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Sieg der Herzen

Sieg der Herzen

Titel: Sieg der Herzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Lael Miller
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Frühstück wie einen Schatz mit beiden Händen hielt, dass sie nie zur Schule gegangen war.
    »Meinst du, ich kann lesen, wenn ich heimkomme?«, fragte sie und blickte mit großen Augen hoffnungsvoll zu Olivia auf. Die Augen waren so hellblau wie ein Frühlingshimmel.
    Das Wort »heim« rührte Olivia zutiefst, und für einen Moment hegte sie die Hoffnung, dass niemand diese abenteuerlustige Göre für sich beanspruchen würde. Dass sie bleiben und ihr Mündel oder sogar ihre Adoptivtochter werden und hier in Springwater aufwachsen würde. Gleichzeitig war ihr klar, dass dies unwahrscheinlich war - ja, die Parrishs hatten die beiden kleinen Jungen nach dem Zugunglück in ihre Herzen und ihr Haus aufgenommen, doch Doc und Savannah waren verheiratet. Säulen der Gemeinschaft. Sie hingegen war ein Neuankömmling, eine relative Außenseiterin und eine alte Jungfer.
    Sie schluckte. »Ich - ich nehme an; das kommt darauf an«, begann sie, als ihr einfiel, was Jamie gefragt hatte, »ob du die Buchstaben und so kennst oder nicht. Es dauert seine Zeit, bis man lesen lernt. Alles Lohnende erfordert Zeit und Fleiß.«
    Jamie legte die Stirn in Falten. Der Boden war hart und zerfurcht, von einer weißen Frostschicht überzogen, und überall gab es zugefrorene Pfützen. »Oh«, sagte Jamie, und es klang enttäuscht. »Du hast all die Bücher. Ich hatte gehofft, ich könnte einige davon lesen, bevor ich weggehen muss.«
    Das Schulhaus lag vor ihnen auf der anderen Seite der Straße, gegenüber dem abscheulichen Brimstone Saloon, dem schlimmsten Beispiel für eine misslungene Architektur, das Olivia jemals gesehen hatte. »Wohin würdest du denn gehen?«, fragte sie sanft und nicht zum ersten Mal. »Hast du irgendwo eine Familie?«
    Jamie zog ihre Unterlippe zwischen die Schneidezähne und dachte angestrengt nach, bevor sie antwortete. »Ich habe irgendwo eine Mama, glaube ich. Aber vielleicht auch nicht. Axel sagte immer, sie ist tot. Und dann sagte er mal, sie hätte uns einfach verlassen, weil ich böse war.«
    Olivia legte dem Kind liebevoll die Hand auf die Schulter. Zusammen überquerten sie die Straße und gingen zum Tor des Schulgeländes. Der Brimstone Saloon hatte bereits geöffnet, und misstönende Musik erfüllte die kalte, trockene Luft, als würden Hunderte winzige rostige Kuhglocken in einem Eimer geschüttelt und ausgeschüttet. »War Axel dein Vater?«, fragte Olivia.
    Jamie schüttelte den Kopf. »Das glaube ich nicht. Wenn ich nicht lesen lernen werde, wie steht es dann mit dem Rechnen? Wird man mir wenigstens das in dieser blöden Schule beibringen?«
    Ein Lächeln spielte um Olivias Lippen und verschwand, bevor das Kind es sehen konnte. Offenbar hatte Jamie eine ziemlich düstere Vorstellung von einer Schule, die so wenig Wissen vermitteln konnte, selbst wenn die Schüler einen ganzen Tag zum Lernen opferten. »Du wirst Rechnen lernen«, sagte sie. »Wenn du hart arbeitest und in der Klasse aufpasst.« Wenn. Wenn dieser schreckliche Axel nicht kommt, um dich für sich zu beanspruchen. Wenn die Stadtväter in ihrer unendlichen Weisheit nicht entscheiden, dich in irgendein Heim für Mädchen zu stecken, weit von Springwater entfernt. Weit weg von mir.
    Das Kind seufzte schwer. »Nun, das ist die Höhe. Das klingt, als ob ich aus dieser blöden Schule mit nichts mehr im Kopf rauskomme, als ich bereits weiß.«
    Olivia wollte lachen. Und zugleich weinen. Zu beidem blieb ihr jedoch keine Zeit, denn sie hatten das Tor des Schulgeländes erreicht, und Miss Dorothy Mathers öffnete die Tür der Schule und trat strahlend heraus.
    »Was haben wir denn da?«, fragte die Lehrerin, und ihr Atem bildete Wölkchen in der kalten Luft.
    Wen, dachte Olivia automatisch, doch sie korrigierte die Frau wenigstens nicht laut. Für sie war das ein Fortschritt. »Dies ist Jamie«, antwortete sie. »Jamie. Miss Mathers. Deine Lehrerin.«
    Jamie blickte die mollige junge Frau abschätzend und eingehend an. »Kannst du mir Lesen und Rechnen beibringen?«, fragte sie.
    Dorothy lachte. »Mit der Zeit«, erwiderte sie und streckte eine Hand aus. »Komm herein, Miss Jamie, und gewöhne dich ein.« Während sie sprach, hielt sie die ganze Zeit den Blick neugierig und freundlich auf Olivias Gesicht gerichtet. Jamie eilte ins Schulhaus. »Woher kommt sie?«, fragte Dorothy mit leiser Stimme.
    Olivia erklärte mit knappen Worten, wie Jamie eingetroffen war, wobei sie es sorgfältig vermied, die Tatsache zu erwähnen, dass Jamie bei ihrer Ankunft

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