Sieg der Leidenschaft
verspreche
ich.«
»Vorhin war Ihr Vater hier. Er hat Sie gesucht.«
»Danke, Billy, ich gehe sofort zu ihm.«
»Ich habe ihm erklärt, Sie sind mit Colonel Douglas zusammen.« Das hörte sich so an, als wäre dadurch alles in bester Ordnung.
Mühsam schluckte sie ihren Zorn hinunter, der vor allem ihrer eigenen Schwäche galt, den Gefühlen, die Taylors Küsse geweckt hatten ... Obwohl er verheiratet war!
Sie schenkte Billy ein gezwungenes Lächeln und eilte ins Haus, die Hände geballt.
Auf der rechten Seite der Halle lag das Büro ihres Vaters. Sie klopfte an die Tür. Als sie keine Antwort erhielt, trat sie ein. Der Vater war nicht da. Seufzend sank sie in den wuchtigen, weichen Ledersessel, den die Mutter zu seinem letzten Geburtstag hatte anfertigen lassen. Warum konnte sie ihren inneren Aufruhr nicht bekämpfen? Auf dem Beistelltisch am anderen Ende des Raums entdeckte sie eine Sherrykaraffe, sprang auf und füllte ein Glas.
In diesem Moment kam ihr Vater herein. Erst jetzt fiel ihr auf, wie viele Silberfäden sich durch sein pechschwarzes Haar zogen. Aber er besaß immer noch breite Schultern und einen kraftvollen Körper. Er war ein wundervoller Vater - und ein sehr strenger Lehrer. Trotzdem hatte Tia stets gewusst, dass sie sich mit all ihren Problemen an ihn wenden konnte: Er würde sie lösen. In mancher Hinsicht war sie ein verwöhntes, privilegiertes Kind gewesen. Doch er hatte ihr ebenso wie den Söhnen seine moralischen Grundsätze eingeimpft, vor allem das Mitgefühl für alle Menschen, unabhängig von der Hautfarbe. Seinen Söhnen hatte er gestattet, sich die Hörner abzustoßen, die Tochter fürsorglich beschützt. Er erwartete, dass sie sich untadelig und damenhaft benahm, wenn er ihr auch eine umfassende, für Frauen ungewöhnliche Bildung zugestanden und ihr stets erlaubt hatte, ihre Meinung frei zu äußern.
Die Stirn gerunzelt, betrachtete er das Sherryglas in ihrer Hand. »Ist es dafür nicht ein bisschen zu früh?«, fragte er und trat ans Fenster, das zum Fluss hinausging.
»O Vater, es tut mir so Leid!« Am liebsten wäre sie zu ihm gelaufen. Aber sein kerzengerader Rücken wirkte unnahbar.
Nach einer Weile drehte er sich um. Als sie in seinen Augen tiefe Liebe und gleichzeitig Verwunderung las, stellte sie das Sherryglas ab, stürzte zu ihm, und er nahm sie in die Arme. »Was ist heute bloß in dich gefahren?«, fragte er und küsste ihren Scheitel. Dann hob er ihr Kinn, um ihr in die Augen zu schauen. »Ich weiß, du bist eine überzeugte Rebellin, ebenso wie Julian, und ich verstehe, dass du für ihn arbeiten willst. Aber ich glaube nach wie vor an unseren starken Staatenbund. Wenn wir in diesem Krieg auch um Staatsrechte kämpfen - im Grund geht es um die Sklaverei, eine unmoralische Institution, und es ist mir rätselhaft, warum du mir da nicht zustimmst.«
»Natürlich bin ich deiner Meinung, Vater. Mir geht es vor allem um Florida. Viele Männer waren gegen die Sezession. Aber sobald ihre Staaten von der Union abfielen ...«
»Ja, ich weiß, sogar der große Robert E. Lee protestierte gegen die Sezession. In diesem Haus sind Offiziere von beiden Seiten zu Gast. Weder den einen noch den anderen wollen wir beleidigen. Zum Glück verhält sich Ian sehr umsichtig.«
»Auf gefährlichem Terrain!«, betonte Tia.
»Nicht in meinem Haus. Aber außerhalb der Grenzen von Cimarron wärst sogar du gefährdet. Auf dieser Plantage konnte ich nur die Stellung halten, weil ich sie mit eiserner Faust regiere. Wie jedermann weiß, gehören auch Seminolen zu meiner Truppe. Da sie so lange gegen die Regierung kämpfen mussten, haben sie sich zu ausgezeichneten Soldaten entwickelt. Außerdem beschäftige ich Einwanderer, die ich unterstütze, seit sie zum ersten Mal amerikanischen Boden betraten. Aber was außerhalb meines Anwesens geschieht, kann ich nicht beeinflussen. In diesem Krieg wird immer grausamer gekämpft. Und es geschehen schlimme Dinge. Unschuldige Menschen werden ermordet, Frauen vergewaltigt, Häuser niedergebrannt. Die meisten Verbrecher kommen ungestraft davon und glauben, der Krieg würde alle ihre Missetaten sanktionieren. Wer weiß - vielleicht kommt eines Tages ein verbitterter Kommandant hierher und besetzt Cimarron. Dafür würde er keine allzu große Kompanie brauchen ... Jedenfalls solltest du kein unnötiges Wagnis eingehen und stets in der Nähe des Hauses bleiben.«
»Bald werde ich in Julians Lazarett zurückkehren.«
»Ja, und Julian und seine getreuen
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