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Siebenpfahl (German Edition)

Siebenpfahl (German Edition)

Titel: Siebenpfahl (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael R. Schröder
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schreckte sie nicht davon
ab, ihre Stadt auf den bevorstehenden Angriff vorzubereiten. In einigen
Abständen wurden Barrikaden aus Baumstämmen und Ästen errichtet, die Schutz
gegen heranreitende Angreifer bieten sollten.
    Eberhard und der Doktor waren gerade im Begriff, das Haus des Doktors
zu betreten, als sie der Ruf des Stadtvorstehers erreichte. »Wartet!«, forderte
er sie auf und eilte heran.
    Seine Kleidung war genau wie die ihre völlig durchnässt. Er
keuchte und musste erst einmal verschnaufen, bevor er sein Begehren kundtat. »Haltet
Euch bereit, Doktor! Es kann sein, dass man Euch heute mehr Verwundete bringen
wird, als Euch lieb sind. Draußen vor der Stadt hat sich ein großes Heer
versammelt und wir befürchten, dass uns ein Angriff bevorsteht.«
    »Wir wissen Bescheid!«, antwortete der Doktor. »Sagt uns lieber, wie
unsere Chancen stehen.«
    Wieder holte der Stadtvorsteher tief Luft. »Wir haben alle Männer der
Stadt zusammengeholt, die eine Waffe halten können. Das Heer dort draußen soll weit
über hundertfünfzig Mann stark sein und ich habe kein gutes Gefühl bei der
Sache. Ich denke, dass wir angegriffen werden, solange es noch hell ist.«
    Eberhard durchfuhr es wie ein Schlag, denn der Stadtvorsteher
hatte Recht. Sollte der Angriff stattfinden, so stünde er wahrscheinlich unmittelbar
bevor. Es würde bald dunkel werden und er hatte nun seine Zweifel, dass sie die
Flüssigkeit noch rechtzeitig fertigbekämen. Er ärgerte sich über das
Versäumnis, frühzeitig mit der Durchführung des Zeitsprungs begonnen zu haben. Zwar
hatten sie die Bücher, den Stein und einen Teil der Flüssigkeit, doch hatten
sie keine Ahnung, wie genau der Zeitsprung zu bewerkstelligen war.
    »Ihr wisst also Bescheid!«, stellte der Stadtvorsteher mit einem
schnellen Blick auf den Doktor fest, dann entfernte er sich eilig.
     
    *
     
    V orsichtig betrat Johann den Turm. Nachdem er leise die Tür hinter
sich geschlossen hatte, ging er zur Treppe, verharrte und lauschte nach oben.
Nichts war zu hören, alles war absolut ruhig. Nach einer kurzen Zeit begann er,
die Stufen emporzusteigen … jederzeit bereit zu flüchten, wenn es sein musste.
    Die Wendung der Treppe schien nicht enden zu wollen und es kam ihm
fast wie eine Ewigkeit vor, bis er endlich oben angekommen war. Seit seinem
letzten Besuch – bei dem er die Fenster mit Tüchern verhangen hatte – hatte
sich nichts verändert. Er trat zu einem der Fenster hin und hielt das Stofftuch
beiseite, um hinausschauen zu können. Es war schon ein seltsames Gefühl, durch
das Fenster eines Turmes zu blicken, den es ja eigentlich schon lange nicht
mehr gab; den man abgetragen hatte, um mit den Steinen einen Teil der späteren katholischen
Kirche zu bauen. Als er hinüber in Richtung Kolmbach blickte, traf es ihn bis
ins Mark: Reiter! Zwar behinderte der dichte Regen die Sicht, doch waren sie
nicht zu übersehen. Es mussten fast Zweihundert an der Zahl sein.
    Er wandte sich vom Fenster ab und blickte sich um. Sollten sie hier
oben den Zeitsprung durchführen, oder doch besser unten? Wo blieben Marcel und Christopher?
Er hatte sie gebeten, gleich mit den beiden Kisten und Büchern nachzukommen. Ein
Anflug von Panik überkam ihn. Würden sie die ganzen Vorbereitungen überhaupt
noch schaffen, sodass sie die Frist einhalten konnten, die um Mitternacht
ablief? Wann würden Eberhard und der Doktor die Flüssigkeit fertiggestellt
haben? Seine Gedanken rasten und er eilte die Treppe hinunter, um Marcel und
Christopher entgegenzulaufen, als er plötzlich ein Geräusch vernahm. Erschrocken
blieb er stehen und lauschte nach unten. Er hörte Schritte! Vorsichtig schlich
er die Stufen hinab …
     
    Marcel und Christopher blickten zu Johann, der soeben am
Treppenaufgang erschien. »Hier sind die Kisten … wohin damit?«, fragte Christopher.
    Johann war sichtlich erleichtert, die Jungen zu sehen. »Gebt mir
bitte die Bücher«, sagte er und blickte sie abwartend an.
    »Wir haben nur das Notizbuch von Siebenpfahl!«, entgegnete Christopher
und zog es unter seinem Hemd hervor. »Hier ist es!«
    »Nur das eine? Wo ist das Buch der Zauberpulver ?«, stieß Johann
aufgeregt hervor.
    »Eberhard hat es«, erklärte Marcel. »Er und der Doktor brauchen es,
um die Flüssigkeit herzustellen.«
    Johann nickte. Er nahm Leon das Notizbuch von Siebenpfahl aus der
Hand und blätterte darin, als er plötzlich die Augenbrauen hob, »Hört!«, begann
er vorzulesen. »Der Zeitsprung findet in einem

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