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Sieg des Herzens

Titel: Sieg des Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heather Graham
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ihr Richard.
    Es war Julian.
    Auch er lag am Boden. Die Explosion einer Kanonenkugel hatte ihn vom Pferd gerissen, das in einiger Entfernung von ihm ebenfalls am Boden lag - verletzt und jämmerlich wiehernd. Aber Julian blieb nicht liegen, sondern erhob sich und rief denen, die ihm nachgefolgt waren, etwas zu
    und befahl ihnen, die Toten und Verletzten vom Feld zu bringen. Er rannte durch die Sperrfeuer um ihn herum, legte einem Mann eine Aderpresse an, sorgte dafür, daß man einen anderen in Sicherheit brachte - und erklärte einen dritten für tot.
    Er war sehr nah, viel zu nah an der Front. Man konnte Metall klirren hören, als Fußsoldaten auf den Feind trafen und ein Kampf Mann gegen Mann entbrannte. Und Julian war da mittendrin.
    Sie sah, wie ihn die Kugel traf, und dann den Ausdruck in seinen Augen. Als Arzt war ihm augenblicklich klar, daß er tödlich getroffen war ... und dann sank auch er zu Boden ...
    Plötzlich wurde das Feld von farbigem Licht überflutet, das sich gegen den dunklen Rauch abhob. Goldene Sonnenstrahlen, die leicht verschwommen ins Violette und Blutrote spielten, beherrschten jetzt die Szenerie: Farben der untergehenden Sonne - eines Tages, der sich dem Ende neigte. Vielleicht war auch das Leben mit einem Tagesverlauf zu vergleichen, an dessen Ende der Sonnenuntergang noch einmal all die Glorie der vergangenen Stunden hervorrief, um dann ins Dunkel der Nacht überzugehen ...
    Erschrocken wachte sie auf. Die Sonne versank nun nicht mehr hinter blutgetränkten Hügeln und Feldern, sondern erhob sich am östlichen Horizont. Die ersten Strahlen erreichten bereits das weiße Linnen ihres Feldbetts, spielten auf ihrem Nachthemd und der leinenen Zeltplane und überzogen alles mit einem blaßrosa Schimmer: dem Widerschein des Todes.
    Sie setzte sich auf, atmete tief durch und blickte um sich. Sie war nicht mehr auf dem Schlachtfeld, wußte aber, daß sich der erste Traum genauso zugetragen hatte, wie sie ihn geträumt hatte. Er lag nun schon einige Zeit zurück und war Realität geworden, kurz nachdem sie den Traum zum erstenmal gehabt hatte. Und auch damals war sie von ihrem eigenen Entsetzensschrei aufgewacht und hatte dann zitternd vor Angst und laut schluchzend die Kissen zerwühlt. Denn sie konnte sich genau an das Gesicht des Hauptmanns erinnern und an seine Augen. Darin hatten sich der Mut, die Ehre und Nächstenliebe dieses Mannes widergespiegelt. Und sie hatte mit ansehen müssen, wie das Lebenslicht aus diesen Augen gewichen war, während er vornüberfiel und sich sein Blut mit dem der anderen Toten auf dem Feld vermischte.
    Sie hatte damals gewußt, daß es passieren würde, und in jener Nacht war auch ein Teil von ihr selbst gestorben.
    Aber nun war da noch ein neuer Traum, dem ersten so ähnlich. Und darin hatte sie Julian gesehen und wußte, daß auch diese schrecklichen Bilder Wirklichkeit werden würden, wenn...
    Ihr Magen revoltierte, und sie biß sich auf die Unterlippe und legte beruhigend eine Hand auf ihren Leib.
    ... wenn sie dem nicht Einhalt gebot.
    Aber wie? Wie sollte sie diese riesige, tödliche Woge stoppen, mit der der Krieg alles unter sich zu begraben drohte? Sie konnte nichts dagegen tun. Es war unmöglich und lag außerhalb ihrer Macht...
    Aber vielleicht könnte sie wenigstens seinen Tod verhindern. Vielleicht könnte sie ihn warnen und zurückhalten. Julian zurückhalten? Mit seinem unbändigen Stolz, seiner Loyalität und Entschlossenheit - seinem Starrsinn? Sie mußte ihn einfach aufhalten. Sie war nicht bereit, diesen Schmerz noch einmal zu ertragen.
    Schnell stand sie auf, wusch sich, kleidete sich an und trat dann aus ihrem Zelt, das in der Nähe des Feldlazaretts des Yankee-Camps gelegen war. Draußen im Freien goß sich Corporal Watkins, den man im Augenblick zu ihrem Schutz abgestellt hatte, gerade einen Becher Kaffee ein.
    »Warum sind Sie schon so früh auf, Mrs. Rhiannon? Es dauert bestimmt noch ein paar Stunden, bis wieder geschossen wird, schätze ich.« Mit diesen Worten reichte er ihr seinen Kaffeebecher und fuhr kopfschüttelnd fort: »Das muß für Sie ganz schön hart sein, und nicht nur für Sie, könnte ich mir vorstellen. Ich meine, einige von uns aus dem Norden denken, nur ein toter Rebell sei ein guter Rebell. Aber ihr aus dem Süden, die ihr gegen die Sezession seid, wißt doch ganz genau, daß auch ein paar gute Menschen in dieser haselnußbraunen und grauen Rebellenkluft
    stecken. Und Kanonenkugeln machen nun mal keinen Unterschied

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