Sieg der Liebe
Ohren auf und sah ihn aufmerksam an. Unwillkürlich lächelte Jerusa. Michel stand da, den Hut in der Hand, in der Haltung eines sorglosen Bittstellers. Im fahlen Licht der Morgendämmerung hatte sein Haar einen blaßgoldenen Schimmer, und seine blauen Augen wirkten beinahe schwarz. Jetzt spielte ein Lächeln um seinen Mund. Erschrocken stellte sie fest, daß sie niemals wieder den Geruch von Geißblatt wahrnehmen würde, ohne dabei an Michel Gericault zu denken. Ob er, so fragte sie sich, ähnlich über sie dachte?
Was ist mit dir los, Jerusa Sparhawk? Dieser Mann
Lovell runzelte die Stirn, fluchte und kratzte sei
Israel war mit dem Kartoffelschälen fertig und hat
„O nein, monsieur, madame ist nicht zu Fuß unterwe
Was ist mit dir los, Jerusa Sparhawk? Dieser Mann ist dein Entführer, dein Feind! Er verdient keinen Platz in deinem Herzen! Sobald du kannst, wirst du ihm davonlaufen!
„Kommen Sie“, sagte sie und hörte nur zu deutlich, wie angespannt ihre Stimme klang, als sie die Zügel nahm, um die Stute zu führen. „Wir können nicht hier auf der Straße bleiben.“
Aber Michel ging ihr nicht aus dem Weg. „Vielleicht, ma cherie“, sagte er leise, und sein Akzent wurde auf verführerische Weise deutlich, „vielleicht laufen Sie nicht davon, weil Sie es nicht wollen. “
An der Art und Weise, wie sie ihn mit großen Augen ansah, erkannte Michel, daß er in Worte gefaßt hatte, was sie insgeheim befürchtete. Ein guter Gedanke. Aber vieles von dem, was bisher geschehen war, war gut gewesen, jedenfalls für ihn, und damit meinte er nicht nur den bisherigen Verlauf ihrer Reise.
Sie errötete, und ihr Gesicht war so rosig, daß ihre Verlegenheit sogar in der Morgendämmerung sichtbar war. Irgendwie gefiel es ihm, daß die schönste Lady von Newport errötete. Und noch mehr freute er sich, weil er der Grund dafür war.
„Natürlich will ich zurück nach Newport“, sagte sie und bemühte sich, ihre Stimme so klingen zu lassen, als würde sie jedes Wort ernst meinen. „Ich möchte zurück zu meinen Eltern, nach Hause, zu ...“
„Zu Ihrem treulosen Gecken?“
Sie senkte den Blick und spielte mit den Zügeln. „Mit Tom kommt alles wieder in Ordnung, sobald ich mit ihm gesprochen und ihm alles erklärt habe. “
„In Ordnung?“ Michel zog ungläubig die Augenbrauen hoch. „Das wünschen Sie sich von Ihrem Ehemann? Daß alles in Ordnung ist?“
„So ist es“, erklärte Jerusa möglichst bestimmt. „Tom ist der Mann, den ich liebe und den ich heiraten will. Oh, hören Sie auf, mich so anzusehen! Sie können das eben nicht verstehen!“
„Das ist richtig, ma belle. Alles, was ich tun kann, ist, Sie zu beschützen.“
Verwirrt blickte sie ihn an. Was meinte er damit? Doch schon hatte er sich abgewandt und führte sein Pferd zurück in die Richtung, aus der sie gekommen waren. Es blieb ihr nichts anderes übrig, als ihm zu folgen.
Michel verhielt sich nur wie ein guter Wärter gegenüber seinem Gefangenen. Das war alles. Was sonst hätte er damit gemeint, als er sagte, daß er sie beschützen wolle? Doch sie dachte immer wieder über seine Worte nach, denn Michel hatte sie dazu gebracht, zu zweifeln. Ganz offensichtlich war Tom nicht gerade begierig darauf, ihr zu Hilfe zu eilen, und das kränkte sie mehr, als sie es Michel gegenüber jemals zugeben würde. Aber hatte sie nicht immer einen echten Gentleman gewollt, witzig und unterhaltsam, der sich nur in eleganten Salons wohl fühlte? Verabscheute sie nicht rauhe Männer wie Michel, die rücksichtslos ihre Pläne verfolgten?
Michel hatte das verlassene Haus ebenfalls schon vorher von der Straße aus gesehen. Als sie näher kamen und sich einen Weg durch den überwucherten Pfad bahnten, wurden die schwarzen, verkohlten Ziegel, die vom Dach übrig waren, und der zerbrochene Schornstein deutlicher sichtbar. Der Wallach trat auf einen Zweig, und Schwalben flogen aufgeschreckt durch das offene Dach davon, ihr ängstliches Gezwitscher durchbrach die Stille des frühen Morgens.
Michel sah über die Schulter hinweg zu Jerusa, die ihm so dicht folgte, daß sie beinahe zusammenstießen. Wenn er daran dachte, was er ihr über Carberry gesagt hatte, hatte er fast damit gerechnet, daß sie ihm nicht folgen würde. Es wäre ärgerlich gewesen, sie wieder einfangen zu müssen, aber er war noch aus anderen, weniger angemessenen Gründen froh, daß sie sich entschlossen hatte, mit ihm zu kommen.
„Zweifellos war es ein Feuer, das die Bewohner vertrieben
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