Siebenschön
richtige Mittel gewählt …«
»Ein weiteres Puzzleteilchen, das uns hilft, ihn besser kennenzulernen«, nickte Zhou. »Wir wissen jetzt, dass sich irgendwo in seinem Umfeld jemand befindet oder befand, der an einer ganz bestimmten Art von Krebs erkrankt ist.«
5
Dana Westen steckte ihre Scheckkarte ein. Der pure Wahnsinn, derart viel Geld für Geschenke auszugeben, über die sich am Ende doch wieder niemand richtig freute! Aber noch schaffte sie es nicht, sich den weihnachtlichen Verpflichtungen völlig zu entziehen. Das einzige Zugeständnis an ihre diesbezügliche Skepsis war, dass sie sich den Trubel der Adventszeit ersparte und alle Präsente bereits vor Beginn der heißen Phase unter Dach und Fach zu bringen versuchte.
Sie trat auf die Straße hinaus und wäre beinahe von zwei ausgelassenen jungen Mädchen über den Haufen gerannt worden.Beide trugen Mützen mit Rentiergeweihen und hatten offensichtlich schon den einen oder anderen Schluck Glühwein getrunken. Dana schüttelte den Kopf und klemmte sich ihre Handtasche noch fester unter den Arm.
Es fror nicht mehr, aber die Luft war unangenehm nasskalt. Und das, obwohl irgendetwas tief in ihr bereits mit allen Sinnen auf Frühling eingestellt war. Jeden Morgen, wenn sie an der blühenden Korkhasel ihrer Nachbarn vorbeikam, sagte sie sich, dass die dunklen Tage gezählt waren und es vermutlich nur noch wenige Wochen wären, bis der Magnolienbaum vor ihrem Schlafzimmerfenster zu knospen begann. Doch mit dieser Prognose würde sie vermutlich genauso danebenliegen wie in den Jahren zuvor, denn immerhin war erst November, und für die kommenden Tage hatten sie erst einmal Schneefall angesagt …
Sie überquerte die Börsenstraße Richtung Hauptwache, während sie im Geist noch einmal ihre Liste durchging. Parfüm für Tante Erika. Duschgel und Köperlotion für Marieluise. Und einen Wellness-Gutschein für Sonja. Ihrer Mutter – normalerweise eher eine Problemkandidatin, was Geschenke anging – würde sie in diesem Jahr einen E-Book-Reader schenken. Den konnte sie mit auf die Kreuzfahrt nehmen, die sie für Ende März plante. Marlon hatte sich wie immer Bargeld gewünscht, was sie allerdings nicht davon abhalten würde, ihm – quasi als Trägermasse für die Geldscheine – noch ein oder zwei Bücher unterzujubeln. Und sie selbst würde sich endlich einen von diesen Nobel-Kaffeeautomaten gönnen!
Sie lächelte vergnügt und lenkte ihre Schritte zielstrebig in Richtung Saturn.
Die Klimaanlage brachte sie binnen weniger Sekunden ins Schwitzen, während sie sich anhand der Hinweisschilder zu orientieren versuchte. E-Book-Reader waren anscheinend bei den Laptops zu finden, die Haushaltsgeräte hingegen ein Stück weiter hinten.
Sie drängte sich an einem Ehepaar vorbei, das sich offenbar nicht auf einen Fernseher einigen konnte und fast den ganzenGang für sich beanspruchte. Es war ein normaler Freitagnachmittag, trotzdem war der Laden brechend voll, sodass sie nur schleppend vorankam. Während sie mühsam versuchte, sich quer durch das Gewühl einen Weg zu ihrer neuen Kaffeemaschine zu bahnen, fiel ihr Blick auf einen Fernseher rechts des Ganges, der mit seinen knapp dreitausend Euro Kaufpreis wahrhaftig Heimkinomaßstäbe erfüllte. In allen ausgestellten Geräten lief dasselbe Programm, n-tv, und ohne richtig hinzusehen, nahm Dana auf dem Riesenbildschirm neben sich plötzlich ein Gesicht wahr, das ihr bekannt vorkam.
Sie blieb stehen und las die Schlagzeile, die am unteren Bildrand eingeblendet war: »MORD IN FRANKFURT.«
Zwei Patienten von mir sind gestorben, flüsterte die Stimme ihres Exmannes ihr zu, während sie versuchte, die Information aus der Schlagzeile mit ihrer Erinnerung an die junge Frau auf dem Foto in Einklang zu bringen.
Sie wurden ermordet …
Dana starrte den Bildschirm an und wünschte sich mit einem Mal nichts sehnlicher, als dass jemand den Ton einschaltete, damit sie verstehen konnte, was die Moderatorin sagte. Zeitgleich fiel ihr auch endlich ein, woher sie das Gesicht kannte, das noch immer als kleines Foto im Hintergrund schwebte.
Das dort auf dem Bildschirm war Sarah Kindle! Die missliebige zweite Frau eines Bekannten, mit dem ihr Exmann Golf gespielt und sich hin und wieder hinterher noch auf ein Bier zusammengesetzt hatte.
Sie selbst kannte Sarah Kindle nur aus der Presse. Aus den Prozessberichten, die sie sporadisch verfolgt hatte. Sie wusste, dass die junge Witwe des Mordes an ihrem Mann angeklagt gewesen und
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