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Sieg der Liebe

Titel: Sieg der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mirinda Jarrett
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hat“, meinte Michel überflüssigerweise. Kletterpflanzen rankten sich an den Mauern empor, und daher vermutete er, daß der Brand schon einige Jahre her war. Im Hof lagen noch halbverbrannte Stühle und Bänke. Anscheinend war seitdem niemand zurückgekehrt, um wieder aufzubauen oder auszubessern. Vielleicht, dachte er, hatte auch niemand überlebt. „Sind Sie sicher, daß Sie hier bleiben wollen?“
    Jerusa strich sich das Haar zurück. Die Ruine vor ihr bereitete ihr weniger Unbehagen als die Tatsache, daß sie beinahe mit Michel zusammengestoßen wäre. „Warum sollte ich nicht? Wenn Sie nicht wollen, daß uns jemand sieht, könnte es kaum einen besseren Platz geben, oder?“
    Statt zu antworten, zuckte er nur die Schultern. Die Ruine rief ein unbehagliches Gefühl in ihm hervor, wie alle Orte, an denen ein Feuer ausgebrochen war.
    Wie oft hatte Maman ihn mitgenommen, damit er das zerstörte Haus seines Vaters sah? Jenes Haus mit den hohen Säulen, die jetzt von Kletterpflanzen überwuchert waren. Sie wollte ihm damit zeigen, wie luxuriös, wenn auch nur für kurze Zeit, sie und sein Vater gelebt hatten. Zwanzig Jahre waren seitdem vergangen, und noch immer konnte sie die Einrichtung jedes einzelnen Zimmers wie eine Litanei aufsagen. Sie behauptete, sein Vater wäre ein grand gentilhomme gewesen, in Paris geboren, weltmännisch und mit einem Vermögen, das ihm erlaubte, seinem erlesenen Geschmack nachzugehen.
    Doch am deutlichsten erinnerte Michel sich an das Kreischen der Vögel, die in der Ruine nisteten. Wie das Klagen ruheloser Geister hallte es von den Mauern wider. Und er erinnerte sich auch daran, wie bitterlich Maman ihren Verlust beweint hatte. Was genau wußte Jerusa von jener Geschichte? Hatte Gabriel
    Sparhawk sich vor ihr und dem Rest der Familie damit gebrüstet, wie er das große Haus seines Vaters bis auf die Grundmauern niedergebrannt hatte?
    „Hier ist der Brunnen, wie ich es gesagt habe, und es ist sogar ein Eimer da“, verkündete Jerusa, während sie die Zügel an einem Pfosten befestigte. „Vermutlich sind wir nicht die ersten Reisenden, die hier rasten.“
    Sie deckte den Brunnen auf, ließ den Eimer hinunter und lauschte, bis sie hörte, wie er mit einem leisen Klatschen auf dem Wasser aufschlug. Als nächstes stemmte sie sich zu Michels Überraschung mit ihrem ganzen Gewicht gegen die Kurbel, so selbstverständlich wie eine Farmersfrau, bis der tropfende Eimer langsam an die Oberfläche kam. Sie packte ihn mit beiden Händen und stellte ihn für die durstige Stute auf den Boden.
    Zufrieden wischte sie sich die Hände am Rock ab, als sie das Pferd trinken sah. Daraufhin blickte sie Michel an. „Sie haben nicht geglaubt, daß ich das kann, nicht wahr?“ fragte sie schalkhaft.
    „Ich habe nicht geglaubt, daß Sie das tun würden.“
    „Nein, Sie haben mir nicht zugetraut, daß ich es könnte, selbst wenn ich es wollte.“ Sie hob den Kopf und lächelte triumphierend. Die Hände in die Hüften gestemmt, fügte sie hinzu: „Sie hielten mich für zu damenhaft, um so etwas zu tun. Aber ich bin nicht halb so hilflos, wie Sie meinen, und Sie werden sehen, ich finde auch noch den alten Küchengarten. Was immer hier noch wachsen mag, es wird, verglichen mit Ihrem entsetzlichen alten Käse und dem trockenen Brot, eine Verbesserung sein.“
    Ehe er etwas entgegnen konnte, war sie hinter dem Haus verschwunden. Und er hörte, wie sie davoneilte.
    „Verdammtes Frauenzimmer“, fluchte Michel, während er rasch sein eigenes Pferd festmachte und hinter ihr herlief. Da hatte er nun über die Vergangenheit nachgedacht, und die ganze Zeit über hatte sie geplant, ihm noch einmal zu entwischen. Aber sie würde nicht weit kommen. Er hatte gesehen, wie sie vor Erschöpfung schwankte, nachdem sie vom Pferd gestiegen war.
    Doch auf der Rückseite des Hauses konnte er sie nicht entdek-ken, nur das zertretene Unkraut verriet ihre Spur. Und als er die Pforte zum Garten aufdrückte, quietschten die Angeln, als protestierten sie. In der feuchten Morgenluft stieg ihm der Geruch der verkohlten Balken in die Nase, und wieder befiel ihn ein Gefühl des Unbehagens.
    „Michel!“ Jerusas Stimme klang schrill vor Aufregung. „Oh, Michel, kommen Sie schnell!“
    Was war ihr jetzt schon wieder passiert? Als er den Weg entlanglief, den sie genommen hatte, wuchsen seine Ängste. Erst dachte er an lüsterne Landbewohner wie die Faulks, dann an Seeleute ohne Heuer, diebische Hausierer, Vagabunden und Schurken, die

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