Sieg der Liebe
Angelegenheit über sie spottete. Während des Rittes hatte sie nur wenig nachgedacht, und keiner ihrer Gedanken war sehr angenehm gewesen.
Michel zog sie enger an sich. „Sie zweifeln also nicht daran?“ fragte er mitleidlos. „Glauben Sie, was die Faulks sagten?“ „Warum sollte ich ihnen nicht glauben?“ rief sie aus. Tränen schimmerten in ihren Augen. „Im Gegensatz zu Ihnen haben die Faulks keinen Grund, zu lügen.“
Michel erinnerte sich an Carberry als einen eitlen Narren, der nur an sich selbst dachte. Das, was Mrs. Faulk ihnen erzählt hatte, war gewiß wahr. Aber Michel hatte damit gerechnet, daß Jerusa es nur für ein Gerücht halten würde.
„Sie können das nicht verstehen“, meinte sie leise. „Ich habe Tom geliebt, und ich habe geglaubt, daß er mich mehr liebte als alles andere auf der Welt. Ich dachte ..." Jerusa schluckte, schloß die Augen und senkte den Kopf.
Michel erinnerte sich, wie sie vor ihrer Hochzeit vor Freude gestrahlt hatte, wie sie ihn mit einem einzigen Lächeln an ihrem Glück hatte teilhaben lassen. Ob sie jemals wieder so lächeln würde.
„Ah, ma bien-aimee “, sagte Michel sanft, „der Mann war es nicht wert.“
„Ich bin nicht Ihre bien-aimee!“ rief sie schluchzend. „Von niemandem bin ich die Geliebte!“
Das Mondlicht erhellte ihr Gesicht, so daß Michel den gequälten Ausdruck erkennen konnte. Genauso hatte sie ausgesehen, als ihr klargeworden war, daß die Faulks ihr nicht glaubten. Ohne den Schutz, den der Name Sparhawk ihr verlieh, würde sie verloren und sehr verwundbar sein, und in ihren Augen spiegelte sich die beängstigend tiefe Verzweiflung.
Nur eine einzige Frau hatte ihn bisher so hilfesuchend angesehen ...
Er tröstete Jerusa Sparhawk in der einzigen Art und Weise, die er kannte, sprach leise und beschwichtigend auf sie ein, um sie zu beruhigen.
Die gleichen Worte hatte er seiner Mutter gesagt, seiner armen, verlorenen Maman, die ihn um nichts anderes gebeten hatte als darum, sich an der Familie zu rächen, die ihr Leben zerstört hatte. Jerusas Familie.
Und weil Maman es wünschte, würde Jerusa Sparhawk die erste sein. Sie mußte die erste sein.
Michel ließ ihren Arm los. Sie sank auf die Knie und barg ihr tränennasses Gesicht in den Händen. Um seiner Mutter willen mußte er Jerusa ihrem Kummer und ihren Tränen überlassen und dem Tau, der ihre Röcke durchnässen würde. Der einzige Sohn von Christian Deveaux würde ihr den Rücken kehren und nicht mehr an sie denken, außer, vielleicht, daran, mit welch außergewöhnlicher Leichtigkeit er den Willen seiner Feindin gebrochen hatte.
Aber er brachte es nicht fertig, tatenlos ihren Schmerz mit anzusehen. Seine Mutter würde er mit seiner Schwäche enttäuschen, dessen war er gewiß, doch er konnte Jerusa in ihrer Qual nicht sich selbst überlassen.
Wortlos bückte er sich und zog sie auf die Füße. Sanft drückte er Jerusa an sich und hielt sie fest, bis ihr Schluchzen verstummte und ihr Atem ruhiger ging.
Und als sie endlich reglos in seinen Armen stand, bat er Gott um Verzeihung.
6. KAPITEL
Joshua war kaum an Bord der Schaluppe aus Massachusetts gestiegen, als er auch schon den Kapitän auszufragen begann.
„Sie kommen von den Zuckerinseln und wollen nach Norden, nicht wahr?“ erkundigte sich Joshua angespannt. „In welchem Hafen waren Sie, Sir? Haben Sie auf Ihrer Reise mit anderen Schiffen Kontakt gehabt?“
„Warten Sie einen Moment, Captain Sparhawk“, sagte Harris leicht gereizt. „Sie benehmen sich, als sei der Teufel persönlich hinter Ihnen her. “
„Das ist gut möglich.“ Ungeduldig griff Joshua nach dem Dolch, der in seinem Gürtel steckte. Er war das Gewicht dort genausowenig gewohnt wie die Pistole unter seinem Mantel, aber sein Vater hatte darauf bestanden, kein Risiko einzugehen. „Ich suche eine Lady, die in großen Schwierigkeiten steckt, Captain. Irgendein Schuft hat sie aus ihrem Elternhaus entführt, kurz bevor sie heiraten sollte. Vermutlich ist sie nach Süden zu einer der französischen Inseln gebracht worden.“
„Eine entführte Braut!“ Kapitän Harris pfiff leise, und die Besatzungsmitglieder, die um ihn herumstanden, spitzten die Ohren, um mehr darüber zu hören. „Klingt wie die Geschichte einer Ballade oder eines Theaterstückes, nicht wahr?“ bemerkte er.
„Verdammt, Harris, hier geht es um eine Entführung!“ Die Enttäuschung ließ Joshua ungeduldig werden, und an der überraschten Miene des anderen Mannes erkannte
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