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Sieg des Herzens

Titel: Sieg des Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heather Graham
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Heutzutage nimmt man auch kleine Jungs und alte Männer...«
    »Aber dieser Mann muß schon lange vor dem Krieg krank gewesen sein, sonst hätte sich die Krankheit jetzt nicht so ausgeweitet!«
    »Ja, Sir. Aber er war Hauptmann einer Einheit der Miliz von Virginia. Er hat seine Kompanie selbst finanziert: Pferde, Ausrüstung, Uniformen ... und als seine Truppe in die reguläre Armee überführt wurde, ist er einfach mitgekommen, hat tapfer gekämpft und sein Bestes gegeben ... und dann kam er vor einiger Zeit hierher.«
    Dieser Mann lag offensichtlich schon seit längerem im Sterben. Es gab ein paar Behandlungsmethoden, die die Entwicklung der Krankheit ein wenig verzögerten, so daß die Betroffenen - Männer wie Frauen - oft jahrelang mit der Syphilis lebten und sie weiter verbreiteten, bevor die Krankheit sie endgültig zerstörte.
    »Ich kann nichts mehr für ihn tun«, sagte Brent seufzend, »außer vielleicht seine Schmerzen zu lindern, damit er etwas würdevoller sterben kann.«
    »Das haben wir uns auch schon gedacht, Sir. Aber die Leute sagen, daß Sie sich sehr gut mit solchen Krankheiten auskennen.«
    »Aber Wunder kann auch ich nicht vollbringen. Der arme Kerl hier braucht ein paar starke Dosen Morphium. Wir werden alles tun, damit er nicht so leiden muß. Ich werde ihm auch ein paar Kräuterbäder verordnen, die seine Ekzeme lindern. Natürlich haben wir hier nur beschränkte Möglichkeiten. Ich kann auch keinen meiner beiden Assistenzärzte entbehren; wir kommen schon so kaum rum. Was wir hier brauchen, ist ein Pfleger oder eine Krankenschwester mit einem starken Magen...«
    »Oh, er hat die aufopferungswilligste Krankenschwester, die man sich nur vorstellen kann. Miß Mary ist mit ihm hierhergekommen«, entgegnete Corporal Rugby.
    »Miß Mary?« fragte Brent erstaunt.
    »Da ist sie auch schon!« sagte Rugby erfreut.
    Brent, der sah, wie Rugby jemandem zulächelte, drehte sich um, als eine junge Frau zu ihnen ans Krankenbett trat. Eine von den Huren, dachte Brent. Hier wimmelt es ja geradezu von ihnen: alte, junge, hübsche, verbrauchte, niedliche und dreiste und solche, die man nicht einmal mit der Kneifzange anfassen wollte.
    Diese hier gehörte zu den jungen, hübschen. Sie war klein und schlank, hatte eine üppige Oberweite und eine winzige Taille - geradezu ideale Proportionen. Ihr goldblondes Haar, das im Nacken mit einem einfachen Band zusammengehalten wurde, umspielte ein klassisch ovales, leicht herzförmig geschnittenes Gesicht, mit großen grauen Augen. Sie trug ein schlichtes graues Tageskleid aus Baumwolle, das züchtig bis zum Hals hochgeknöpft war und mit einem kleinen blitzsauberen weißen Kragen abschloß, der sie noch unschuldiger aussehen ließ. Sie erwiderte Corporal Rugbys Lächeln, bevor sie sich Brent zuwandte und ihm sogleich die Hand reichte.
    »Ich habe schon gehört, daß Sie herkommen würden. Ich bin...«
    »Mary, ich weiß. Sie kümmern sich um den Hauptmann hier.«
    »Ja, können Sie irgend etwas für ihn tun?«
    Sie schien den Kranken tatsächlich zu mögen, denn ihre Stimme hatte ängstlich und besorgt geklungen. Sie war jung, vielleicht achtzehn Jahre alt, was allerdings in einer Gesellschaft, in der fünfzehn- und sechzehnjährige Mädchen schon verheiratet wurden, nicht mehr allzu jung war. Aber im Vergleich zu dem Mann auf dem Bett war sie fast noch ein Baby.
    »Ich kann ihm helfen, eines leichteren Todes zu sterben«, sagte Brent, ohne viel Federlesen um das Schicksal des Kranken zu machen.
    Einen Moment sah es so aus, als ob sie in Tränen ausbrechen würde, aber dann schien sie sich wieder zu fangen und sagte: »Wir dachten, daß Sie vielleicht...«
    Meinte sie, er könne zaubern? Alle schienen das zu glauben und hofften, er könnte doch noch ein Wunder bewirken, auch wenn es eigentlich keine Hoffnung mehr gab. Er fühlte sich oft so hilflos gegenüber der Macht der Natur. Aber jetzt wurde er auch noch ärgerlich, weil er sich überlegte, ob das Mädchen wohl wußte, daß die Syphilis während des Geschlechtsverkehrs übertragen wurde. Viele von diesen dummen Dingern hatten ja keine Ahnung.
    Aber Sie machte nicht gerade den Eindruck, als ob sie dieses Gewerbe ausüben müßte, um nicht zu verhungern. Außerdem sprach sie sehr akzentuiert, als ob sie eine gute Ausbildung genossen hätte. Was brachte diese Mädchen bloß dazu, sich einem solchen Leben zuzuwenden?
    »Ich kann ihm helfen, würdevoll zu sterben«, wiederholte Brent schließlich, »das ist aber auch

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