Sieg einer großen Liebe
eben bei diesem Thema sind ... Ich hatte gehofft, deine Frau würde dich heute begleiten, damit Victoria sie kennenlernen kann. Caroline ist nur wenige Jahre älter als sie, und ich glaube, sie würden sich vertragen. Um ehrlich zu sein, Victoria wird eine Freundin brauchen. Es gab anscheinend einen Skandal, als ihre Mutter einen irischen Arzt heiratete, und Lady Kirby plant offensichtlich, die alte Geschichte wieder aufzuwärmen. Außerdem will Victorias Urgroßmutter, die Herzogin von Claremont, das Mädchen nicht anerkennen. Victoria hat zwar den Titel einer Gräfin geerbt, doch damit allein wird sie noch nicht in die Gesellschaft aufgenommen. Sie hat Charles’ Unterstützung, das hilft natürlich auch. Niemand wird es wagen, sie direkt zu schneiden.“
„Sie wird auch deinen Einfluss hinter sich haben, und der ist beachtlich“, unterstrich Collingwood.
„Nicht, wenn es darum geht, den Ruf einer jungen Frau als tugendhafte Unschuld zu festigen“, widersprach Jason trocken.
„Das stimmt allerdings.“ Robert lachte.
„Jedenfalls lernte Victoria bisher nur die Kirbys als Beispiel der englischen Aristokratie kennen. Ich dachte, deine Frau könnte diesen Eindruck ausmerzen. Tatsächlich habe ich ihr sogar empfohlen, Caroline als gutes Beispiel zu nehmen ...“
Robert Collingwood brach in Lachen aus. „Wirklich? Dann kannst du nur hoffen, daß Lady Victoria deinen Rat nicht befolgt. Carolines Manieren sind ausgezeichnet... gut genug, sogar dich zu täuschen, aber ich muss ihr ständig aus der Klemme helfen. Eine eigenwilligere junge Frau als sie ist mir noch nie begegnet“, schloss er, doch seine Worte waren voller Zärtlichkeit.
„In dem Fall müssten sich Victoria und Caroline wunderbar verstehen“, meinte Jason.
„Du interessierst dich ziemlich für das Mädchen“, sagte Robert und sah ihn prüfend an.
„Nur als unfreiwilliger Beschützer.“
Draußen vor der Tür des Arbeitszimmers strich Victoria ihr grünes Musselinkleid glatt, klopfte sacht an die Tür und trat ein.
Jason saß hinter dem Schreibtisch auf einem lederbezogenen Stuhl mit hoher Lehne und unterhielt sich mit einem Mann Anfang dreißig. Als sie hereinkam, standen sie gleichzeitig auf ... eine einfache Bewegung, die jedoch die Ähnlichkeiten zwischen den beiden Männern unterstrich. Wie Jason war der Graf groß, gutaussehend und muskulös, aber sein Haar war blond und seine Augen braun. Auch er strahlte wie Jason Autorität aus, doch wirkte dieser Graf weniger furchterregend. Er schien Humor zu haben, und er lächelte eher freundlich als spöttisch. Dennoch war er ein Mann, den man sich nicht zum Feind machen wollte.
„Entschuldigen Sie, daß ich Sie so angestarrt habe“, sagte Victoria, nachdem Jason sie vorgestellt hatte. „Doch im ersten Augenblick glaubte ich, zwischen Ihnen eine gewisse Ähnlichkeit zu entdecken.“
„Ich bin sicher, Sie haben das als Kompliment gemeint, Mylady“, sagte Robert Collingwood.
„Nein, das hat sie sicher nicht“, stellte Jason richtig.
Victoria suchte verzweifelt nach einer passenden Antwort, fand aber keine. Was sollte sie darauf antworten?
Der Graf rettete sie aus dieser peinlichen Situation. „Wie kannst du eine junge Dame nur so in Verlegenheit bringen?“ fragte er und warf Jason einen entrüsteten Blick zu.
Victoria hörte Jasons Erwiderung nicht, denn ein kleiner Junge von etwa drei Jahren trat jetzt neben den Grafen. Er hielt ein Segelboot in den Händen und starrte Victoria gebannt an. Mit dem lockigen blonden Haar und braunen Augen war er seinem Vater wie aus dem Gesicht geschnitten. Außerdem trug er ebenso eine hellbraune Jacke, passende Reithosen und Lederstiefel.
Völlig bezaubert lächelte Victoria ihn an. „Ich glaube, wir wurden noch nicht bekannt gemacht“, sagte sie.
„Verzeihen Sie“, sagte der Graf in spielerischem Ernst. „Lady Victoria, erlauben Sie mir, Ihnen meinen Sohn John vorzustellen.“
Der kleine Junge legte das Boot auf den Stuhl hinter sich und verbeugte sich höflich. Victoria beantwortete dies mit einem Knicks, der ihm ein kindliches Lachen entlockte. Dann deutete er auf ihr Haar und sah zu seinem Vater auf. „Rot?“ stellte er fest.
„Ja“, stimmte Robert zu.
Das Kind strahlte. „Hübsch“, flüsterte es.
„John, du bist wirklich noch zu jung, um den Damen galante Komplimente zu machen“, meinte Collingwood amüsiert.
„Oh, aber ich bin keine Dame“, widersprach Victoria lebhaft und kniete auch gleich ganz undamenhaft neben
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