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Sieg des Herzens

Titel: Sieg des Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heather Graham
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jetzt inmitten dieses furchtbaren Chaos eines Feldlazaretts.
    »Vielleicht sollte lieber ich gehen«, schlug Maria vor, als sie Sydney dabei beobachtete, wie sie ihr Kleid gegen Rock und Bluse tauschte, um zu der Handelsgesellschaft am Fluß zu reiten.
    Irgendwie schien Maria beunruhigt. Sie war eine sehr hübsche junge Frau - klein und zierlich, mit ebenholzfarbenem Haar und strahlendblauen Augen. Und sie konnte mit den Wimpern klimpern, daß es eine wahre Pracht war. Diese Fähigkeit hatte sie in der Vergangenheit schon an manchem verwirrten jungen Wachtposten vorbeikommen lassen.
    Sydney sah zu ihr hinüber und fragte: »Warum um alles in der Welt solltest du das tun?«
    »Weil du einen langen Tag hattest...«
    »Nein, nein, ich muß selbst gehen. Ich habe es Anderson versprochen. Ich bin auch schon fertig.«
    »Ich bin Witwe. Es geziemt sich viel eher für mich als für dich, mitten in der Nacht noch auszureiten.«
    »Es geziemt sich für keine von uns beiden«, entgegnete Sydney trocken und fügte, als ihr bewußt wurde, daß es sich wirklich nicht gehörte, hinzu: »Ich werde nicht allein reiten, ich nehme Sissy mit.«
    Sissy war ihr junges schwarzes Hausmädchen. Kurz nachdem Maria und Sydney zusammen eine Wohnung genommen hatten, hatte sie bei ihnen vorgesprochen und um Arbeit gebeten. Sie war sehr zurückhaltend, tüchtig und äußerst diskret, so daß Sydney und Maria manchmal ganz vergaßen, daß sie überhaupt da war. Als Sydney sich jetzt dazu entschloß, Sissy mitzunehmen, erinnerte sie sich wieder daran, daß sie vorsichtiger mit dem sein mußte, was sie tat und sagte, wenn das Mädchen im Zimmer war.
    Zu Maria gewandt, fügte sie noch hinzu: »Bist du nun beruhigt?«
    Maria nickte, sah aber immer noch bekümmert drein.
    »Was ist denn noch?«
    »Nichts«, entgegnete Maria achselzuckend, fuhr dann aber fort: »Ich weiß nicht, das ist wohl meine irische Intuition. Meine Großmutter hat immer gesagt, daß die Todesengel unterwegs sind, wenn man ein solches Gefühl hat wie ich jetzt. Das bedeutet, daß man dann besonders gut auf sich achtgeben muß.«
    Sydney lächelte, obwohl auch sie irische Vorfahren hatte und selbst ein bißchen über Marias Vorahnungen beunruhigt war. Aber sie konnte nichts daran ändern. Die Nachricht mußte überbracht werden.
    »Ich habe keine andere Wahl«, sagte sie schließlich. »Es mag sein, daß ich es nicht schaffe ... aber wenn ich es überhaupt nicht erst versuche, haben wir gar keine Chance. Richtig?«
    Maria zuckte nur mit den Schultern.
    »Sissy!« rief Sydney, und sogleich erschien eine junge schwarze Frau in der Tür.
    Sie war mittelgroß und hielt ihren Blick meist gesenkt. Aber nun sah sie Sydney direkt in die Augen, und Sydney bemerkte zum erstenmal, daß ihr Hausmädchen eine wahre Schönheit war. Ihre Haut war so schwarz und samten wie der Nachthimmel, und das Weiße ihrer großen Augen umgab die dunkle Iris wie eine leuchtende Korona. Sie war schlank und behende, bewegte sich anmutig wie eine Gazelle und hatte ein wunderbares Lächeln.
    Obwohl Sissy eine freie Frau war, die in Washington lebte, konnte sich Sydney des Gefühls nicht erwehren, daß sie früher einmal eine Sklavin gewesen sein mußte. Das lag an der Art, wie sie immer rasch den Blick senkte, sobald man sie ansprach. Ob sie wohl einen bösartigen Master gehabt hatte oder einen, der sie mißbraucht hatte?
    Weder Sydney noch sonst jemand in ihrer Familie hatte jemals Sklaven besessen. Ihr Großvater hatte nichts von der Sklaverei gehalten und diese Ansicht auch seinen beiden Söhnen, Jarrett und James, vermittelt.
    »Sissy, ich muß zu einem Lagerhaus am Fluß reiten. Ich weiß, daß es schon spät ist, aber ich will mir unbedingt ein paar Sachen ansehen ... und außerdem - wenn ich ehrlich bin - ist mir langweilig, und ich kann nicht schlafen.«
    »Ja, Ma'am?« sagte Sissy und sah Sydney überrascht an.
    Sydney erinnerte sich nun wieder daran, daß sie einer Hausangestellten in keinster Weise Rechenschaft über ihr Tun oder ihre Beweggründe schuldete, und sagte nur knapp: »Du wirst mich begleiten.«
    »Ja, Ma'am, selbstverständlich, Ma'am.«
    »Wir werden dorthin reiten. Kannst du überhaupt reiten?«
    »Ja, Ma'am.«
    »Wenn du willst, kannst du dich noch umziehen. Ich erwarte dich dann in zehn Minuten draußen bei den Pferden.«
    »Ja, Ma'am.«
    Nachdem Sissy das Zimmer verlassen hatte, sagte Maria noch einmal warnend: »Paß auf dich auf!« Dann fügte sie hinzu: »Komm noch mal her und laß

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