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Sieg der Herzen

Sieg der Herzen

Titel: Sieg der Herzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Lael Miller
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Für eine kleine Weile konnte er sein bitteres Wissen über die Welt aus seinem Gedächtnis streichen. Aus seinem Herzen, seinem Geist, und wenn er seine Braut nicht aus tausend anderen Gründen geliebt hätte, würde er sie sicherlich allein deswegen lieben.
    Er wünschte Olivia und dem kleinen Mädchen eine gute, ruhige Nacht und sagte, er könne allein zur Tür hinausfinden. Dann ging er zur hinteren Treppe, denn er wollte nicht mit seinen schmutzigen Stiefeln durch Miss Olivias feines Haus gehen.
    Auf der Mitte der Treppe begegnete er McLaughlin, der in einer Hand eine Laterne und in der anderen einen Teller mit Apfelkuchen hielt. Die beiden Männer blieben stehen, sahen sich von Angesicht zu Angesicht an, und Pres' legendäre Erinnerung, die sowohl ein Segen als auch ein Fluch war, arbeitete auf Hochtouren.
    Er hatte diesen Mann schon gesehen, dessen war er fast sicher, aber wo? Während des Krieges auf einem Operationstisch in seinem Blut? Vielleicht. McLaughlin wäre nur einer von Hunderten verwundeten Jungen gewesen, mit denen es Pres zu tun gehabt hatte. Er hatte nie ihre Namen gekannt, doch ihre Gesichter sahen ihn oftmals in seinen Albträumen an. Er runzelte die Stirn.
    Nach dem Ausdruck in den Augen von Miss Darlings Stargast zu schließen, wollte er nicht, dass man sich an ihn erinnerte. »Ist mit dem kleinen Mädchen alles in Ordnung?«, fragte er.
    »Sie ist nur hungrig und muss etwas bemuttert werden.«
    Der Pensionsgast nickte. Er bemühte sich, freundlich zu wirken, doch Pres wusste, dass der Mann nicht damit gerechnet hatte, jemandem außer Miss Olivia oder dem Kind auf der Treppe zu begegnen und alles Erdenkliche getan hätte, um ein solches Zusammentreffen zu vermeiden.
    Pres fuhr sich mit einer Hand durchs Haar und seufzte. Er war hungrig und erschöpft und wollte bei Savannah sein, auch wenn er ihr nur am Tisch oder im Sessel vor dem Kamin im Wohnzimmer gegenübersitzen konnte. »Dann wünsche ich Ihnen eine gute Nacht«, sagte er. »Es war ein langer Tag.«
    McLaughlin nickte von neuem, und sie passierten einander ohne ein weiteres Wort.
     
    Sie lagen im tiefen Gras auf dem Bauch, und die Gewehre lagen neben ihnen. Über ihren Köpfen donnerte Kanonenfeuer, das den Himmel zu zerreißen schien, und Will konnte die Furcht förmlich in der Luft riechen. Er hätte bereitwillig zugegeben - wenn man ihn gefragt hätte -, dass ein großer Teil dieser Furcht seine eigene war. Es fragte ihn jedoch keiner, schon gar nicht Wes.
    Er blickte finster zu seinem schwachen Bruder; sie hätten Soldaten in einem der Felder daheim spielen können, so viel Interesse zeigte Wes. Guter Gott, begriff er denn nicht, dass dies echt war? Dass diese Leute dort auf der anderen Seite des namenlosen Creeks jeden Rebellen zwischen hier-Will nahm an, dass sie irgendwo in North Carolina waren - und Florida töten wollten?
    »Daddy wäre stolz, wenn er uns jetzt sehen könnte«, flüsterte Wes und zielte mit seiner Jagdbüchse ins Nichts.
    »Gott sei Dank kann er uns nicht sehen«, antwortete Will und drückte den Lauf der Flinte seines Bruders ins Gras hinab. »Pass mit diesem Ding auf. Wir haben schon genug Probleme mit all den Yankees, die dort drüben wie ein Schwärm wütender Hornissen herumschwirren. Wenn du einen unserer eigenen Jungs erschießt, wird es das Ende deiner militärischen Karriere sein.«
    Die Ironie der Worte »militärische Karriere« ging an Wes vorüber. Er grinste immer noch. »Du hast keine Angst, nicht wahr, Will?«
    »Hölle, und ob ich Angst habe!«, sagte Will. »Du hättest auch welche, wenn du so viel Verstand hättest, wie Gott einem verfaulten Baumstumpf gegeben hat.«
    »Wir können die Yankees erledigen. Mann, wir beide könnten sie alle allein umlegen.« Er stemmte sich auf. »Ich habe es satt zu warten.«
    Eine Kugel pfiff ihm über den Kopf, gerade als Will ihn am Hemd packte und wieder ins Gras drückte. »Wenn du dich von dieser Stelle bewegst, bevor Captain McLaughlin es befiehlt, könnte ich dich persönlich abknallen.«
    Wes war unbezähmbar, sogar angesichts ein paar hundert gut bewaffneter, gut genährter wütender Yankees. Er wirkte regelrecht übermütig. »Ich werde mir eine Tapferkeitsmedaille verdienen, bevor dies vorüber ist«, behauptete er. »Die bringe ich heim, damit Mama sie all ihren Freundinnen zeigen kann.«
    »Sie hätte lieber dich als jede Medaille der Konföderation«, antwortete Will, doch er flüsterte es vor sich hin. Er wusste, dass Wes ihm ohnehin nicht

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