Sieg der Herzen
müde, um zu essen. Ich kann noch baden, aber das ist fast alles, für das ich noch Energie habe.«
Sie stritt nicht mit ihm - das Thema Abendessen konnte sie später klären. Im Augenblick war sie einfach erfreut, weil er daheim war. Jeden Tag befürchtete sie, er würde die Stadt verlassen - obwohl er gesagt hatte, er würde bleiben, bis er seine Angelegenheit in Springwater erledigt hätte und jeden Abend, wenn er durch die Tür kam, war ihr zum Feiern zumute. »Ich werde die Wanne in der Abstellkammer aufstellen und für Sie füllen. Es wird ein wenig kalt sein, aber ...«
»Das macht nichts«, unterbrach er sie. »Ich will nur sauber sein. Und dann möchte ich bis Mitte nächster Woche schlafen.«
Sie lächelte. »Das würde wirklich zu Gerüchten führen.«
Er lachte. Sein Lachen hatte für Olivia einen äußerst maskulinen Klang, der an Pfeifenrauch und altes Leder erinnerte - besser als Musik oder Vogelgesang oder der Duft nach einem Feuer von Apfelbaumholz im Winter. »Das möchten wir nicht. Außerdem muss ich morgen wieder arbeiten.«
Olivia beeilte sich, Wasser zu erhitzen und die Badewanne zu füllen, und als sie relativ schnell damit fertig war, kam Jack in die Abstellkammer und begann sofort sein Hemd aufzuknöpfen. Sie flüchtete, obwohl sie ein sonderbares Verlangen zum Bleiben verspürte.
Welch ein gut aussehender Mann er ist, dachte sie. Wer immer er in Wirklichkeit war, was auch immer er in der Vergangenheit gewesen sein mochte, er war zweifellos das feinste Exemplar der Gattung Mann, das sie jemals gesehen hatte. Natürlich war sie keine große Kennerin auf diesem Gebiet, das musste sie zugeben.
Eine Weile war das Platschen von Wasser zu hören. Dann wurde es still.
»Er ist eingeschlafen«, bemerkte Jamie überzeugt.
»Guter Gott«, murmelte Olivia, »er wird entweder ertrinken oder sich den Tod holen. Man kann seinen Atem dort drinnen in der Kälte sehen.«
»Ich kann ihn schnarchen hören«, behauptete Jamie.
Olivia ging zur Tür der Abstellkammer und neigte das Ohr dagegen. Ja, Jack war in der Badewanne eingeschlafen, und er schnarchte tatsächlich.
Sie klopfte an die Tür und rief: »Mr McLaughlin!«
Keine Antwort.
Sie hob die Stimme. »Jack!«
Nichts.
»Du solltest besser reingehen und ihn wecken«, sagte Jamie ernst.
Olivias Puls begann zu rasen. »Das kann ich nicht tun!« Oh, aber sie wollte es. Das war das Beunruhigende. Sie wollte ihn sehen - nackt!
»Dann werde ich reingehen.«
»Das wirst du auf keinen Fall tun«, erwiderte Olivia und erschauerte bei dem Bild, das sie vor ihrem geistigen Auge sa h . Sie hob das Kinn. »Ich werde mich darum kümmern.« Sie hielt eine Hand über die Augen, als ob sie sie vor zu grellem Sonnenschein schützen müsse, und zog die Tür auf. »Jack!«, sagte sie von neuem mit fester Stimme. Sie konnte im Halbdunkel gerade den Umriss seines Körpers und die Wanne erkennen. Die Laterne, die sie für ihn hingestellt hatte, war erloschen.
Er schnarchte weiterhin.
»Jack McLaughlin«, zischte sie und tastete sich weiter zaghaft zur Badewanne hin. Sie konnte nicht hinschauen, würde es nicht tun, nicht um alles in der Welt.
Er gab einen gurgelnden Laut von sich, und sie sank in Panik neben der Badewanne auf die Knie, überzeugt, dass Wasser in seine Lunge dringen würde. Als sie die Hand ausstreckte, um seinen Kopf zu packen und ihn vor dem Ertrinken zu retten, lachte er, und selbst in dieser dunklen Kammer konnte sie sehen, wie seine blauen Augen mutwillig funkelten. Als sie ihm ins Gesicht schlagen wollte, packte er sie an beiden Handgelenken und zog sie näher.
Ihr Herz hämmerte wie die Hufe eines durchgegangenen Pferdes, aber sie versuchte nicht, sich ihm zu entziehen. »Warum haben Sie das getan?«
»Ich nehme an, ich wollte sehen, ob Sie Ihre Tugend aufs Spiel setzen, um mich zu retten.« Er hatte das Grinsen eingestellt, doch in seinen Augen tanzten immer noch Funken der Belustigung. »Wie ich sehe, haben Sie das getan.«
»Das war unverschämt von Ihnen!«
Er küsste federleicht ihre Handgelenke, erst das der einen Hand, dann das der anderen. Ein Schauer köstlicher Wonne erfasste Olivia. Ihr stockte der Atem, und in ihrem Körper schien ein heidnischer sinnlicher Chor einzusetzen, komplett mit Trommelwirbel. »Aber du bist froh, dass ich es getan habe«, sagte er. »Nicht wahr?«
Sie konnte nicht sprechen, nicht einmal seine Behauptung abstreiten. Sie konnte sich nicht einmal bewegen.
»Ich habe mein Bestes getan, um mich
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