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Sieg der Herzen

Sieg der Herzen

Titel: Sieg der Herzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Lael Miller
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Frage oder zwei an Sie.«
    Plötzlich verspürte Olivia den Wunsch zu flüchten, doch sie stand wie angewurzelt auf der Stelle - wie ein reifer Maisstängel in einem fruchtbaren Feld.
    »Nehmen Sie bitte Platz«, sagte der Marsha l . »Das hätte ich schon zuvor sagen sollen.« Er grinste sie schief an, und sie spürte, wie etwas von ihrer Reserviertheit schmolz. Er war, sagte sie sich, ebenso ein Fremder wie Jack, und er hatte vermutlich ebenso viele Geheimnisse, aber der Stern an seiner Jacke verlieh ihm beträchtliche Autorität.
    Olivia nahm den angebotenen Platz ein, hauptsächlich weil ihre Knie weich waren. Bis dahin hatte sie es vorgezogen zu stehen. »Ich weiß wirklich nicht sehr viel über Mr McLaughlin«, sagte sie und errötete sofort, weil ihr klar wurde, dass Jacks Name gar nicht erwähnt worden war. Der Marsha l hatte nur angekündigt, dass er einige Fragen stellen werde.
    Er setzte sich hinter seinen Schreibtisch und betrachtete sie einen Moment nachdenklich. »Sie können sich entspannen, Miss Darling«, sagte er schließlich. »Soweit ich weiß, hat Ihr Pensionsgast nicht gegen irgendwelche Gesetze verstoßen. Er neigt anscheinend nur dazu, den Leuten so gut wie möglich aus dem Weg zu gehen. Ich habe mich nur gefragt, ob alles in Ihrer Pension in Ordnung ist - Sie sind praktisch allein mit diesem Mann, meine ich. Wenn Sie irgendwelche Probleme haben, sollten Sie mich sofort informieren. Die meiste Zeit bin ich in der Nähe, aber wenn etwas Sie beunruhigt, sollten Sie einfach eine Nachricht auf diese Schiefertafel neben der Tür schreiben, damit ich umgehend eingreifen kann.«
    Olivia schluckte. Sie war gerührt, weil der Marsha l sich so um ihr Wohlergehen sorgte, obwohl ihr klar war, dass er nur seinen Job tat. »In Ordnung«, erwiderte sie schließlich.
    Der Marshal hielt die Fingerspitzen pyramidenförmig aneinander. »Sobald es taut«, sagte er ruhig, »werde ich hinausreiten und nach diesem Axel suchen.«
    Olivia nickte, zupfte an ihren Handschuhen und erhob sich. »Danke«, sagte sie, bereit zum Gehen.
    Der Marshal stand auf, um sie zur Tür zu bringen. Ihm fröstelte in der Kälte, als er sie öffnete. »Beeilen Sie sich, nach Hause zu kommen«, sagte er, als seien sie seit Jahren befreundet. »Bei diesem Wetter kann man sich glatt die Ohren abfrieren.«
    Olivia lächelte, ein wenig zaghaft, und nickte abermals. Ihr Blick glitt wieder zu den Steckbriefen. Der Marshal bemerkte es zweifellos, sagte jedoch nichts, während sie an der jetzt weit geöffneten Tür standen.
    »Guten Tag, Marshal «, sagte sie.
    »Miss Olivia«, erwiderte er höflich.
    Der Montana-Wind schlug ihr entgegen, als er die Tür schloss; sie spürte die Kälte mit jeder Faser ihres Seins und erzitterte.
     
    Das Grollen klang entfernt, kam tief aus der Erde, doch Jack hörte es sogar durch das Klirren der Spitzhacken ringsum. Ein eisiger Schauer rann über seine Wirbelsäule.
    »Was war das?«, fragte Williams, der wie die meisten neben ihm grub. Er war einer der härtesten Arbeiter, die Jack jemals kennen gelernt hatte.
    »Ich glaube, es ist nichts Ungewöhnliches«, erwiderte Jack trotz seines ursprünglichen Erschauerns und wischte sich mit dem Unterarm über die Sti rn . Es war fast unglaublich, dass man in diesem eiskalten Stollen schwitzen konnte. »Vermutlich nur irgendwo eine Verlagerung der Holzstreben.«
    Ben blickte unbehaglich in die Runde - und besonders nach oben. »Es macht mir trotzdem Sorgen. Wenn ich hier unten krepiere, haben meine Frau und meine Kinder keine Menschenseele, die sich um sie sorgt.«
    Aus einem Impuls heraus legte Jack dem anderen Mann eine Hand auf die Schulter. »Dir wird nichts passieren«, beteuerte er und hoffte, dass Gott für ihn Wort halten würde. Ben Williams war ein anständiger, zuverlässiger Mann, aber Tugend war für Gott offensichtlich kein Grund, seine Hand schützend über jemanden zu halten. Immer wieder hatte Jack die besten Männer durch Kugeln und Kanonen und Bajonette sterben sehen, während die Drückeberger und Faulpelze und Nichtsnutze, die ohnehin weitaus zahlreicher als die Helden waren, nicht nur überlebt, sondern sogar noch Erfolg gehabt und die gefährlichsten Situationen ohne einen Kratzer überstanden hatten.
    Ben grinste im Halbdunkel mit blitzenden Zähnen, was Jack daran erinnerte, wie jung der Mann in Wirklichkeit war. Vermutlich war er erst Anfang 20, aber er musste bereits eine ganze Familie versorgen. »Meine kleinen Mädchen sind ganz aufgeregt

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