Sieg einer großen Liebe
alles.
Einige Zeit später starb Charles’ jüngerer Bruder in Indien, und nach sechzehn Jahren Ehe seine Frau Amelia.
In der Nacht nach Amelias Beerdigung hatte sich Charles betrunken wie damals oft. Doch in jener Nacht war ihm ein neuer Gedanke gekommen: Bald würde auch er sterben. Und dann wäre das herzogliche Besitztum der Fieldings ohne Erben, denn Charles hatte keine Kinder.
Sechzehn Jahre lang hatte Charles ein inhaltsloses Leben geführt, aber in jener Nacht erwachte etwas in ihm. Zuerst war es nur Unruhe, dann wurde es Groll und schließlich, ganz langsam, Zorn. Zum erstenmal seit vierhundert Jahren war der Herzogtitel der Fieldings in Gefahr. Plötzlich war Charles entschlossen, ihn nicht genauso wegzuwerfen wie sein Leben. Wenigstens das war er der Familie schuldig!
Er brauchte also einen Nachkommen, und dazu musste er wieder heiraten. Nach all den Ausschweifungen seiner Jugend schien ihm die Vorstellung, einen Sohn zu zeugen, eher ermüdend als erregend. Gequält erinnerte er sich an all die hübschen Frauen, die er vor langer Zeit beglückt hatte ... an die schöne französische Ballerina, die ihm als seine Geliebte einen Bastard beschert hatte ...
Vor Freude sprang Charles auf. Er brauchte nicht wieder zu heiraten, denn er hatte bereits einen Sohn! Er hatte Jason!
Charles war sich nicht sicher, ob das Erbfolgegesetz erlaubte, den Herzogtitel einem illegitimen Nachkommen zu vermachen, doch das war gleichgültig.
Jason war ein Fielding, und die wenigen, die von seiner Existenz in Indien wussten, hielten ihn für das eheliche Kind von Charles’ jüngerem Bruder.
Gleich am nächsten Tag hatte Charles Nachforschungen in Auftrag gegeben, doch es dauerte zwei lange Jahre, bevor er endlich einen ausführlichen Bericht erhielt. Von Charles’ Schwägerin fand man keine Spur, doch Jason wurde in Delhi entdeckt, wo er als Reeder und Kaufmann ein Vermögen angehäuft hatte. Der Bericht begann mit Jasons gegenwärtigen Lebensumständen und endete mit Einzelheiten über seine Vergangenheit.
Charles’ Stolz auf Jasons finanzielle Erfolge wurde bald von unbeschreiblichem Entsetzen abgelöst, als er von den abartigen Misshandlungen hörte, mit denen seine Schwägerin, die in religiösen Wahn verfallen war, das unschuldige Kind gequält hatte, das er in ihre Obhut gegeben hatte.
Noch entschlossener, Jason zu seinem rechtmäßigen Erben zu machen, reiste Charles kurzerhand nach Delhi. Voller Reue und Entschlossenheit begab er sich zu Jasons prunkvollem Haus. Schon bei der ersten Begegnung sah Charles, was er aus dem Bericht bereits wusste: Jason war verheiratet, hatte einen Sohn und lebte wie ein König. Er machte es sofort klar, daß er sich in keiner Weise für einen Vater, einen Titel, ein Erbe oder England überhaupt interessierte.
Aber Jasons schöne Frau Melissa war begeistert von der Idee, als Marquise von Wakefield dem Titel, der Jason zustand, falls er als Erbe des Herzogs anerkannt würde... nach London zu gehen. Doch weder ihre Wutanfälle, noch Charles’ Bitten zeigten auch nur die geringste Wirkung auf Jason.
Charles wollte schon aufgeben, als er Jason eines abends mit seinem kleinen Sohn Jamie beobachtete und erkannte, daß Jason diesen Sohn liebte und alles für ihn tun würde. Unverzüglich änderte Charles seine Taktik und erklärte Jason, daß er mit seiner Weigerung, das Erbe anzutreten, dem kleinen Jamie sein Geburtsrecht nähme. Der Titel und alles, was dazugehörte, würden irgendwann auf Jamie übergehen. Das zeigte Wirkung.
Jason ernannte einen fähigen Mann zum Geschäftsführer in Delhi und siedelte mit seiner Familie nach Wakefield Park bei London über. In der Absicht, seinem kleinen Jungen ein „Königreich“ aufzubauen, gab Jason riesige Summen für die Restaurierung der abgewirtschafteten Güter der Athertons aus und verschaffte ihnen mehr Glanz, als sie je besessen hatten.
Während Jason arbeitete, eilte Melissa nach London, um ihren rechtmäßigen Platz als Marquise von Wakefield in der Gesellschaft einzunehmen. Innerhalb eines Jahres verbreitete sich der Klatsch über ihre Liebesaffären in ganz London. Und dann kam die Flucht mit dem französischen Baron auf dem Schiff, das unterging. Melissa und Jamie waren tot...
8. KAPITEL
Charles schüttelte die traurigen Erinnerungen ab und sah auf Jason und Victoria. „Wollen wir heute Abend gegen die Etikette den Portwein bei dir im Salon trinken?“ schlug er Victoria vor. „Ich möchte gern noch etwas Zeit in deiner
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