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Sieg der Liebe

Titel: Sieg der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mirinda Jarrett
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befohlen, wieder aufzusitzen. „Obwohl Vater Seemann ist, hat er einen Blick für gute Pferde, und die Ställe auf Crescent Hill sind immer gut gefüllt. Als Joshua und ich noch klein waren, hatten wir gleiche Ponys.“
    „Hübsche, reiche Kinder auf ihren Ponys!“ stieß Michel verächtlich aus. Es ging nicht nur um die Ponys, sondern darum, daß sie die ganze glückliche Kindheit repräsentierten, die er nie gekannt hatte. Mit knapp acht Jahren war er zum erstenmal mit einem betrunkenen Kaperer zur See gefahren. Und er hatte gelernt, aus Notwehr zu töten, noch ehe er zehn wurde.
    Sarkastisch bemerkte er: „Was für ein entzückender Anblick muß das gewesen sein, Sie und Ihr Bruder auf den Ponys! Vermutlich ritten Sie während der Sommer, die Sie auf Crescent Hill verbrachten.“
    Jerusa nickte zögernd. Wieder brachte es sie aus der Fassung, wieviel er über das Leben ihrer Familie zu wissen schien. „Sie reiten auch nicht gerade wie ein Bauernjunge, den man auf den Rücken des Ackergauls seines Vaters gesetzt hat“, verteidigte sie sich. „Sie reiten wie ein Gentleman.“
    „Ich mache viele Dinge wie ein Gentleman, meine liebe Jerusa, aber das bedeutet nicht, daß ich einer bin.“ Er schwang sich vom Pferd, ergriff die Zügel und kam auf sie zu. „Ist die Stute wirklich lahm?“
    „Einige Stunden Ruhe werden genügen, um sie zu kurieren.“ Michel fluchte leise. Warum hatte das Pferd nicht noch eine Nacht durchhalten können? Obwohl es bereits Morgen wurde, hatte er gehofft, noch mindestens eine Stunde reiten zu können. Er schätzte, daß sie noch eine Nacht brauchten, bis sie endlich Seabrook und die Schaluppe von Gilles Rochet erreichten.
    Jerusa ahnte nichts von seinen Gedanken und deutete mit der Hand in die Richtung, aus der sie gekommen waren. „Ich glaube, ich habe dort im Norden ein Haus gesehen, als ...“
    „Nein“, unterbrach er sie scharf. „Ich habe keine Lust, unsere Vorstellung bei den Faulks zu wiederholen.“
    Verlegen blickte sie auf ihre Schuhspitzen. Nicht das, was sich bei den Faulks ereignet hatte, wollte sie vermeiden, sondern das, was danach geschehen war. „Ich glaube nicht, daß das ein Problem wäre, Mr. Gericault. Das Haus, das ich meine, sah aus wie eine Ruine. Der Schornstein schien zerbrochen, und ein Teil des Daches fehlte. Vielleicht wütete hier vor einigen Jahren ein Sturm oder ein Feuer. Aber wenigstens wird es noch einen Brunnen geben und möglicherweise sogar einen Obstgarten.“
    „So.“ Michel stützte den Ellenbogen gegen den Sattel und betrachtete sie. In den letzten Minuten hatte sie länger mit ihm gesprochen als in den vergangenen zwei Tagen, und obwohl ihm diese Wandlung gefiel, weckte sie seine Wachsamkeit. „Dann verraten Sie mir aber vorher, ma cherie, wie Sie mich an dieser reizenden Ruine verlassen wollen.“
    „Sie verlassen?“ wiederholte Jerusa und errötete unter der Anschuldigung, die diesmal völlig unbegründet war. Sie wünschte, sie könnten statt dessen weiter über Pferde sprechen.
    „Ja, verlassen, richtig.“ Er seufzte tief. „Ich hatte nicht erwartet, daß Sie schon aufgeben würden.“
    „Dann trauen Sie mir mehr zu als ich mir selbst. Ich habe nichts zu essen, kein Wasser und kein Geld. Ich weiß nicht, wo ich bin, niemand kennt mich hier, und mein Pferd lahmt. Sie haben mich zwar nicht gefesselt, Mr. Gericault, aber was Sie getan haben, war wirksam.“
    Sein Lächeln schwand, als er ihr zuhörte. Obwohl ihre Stimme immer noch bitter klang, hatte sich etwas zwischen ihnen verändert. Er konnte nicht genau sagen, was es war, noch nicht, aber der Wandel war unverkennbar.
    „Hören Sie auf mit diesem Mr. Gericault, ma chere“, sagte er leise, während er einen Schritt auf sie zumachte. „Nennen Sie mich Michel. Bitte.“
    Nervös spielte sie mit den Zügeln und schüttelte den Kopf. Die Distanz, die sie wahren konnte, indem sie die förmliche Anrede gebrauchte, war zwar gering, dennoch fühlte sie, daß sie sie um jeden Preis aufrechterhalten mußte. Denn sie war sich der seltsamen Spannung, die zwischen ihnen entstanden war, jetzt beinahe schmerzhaft bewußt.
    Hastig blickte sie zur Seite und beobachtete die Stute, die inzwischen zu grasen begonnen hatte. Sie zupfte an den langen Grashalmen, die vor ihr wuchsen. Sie hatten in der Nähe einer alten von Geißblatt überwucherten Steinmauer angehalten, und der süße, schwere Duft der Blüten erfüllte die Luft.
    Michel schnalzte mit der Zunge. Sofort stellte die Stute die

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