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Sieg des Herzens

Titel: Sieg des Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heather Graham
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nach Cashtown zu ziehen. Es war reiner Zufall, daß Einheiten beider Armeen in Gettysburg aufeinandertrafen. Natürlich sandten beide Seiten um Verstärkung, als die Scharmützel zu eskalieren drohten.
    Dieses zufällige Treffen fand am dreißigsten Juni 1863 statt. Am darauffolgenden Tag bezogen die Konföderier-ten Position und schlugen die Truppenteile der Bundesarmee zurück, die sich damit auch aus Gettysburg zurückziehen mußten; woraufhin die Konföderierten die Stadt besetzten. Die Unionstruppen sammelten sich am Fuße der die Stadt im Süden umgebenden Hügel und formierten ihre Linien neu. Lee plazierte seine Truppen in einem Bogen nordsüdlich der Stadt, entlang eines Höhenzuges. Auf beiden Seiten kamen immer mehr Soldaten hinzu, und Lee wollte den Yankee-Ansturm zurückgeschlagen haben, bevor auch Meades restliche Truppenteile Gettysburg erreicht hätten. Aber am zweiten Juli trafen immer noch weitere Einheiten auf dem Schlachtfeld ein.
    Julian hatte sein Feldlazarett südlich von Lees Bogen aufgebaut. Longstreet sollte die Flanke decken, aber er und seine Männer waren noch nicht da. Erst um vier Uhr nachmittags hörte man die Kanonenschüsse seiner Kompanie. So zogen sich die Kämpfe bis in die Abendstunden hin.
    Waren am Anfang nur vereinzelt Verwundete ins Lazarett gebracht worden, kamen sie nun zuhauf. Julian hatte fast den Eindruck, als bräche eine Sintflut über ihn herein, so viele Verletzte und Sterbende übergab man seiner Obhut. Vor lauter Schießen und Kanonendonner war bald nichts mehr vom Himmel zu sehen, aber der Lärm der Geschosse dröhnte unaufhörlich weiter. Julians Hände waren schon ganz rot von dem Blut der Verwundeten, und bald war auch er selbst von Kopf bis Fuß mit Blut beschmiert: Und immer noch kamen weitere Verletzte herein.
    Als eine Kanonenkugel ganz in ihrer Nähe explodierte, schrie ein Mann: »Jesus, Maria!« Und zehn Minuten später kam einer der Sanitäter ins Lazarettzelt gestürzt und rief entsetzt: »Captain, sie sind gleich auf dem nächsten Hügel ... unsere Leute sind einfach so niedergemäht worden. Da draußen ist eine ganze Kompanie vom Feuer eingeschlossen ... o mein Gott, aber sie sind nicht tot, jedenfalls nicht alle, einige leben ... und schreien wie am Spieß.«
    »Wir bringen sie hier rein!« sagte Julian.
    »Es gibt keine Truppen mehr, die sie vom Feld holen könnten, sie sind schon weiter auf dem Vormarsch.«
    Julian zögerte nur einen winzigen Augenblick, dann sah er zu Dan LeBlanc hinüber und sagte: »Sie übernehmen hier das Kommando!«
    »McKenzie, Sir, was haben Sie denn vor? Wir haben auch so schon genug Verletzte hier...«
    »Wenn wir etwas dagegen tun können, LeBlanc, werden wir unsere Verletzten nicht da draußen liegenlassen!« fuhr Julian ihn an und verließ gefolgt von dem Sanitäter das Lazarettzelt.
    Der Zeltvorplatz war von Männern nur so übersät - einige warteten darauf, daß ein Arzt für sie Zeit hatte, andere auf eine Ambulanz, die sie von der Front wegbringen sollte. Aber nicht alle waren so schwer verletzt, daß sie nicht noch hätten helfen können. Julian blieb vor ihnen stehen. Er wußte, daß die meisten von unterschiedlichen Einheiten stammten: Da waren Männer aus Georgia, Nord-und Südcarolina, aus Texas und sogar aus Florida, die alle weit, weit von der Heimat entfernt kämpften.
    »Da sind noch Verletzte auf dem Schlachtfeld!« richtete Julian das Wort an sie. »Wir gehen jetzt da rein und holen sie raus. Irgendwelche Freiwilligen?«
    Zuerst bekam er überhaupt keine Antwort, bis sich ein Mann mit einer Schlinge um den linken Arm erhob und sagte: »Ich hab' mir zwar eine Kugel eingefangen, Doktor, aber ich denke, ich kann ein paar von meinen Landsleuten mit dem anderen Arm herausziehen.«
    »Gut, sehr gut, noch jemand?«
    Zu diesem Zeitpunkt hatten sich bereits etwa ein Dutzend Männer erhoben.
    »Wenn ich noch laufen könnte, Doc, wäre ich dabei«, sagte ein Soldat, der am Boden lag.
    Julian blickte zu ihm hinunter und erkannte in ihm den Mann, dem er zwei Stunden zuvor den linken Unterschenkel amputiert hatte. Er hatte noch Glück gehabt, daß nicht auch das Knie in Mitleidenschaft gezogen worden war, denn so würde er mit einer Prothese später ganz gut zurechtkommen.
    »Sie haben Ihre Pflicht getan, Soldat«, sagte Julian lächelnd zu ihm.
    »Aber ich lebe noch!« entgegnete der Mann ganz leise, als ob er deshalb ein schlechtes Gewissen habe.
    Julian erwiderte rasch: »Wir schaffen das schon, und Sie bleiben,

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