Sieg einer großen Liebe
beunruhigte sein Gewissen nicht, denn er gab sich keinen Illusionen über ihre Gründe für diese Ehe hin. Sie war von ihm angetan, das wusste er, aber sie heiratete ihn, weil ihr Vater eine Verbindung mit dem Adel wünschte.
Zwei herrliche segensreiche Wochen lang gelang es Katherine und ihm ihre wachsende Liebe geheimzuhalten. Es waren zwei Wochen voller stiller gemeinsamer Spaziergänge, voller Lachen, Freude und Träumen von der Zukunft.
Doch dann konnte Charles die notwendige Begegnung mit der Herzoginwitwe von Claremont, Katherines Großmutter, nicht länger aufschieben. Er wollte Katherine heiraten.
Auf den Widerspruch der Herzogin war er vorbereitet, denn er stammte zwar aus einer alten Familie, war jedoch ein jüngerer Sohn ohne Titel. Dennoch waren solche Eheschließungen nicht selten, und er hatte erwartet, daß die Herzogin nach einiger Zeit nachgeben würde, weil Katherine die Verbindung genausosehr wünschte wie er. Er hatte weder damit gerechnet, daß sie ihn einen „liederlichen Opportunisten“ und einen „bestechlichen, wollüstigen, verkommenen Kerl“ nannte, noch daß sie seine Vorfahren als „unverantwortliche Irre“ beschimpfen würde.
Doch vor allem war er nicht auf ihren Schwur vorbereitet, Katherine zu enterben, wenn sie ihn heiratete. So etwas tat man einfach nicht. Aber als er an jenem Tag das Schloss Claremont verließ, wusste Charles, die Herzogin würde genau das tun, was sie androhte.
Er kehrte nach Hause zurück und verbrachte eine Nacht voller Wut und Verzweiflung. Am Morgen war ihm klar, daß er Katherine nicht heiraten konnte. Er hätte nicht ertragen können, daß Katherine seinetwegen aus ihrer Familie ausgestoßen und von der Gesellschaft gemieden wurde.
Niemals könnte er eine gewöhnliche Hausfrau aus ihr machen, wenn er bereit war, sich notfalls mit eigener Hände Arbeit sein Leben zu verdienen. Katherine war jung, idealistisch und verliebt, aber sie war auch an schöne Kleider gewöhnt und an Dienerschaft. Wenn er arbeiten musste, konnte er ihr das nicht bieten. Katherine hatte noch nie einen Teller abgewaschen oder ein Hemd gebügelt, und er konnte sie nicht dazu erniedrigen, nur weil sie dumm genug war, ihn zu lieben.
Bei einem heimlichen Treffen am folgenden Tag teilte er ihr seine Entscheidung mit. Katherine beteuerte, daß ihr Luxus nichts bedeute und flehte ihn an, mit ihr nach Amerika zu gehen, wo man anständig leben konnte, wenn man bereit war zu arbeiten.
Da Charles weder ihre Tränen noch seinen eigenen Schmerz ertragen konnte, erklärte er nur barsch, ihre Ideen seien töricht.
Katherine sah ihn an, als sei er derjenige, der vor der Arbeit Angst hätte, und warf ihm dann stockend vor, nur ihre Mitgift zu wollen, nicht sie selbst... wie ihre Großmutter gesagt hatte.
Diese Beschuldigung traf Charles, der bereit gewesen war, sich für sie zu ändern, tief. „Glaube was du willst“, antwortete er knapp und wandte sich abrupt ab, damit er nicht doch noch seinen Entschluss bereute und sie entführte. Er ging zur Tür, doch er konnte den Gedanken nicht ertragen, sie könnte meinen, er habe nur ihr Geld gewollt. „Katherine“, sagte er, ohne sich umzudrehen. „Ich flehe dich an, glaube das nicht von mir! “
„Ich glaube es nicht“, flüsterte sie.
Und dann tat er etwas, das sie ihm nie verziehen hatte: Um Katherine vor sich und seiner Liebe zu schütze...und ihr die Ausweglosigkeit ihrer Situation klarzumachen...rieb er die Hochzeitsvorbereitungen mit Amelia voran. Es war die erste völlig uneigennützige Tat in Charles’ Lebe...und das Schlimmste, was er Katherine antun konnte.
Sie war mit ihrer Großmutter bei seiner Trauung anwesend, und für den Rest seines Lebens würde Charles niemals den Ausdruck von Verrat in Katherines Augen vergessen, als er einer anderen die Treue schwor.
Zwei Monate später heiratete sie einen irischen Arzt und ging mit ihm nach Amerika. Das tat sie, weil sie ihrer Großmutter nicht verzeihen konnte und weil sie es nicht ertrug, in der Nähe von Charles und seiner Ehefrau zu leben. Und sie wollte ihm beweisen, daß sie aus Liebe zu ihm alles ertragen hätte, einschließlich eines Lebens in Amerika.
In demselben Jahr kam Charles’ älterer Bruder bei einem Duell ums Leben, und Charles erbte das Herzogtum. Viel Geld war nicht mit dem Titel verknüpft, doch es wäre genug gewesen, Katherine einen bescheidenen Luxus zu bieten. Doch Katherine war fort. Charles war das Geld, das er erbte, gleichgültig wie
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