
lagen. Wer konnte so gut schießen? Und welch starke Spannvorrichtungen waren
notwendig, um solche Entfernungen mit der nötigen Durchschlagskraft zu überbrücken?
    »Die schießen aus dem Wald heraus!«, rief einer von oben herunter.
»Schicke uns Männer hoch, damit sie uns mit Schilden schützen!«
    Der Befehlshaber überlegte: Auch diese Maßnahme würde seine
Gegenwehr schwächen. Denn Männer, die Schutzschilde hielten, konnten selbst
nicht kämpfen. Hatte er also sechzig Mann, so konnten nur etwa dreißig von
ihnen auf den Gegner schießen.
    Das Stadttor selbst war zudem keines der besonders angriffssicheren
und hatte im unteren Bereich der Mauer nur wenige Schießscharten zu bieten.
Hätte er seine Männer an diesen postiert, so wäre gegen eine solche Armee
sowieso keine große Gegenwehr möglich gewesen. So mussten sie sich entweder
über dem Stadttor oder über der Stadtmauer aufrichten, um ihre Pfeile
abzuschießen.
    Dass der Gegner mit solch zielsicheren Armbrustschützen aufwarten
würde, hatte er nicht in seine Verteidigungsstrategie mit einbezogen, was sich
nun rächen sollte.
    Fieberhaft überlegte er weiter und kam zu dem Entschluss, dass es keinen
Sinn ergab, sich hier bis auf den letzten Mann vernichten zu lassen und den
Angreifern damit ohne großen Widerstand den Weg durch die Stadt zu ermöglichen.
Zwar waren vor der Burg noch etwa vierzig kampferprobte Männer postiert, doch
würden sie diesem Heer nicht viel entgegensetzen können. »Wir gehen zurück und
geben das Stadttor auf«, befahl er seinen Leuten. »Wir können sie in der
Burgstraße besser aus dem Hinterhalt bekämpfen und ihnen zumindest einen
größeren Schaden hinzufügen, als es hier der Fall wäre.« Er sah zu seinem
Stellvertreter hinüber und machte ihm deutlich, die Stellung aufzugeben und den
Rückzug

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