Sieg einer großen Liebe
kindliche Frau brachte ihn völlig durcheinander. Zuerst hatte sie Schach und Karten mit ihm spielen wollen, nun versuchte sie sich offensichtlich an einem aufregenderen Spiel: ihn zu quälen. Und darin war sie äußerst erfolgreich. Sie setzte sich auf seinen Schreibtisch, auf seine Stuhllehne, kaufte ihm ein Geschenk, bat ihn um einen Kuß. Brutal fragte er sich, ob sie sich dabei vorgestellt hatte, er sei Andrew.
Empört über das unbarmherzige Verlangen seines Körpers nach ihr sprang er auf die Füße und eilte die breite, geschwungene Treppe hinauf.
Er hatte zwar gewusst, daß er das Mädchen eines anderen geheiratet hatte.... aber er hatte nicht gedacht, daß ihm das so viel ausmachen würde. Nur sein Stolz hielt ihn davon ab, sie wieder zu zwingen, mit ihm ins Bett zu gehe...und außerdem das Bewusstsein, daß er hinterher genausowenig Befriedigung empfinden würde, wie in der Hochzeitsnacht.
Victoria hörte ihn in seinem Zimmer und klopfte an die Verbindungstür. Er rief sie herein, doch ihr Lächeln verblasste augenblicklich, als sie eintrat und sah, wie Franklin, sein Kammerdiener, eine Tasche packte, während Jason selbst einige Papiere in einen Lederkoffer steckte. „Wohin gehst du?“ fragte Victoria verblüfft.
„Nach London.“
„Aber ... warum?“ beharrte sie. Sie war so erschrocken, daß sie kaum denken konnte.
Jason blickte seinen Kammerdiener an. „Ich packe den Rest selbst, Franklin.“ Er wartete, bis sich der Diener zurückgezogen hatte. „Dort kann ich besser arbeiten“, bemerkte er dann.
„Gestern Abend hast du gesagt, du könntest nicht mit mir nach London kommen und dort übernachten, weil du dich morgen früh hier mit jemandem treffen wolltest“, versuchte sie zu argumentieren, weil sie inzwischen wieder denken konnte und ihr einige Ungereimtheiten auf fielen.
Jason hörte auf, Papiere im Koffer zu verstauen und richtete sich auf. „Victoria“, bemerkte er absichtlich grob, „weißt du, was passiert, wenn sich ein Mann tagelang ununterbrochen im Zustand sexueller Erregung befindet?“
„Nein“, entgegnete Victoria und schüttelte den Kopf.
„Wenn das so ist, will ich es dir erklären“, fuhr er sie an.
Victoria wich einen Schritt zurück. „Ich.... ich glaube nicht, daß du das tun solltest... nicht, wenn du in der Laune bist.“
„Ehe ich dich kennenlernte, hatte ich keine 'Launen', stellte Jason fest. Er wandte ihr den Rücken zu, stützte sich auf das Kaminsims und starrte zu Boden. „Ich warne dich, gehe in dein Zimmer zurück, bevor ich vergesse, was für ein 'rücksichtsvoller' Ehemann ich bin und mir die Mühe spare, nach London zu fahren.“
Victoria fühlte sich elend. „Du gehst zu deiner Geliebten, nicht wahr?“ fragte sie gepresst und konnte kaum glauben, wie sanft er gewirkt hatte, als sie ihm das Geschenk machte.
„Du klingst ganz unangenehm nach einer eifersüchtigen Ehefrau“, entgegnete er durch zusammengebissene Zähne.
„Ich kann nichts dafür, ich bin eine Ehefrau.“
„Du hast eine recht eigenartige Vorstellung davon, was es heißt, verheiratet zu sein“, meinte er spöttisch. „Und nun hinaus mit dir...Zum Teufel mit dir...rauste Victoria auf. „Erkennst du denn nicht, daß ich nicht weiß, wie ich mich verhalten soll? Ich kann kochen und nähen und mich um einen Mann kümmern, aber dazu brauchst du mich nicht, weil du dafür andere Leute hast. Und ich will dir noch etwas sagen, Lord Fielding“, fuhr sie fort und redete sich so richtig in Rage, „ich mag keine sehr gute Gattin sein, doch du bist ein unmöglicher Ehemann! Wenn ich dir vorschlage, Schach zu spielen, wirst du böse. Wenn ich dich zu verführen versuche, bekommst du schlechte Laune ...“
Sie sah, wie Jason ruckartig den Kopf hob, doch sie war so ärgerlich, daß sie seinen verdutzten Gesichtsausdruck nicht beachtete. „Und wenn ich dir ein Geschenk mache, fährst du nach London, deine Mätresse zu besuchen! “
„Tory“, bat er kläglich, „komm her.“
„Nein, ich bin noch nicht fertig" brachte Victoria wütend und verzweifelt hervor. „Geh du nur zu deiner Geliebten, wenn das dein Wunsch ist, aber wirf es mir nicht vor, wenn du keinen Sohn bekommst. Ich bin vielleicht naiv, aber ich bin nicht dumm genug zu glauben, daß ich ein Baby ohne... ohne deine Mithilfe zustandebringen kann!“
„Tory, bitte komm zu mir“, wiederholte er heiser.
Der gefühlvolle Tonfall seiner Stimme bremste sie, und ihr Zorn verflog. Doch sie fürchtete, erneut
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