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Sieg der Herzen

Sieg der Herzen

Titel: Sieg der Herzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Lael Miller
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bei dir zu beherrschen, Olivia«, vertraute er ihr an, mit leiser Stimme, damit nur sie ihn hören konnte. »Doch du bist einfach zu unwiderstehlich.« Damit legte er die freie Hand um ihren Nacken und zog ihren Kopf zu sich herunter, bis sich ihre Lippen trafen.
    Der Kuss weckte all das Verlangen, das so lange in Olivia geschlummert hatte; in diesem Augenblick vergaß sie alle ihre Bedenken, gab ihrem Herzen nach und genoss das süße Gefühl.

10
    M arshal John Henry Spencer war ein gut aussehender Mann, wie Olivia fand, kaum 30, mit hellbraunem Haar und blassblauen Augen. Er war nur wenig länger in Springwater als Olivia selbst, aber irgendwie hatte er den Außenseiterstatus überwunden und auf Anhieb in der Gemeinschaft Fuß gefasst. Wie so viele Leute, die nach Westen gezogen waren und andere Orte und andere Leben hinter sich gelassen hatten, schien er überhaupt keine persönliche Geschichte zu haben.
    »Da liegt irgendwo ein toter Mann herum«, erklärte Olivia und machte eine vage, allumfassende Geste. Sie hatte ihn an diesem kalten Morgen in seinem Büro aufgesucht, das in einem ziemlich neuen Gebäude lag; es hatte eine Zelle, einen Schreibtisch und einen Kanonenofen. Das Wetter war ausgesprochen eisig, der Wind bitterkalt. Mindestens 30 Zentimeter Schnee bedeckten bereits den Boden, und die tief hängende graue Wolkendecke versprach noch mehr.
    Offensichtlich war der Marsha l überrascht; ob nun wegen ihrer Ankündigung oder einfach wegen der Tatsache, dass sie in sein Büro kam, konnte sie nicht sagen. Auf jeden Fall verschwand der Ausdruck von Belustigung aus seinem Gesicht, nachdem Olivia den Grund ihres Kommens genannt hatte. Wahrscheinlich hatte er bei ihrem Eintreten angenommen, sie wolle wieder einmal Theater machen und sich über den Brimstone Saloon beschweren.
    Er trank einen Schluck Kaffee aus seinem Blechbecher - man musste ihm zugute halten, dass er Olivia ebenfalls Kaffee angeboten hatte, den sie höflich abgelehnt hatte - und betrachtete sie über den Rand des Bechers hinweg. Er ließ sich Zeit mit dem Schlucken, und selbst danach verging eine Weile, bis er sprach. »Tatsächlich?«
    Olivia war erbost - sie hatte schließlich anderes zu tun an einem Sonntagmorgen, und Jamie war allein zu Hause. Jack war weit vor dem Morgengrauen zur Mine geritten. »Ja, Marsha l «, sagte sie etwas ungehalten, »tatsächlich! Ich habe ein Waisenkind aufgenommen - Sie haben zweifellos davon gehört -, ein kleines Mädchen namens Jamie. Gestern Abend erzählte sie mir, was geschehen ist. Sie reiste mit einem Mann, der sich Axel nannte. Ich habe keine Ahnung, ob er ihr Vater, Onkel oder einfach nur ein Bekannter ihrer Mutter war, und er war offenbar dem Schnaps verfallen.« Sie blickte unwillkürlich aus dem Fenster, durch das sie den Schatten des Saloons auf der anderen Straßenseite ausmachen konnte. »Jedenfalls legte er sich eines Abends ans Feuer, höchstwahrscheinlich im Vollrausch, und als das Kind ihn am Morgen wecken wollte, rührte er sich nicht mehr. Soweit sie weiß, liegt er noch dort, wo sie ihn verlassen hat.«
    »Ich hoffe, Sie werden mir verzeihen, dass ich das sage, Ma'am, aber das ist unwahrscheinlich«, bemerkte der Marsha l ohne besondere Gefühlsregung. »Inzwischen werden die Tiere sich über ihn hergemacht haben und die Reste des Bast... äh - die Leiche über das halbe Territorium verstreut haben.«
    Olivia zuckte zusammen. Das war eine grauenvolle Vorstellung; sie hatte sich selbst viele Einzelheiten vorgestellt und brauchte keine weiteren zu hören. »Das mag sein, wie es will, ich fühlte mich als Bürgerin dieser Stadt verpflichtet, die Sache zu melden.« Ihr Blick glitt zu den vergilbten, eingerissenen Plakaten an einer nahen Wand: Steckbriefe. Würde sie Jack McLaughlins Konterfei darunter finden, wenn sie nahe genug hinschaute? Sie heftete den Blick wieder auf den Marsha l , jedoch nicht schnell genug. Sie erkannte an seinem schlauen Blick, dass er zumindest ahnte, was sie gedacht hatte. Vermutlich gab es niemanden in Springwater und im Umkreis von 20 Meilen, der noch nichts von dem geheimnisvollen Fremden gehört hatte, und der nicht über seine Geschäfte in der Stadt spekulierte.
    »Ja, Ma'am«, stimmte der Marsha l zu. »Sie haben Ihre Pflicht getan. Ich werde mich um die Sache kümmern. Ich muss natürlich wissen, wo die beiden kampiert haben.« Er stellte seinen Kaffeebecher beiseite und hakte den Daumen in den Revolvergurt an seinen Hüften. »Unterdessen habe ich eine

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