Sieg der Herzen
wegen der Weihnachtsfeier in der Kirche«, sagte Williams. »Sie sprachen gestern Abend nur noch von diesem Thema, alle beide. Miss June hat ihnen versprochen, Kostüme für sie zu nähen - meine Sally näht nicht so gerne, wenn sie sich davor drücken kann.«
Jack lachte, aber er hörte nur mit halbem Ohr zu, denn seine Konzentration galt einem weiteren Erzittern des Gesteins ringsum, oberhalb und unterhalb von ihnen. Sie schwangen beide bereits wieder die Spitzhacken, und der Stahl schlug gelegentlich Funken, wenn er das harte Gestein traf.
»Miss Olivia ist entschlossen, das Krippenspiel so schön wie möglich zu gestalten«, sagte Jack. »Ich möchte fast bleiben und mir das ansehen.« Er hatte nicht erwähnen wollen, dass er die Stadt verlassen wollte; er war ja selbst noch unschlüssig und überlegte hin und her, ob er bleiben oder reiten sollte. Ob er sich noch mehr in Olivia Darling verlieben oder verschwinden sollte, solange er es noch schaffte.
Ben hielt im Hacken inne. »Du willst fort?«
Jack dachte dran, dass das Land von einer dichten Schneedecke überzogen war. An einigen Stellen war sie mannshoch, und man konnte geradewegs in eine Erdspalte reiten und auf diese Weise für sich und sein Pferd alle Probleme des Lebens beenden. »Ich glaube schon«, antwortete er etwas widerstrebend. »Das heißt, wenn das Wetter besser wird.«
»Warum?«
Jack zögerte. Außer Miss Olivia war Ben hier in Springfield für ihn die einzige Person, die so etwas wie ein Freund war, und er hätte ihn gern ins Vertrauen gezogen. Angesichts der Tatsache, dass Ben und seine Familie bei Jacob und June wohnten, sah er jedoch keine Möglichkeit, wie er das tun konnte. »Ich habe nie vorgehabt zu bleiben«, sagte er. Es war eine schwache Antwort, das war ihm klar, aber es war die beste, die ihm im Augenblick einfiel.
»Dies ist eine gute Stadt«, sagte Williams. »Ich spiele mit dem Gedanken, mir im Frühjahr etwas Land abzustecken. Vielleicht war es der Wille des Herrn, dass unser Wagen kaputtging und uns das Essen ausging, so schlimm es uns damals auch vorkam.«
Jack unterdrückte ein Seufzen und arbeitete weiter. Die Schufterei war wie ein Ventil, durch das er etwas von dem Zorn ablassen konnte, den er empfand. Wenn etwas Schlimmes passierte, dann hatte seiner Meinung nach Gott seine Hand im Spiel. Was galt sein Überleben, während bessere Männer rings um ihn gestorben waren - und der Allerbeste in seinen Armen -, wenn keine Art makabrer himmlischer Spaß? »Vielleicht«, murmelte er, denn das war die ganze Antwort, die er in diesem Augenblick zu geben wagte. Er packte die Spitzhacke fester und hackte noch schneller.
Schließlich legte Ben eine Hand auf seinen Arm. »Ruhig«, mahnte er.
Jack hielt schwer atmend in der Arbeit inne. Er wischte sich mit einer Hand über den Mund, froh über die relative Finsternis, in der sein Freund wenig von seinem Gesicht erkennen konnte.
»Weshalb bist du dann hergekommen, Jack, wenn du nicht bleiben wolltest? Ich meine, du hast keine Frau und keine Kinder, um die du dich kümmern musst wie ich, und es gibt aufregendere Orte als Springwater für einen allein stehenden Mann.«
»Viele Männer lassen sich treiben«, erwiderte Jack ein wenig barsch. Er sah Ben immer noch nicht an, und nach der Arbeit des Morgens war er hungrig. Er wünschte, dass diese Unterhaltung - und die ganze Schicht - vorüberging-
»Ja, das tun viele Männer«, pflichtete Ben ihm bei. »Aber du bist nicht >viele Männer<. Du bist wirklich anders als die anderen.«
Zum Glück bimmelte in diesem Augenblick jemand mit der Glocke zur Mittagspause, und Jack blieb eine Antwort erspart. Er holte seinen Henkelmann, den Miss Olivia an diesem Morgen gefüllt hatte - in ihrer behaglichen Küche in der Wärme des Herdes. Sehnsucht stieg in ihm auf, als er sich erinnerte, wie er sie gestern Abend in der Abstellkammer geküsst hatte, wie er sie, in der Badewanne sitzend, an sich gezogen hatte und sie schockiert und gleichzeitig süß reagiert hatte. Wenn es irgendetwas auf der Welt gab, das er sich wünschte, dann wäre er zu Miss Olivia Darling zurückgekehrt, hätte sie in die Arme genommen, zum Bett getragen und bis zum nächsten Sonnenaufgang geliebt.
Unmöglich, erinnerte er sich. Ein anständiger Mann ging nicht mit einer Frau wie Olivia ins Bett, ohne ihr zuerst einen Ehering an den Finger zu stecken, und das konnte er nicht tun.
Oder doch?
Er schüttelte unbewusst den Kopf. Wenn er erst Jacob und June
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