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Sieg einer großen Liebe

Sieg einer großen Liebe

Titel: Sieg einer großen Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith McNaught
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mit der er das sagte, erheiterte Victoria. „Nein, wirklich nichts“, bestätigte sie und nahm noch einen Schluck von dem Brandy. „Wegen dieser lächerlichen Verlobung habe ich nicht geweint. Die machte mich nur ärgerlich.“
    „Weshalb denn dann?“
    Sie rollte das Glas zwischen den Händen hin und her und betrachtete die herumwirbelnde Flüssigkeit. „Ich habe wegen meiner Mutter geweint. Diese ... Lady Kirby sagte, ich würde unter Katherines Ruf zu leiden haben. Das machte mich so zornig, daß mir keine passende Entgegnung einfiel.“
    Rasch warf sie ihm einen prüfenden Blick zu, und da Jason ausnahmsweise ehrlich besorgt und erreichbar schien, fuhr sie fort. „Meine Mutter war liebenswert und sanft. Ich weiß, wie wundervoll sie wirklich war, und das macht mich so traurig. Außerdem vermisse ich meine Eltern sehr und habe manchmal diese ... seltsamen Launen. Im einen Moment geht es mir gut, und im nächsten bin ich ganz niedergeschlagen.“
    „Es ist natürlich, um Menschen zu weinen, die man geliebt hat“, sagte er so verständnisvoll, daß sie ganz erstaunt war.
    Auf einmal fühlte sie sich durch seine Gegenwart getröstet. Aber dann schüttelte sie tapfer den Kopf. „Wahrscheinlich weine ich um mich selbst“, gestand sie. „Aus Selbstmitleid, weil ich sie verloren habe. Ich wusste gar nicht, daß ich so feige bin.“
    „Ich habe schon tapfere Männer Tränen vergießen sehen, Victoria“, beruhigte er sie.
    Victoria betrachtete seine markanten Züge. Selbst im sanften Licht der Kerze wirkte er noch hart und unverwundbar. Es war unmöglich, sich ihn mit Tränen in den Augen vorzustellen. Der Brandy ließ Victoria ihre natürliche Zurückhaltung vergessen. „Haben Sie jemals geweint?“ fragte sie und sah ihn von unten an.
    Enttäuscht bemerkte sie, wie sein Gesicht sich wieder verschloss. „Nein.“
    „Nicht einmal als kleiner Junge?“ beharrte sie.
    „Nicht einmal da“, erwiderte er knapp.
    Er wollte abrupt aufstehen, doch Victoria legte ihm die Hand auf den Arm. „Mr. Fielding“, begann sie in dem unbeholfenen Versuch, ihren kurzen Waffenstillstand zu verlängern. „Ich weiß, daß Sie mich nicht gern hier haben, aber ich werde nicht lange bleiben ....nur bis Andrew mich holen kommt.“
    „Bleib, solange es dir gefällt“, meinte er kühl.
    „Danke“, sagte Victoria. Seine wechselnden Stimmungen verwirrten sie. „Was ich eigentlich sagen wollte ... ich würde mich freuen, wenn wir uns auf einer freundlicheren Ebene begegnen könnten.“
    „Und an welche freundlichere Ebene“ haben Sie dabei gedacht, Mylady?“
    Angeheitert wie sie war, entging Victoria der Spott in seiner Stimme. „Nun ja, wenn man es nicht allzu genau nimmt, sind wir entfernt Vetter und Kusine.“ Sie machte eine Pause und suchte in seinen Zügen nach einem Anzeichen von Wärme. „Außer Onkel Charles und dir habe ich keine Verwandten mehr. Glaubst du, wir könnten uns wie Verwandte behandeln?“
    Ihr Vorschlag schien ihn erst zu verwirren, dann zu amüsieren. „Ich denke, das können wir tun.“
    „Danke.“
    „Schlaf jetzt ein wenig.“
    Sie nickte und kuschelte sich unter die Bettdecke. „Oh, ich habe vergessen, mich zu entschuldigen ... für die Sachen, die ich sagte, als ich böse war.“
    Seine Lippen zuckten. „Tut es dir wirklich leid?“
    Victoria hob die Brauen und sah ihn frech und verschlafen lächelnd an. „Du hast jedes Wort verdient.“
    „Du hast recht“, gab er zu und lachte zum erstenmal. „Aber treibe es nicht zu weit.“
    Jason unterdrückte den Wunsch, ihr das Haar zu zausen und ging in sein Zimmer zurück. Dort schenkte er sich selbst einen Brandy ein, setzte sich dann und legte die Füße auf den Tisch. Weshalb nur rief Victoria Seaton diesen eigenartigen Wunsch in ihm hervor, sie zu beschützen? Als sie ankam, hatte er sie gleich wieder nach Amerika zurückschicken wollen. Und das war, bevor sie seinen Haushalt auf den Kopf gestellt hatte. Vielleicht weckte sie Vatergefühle in ihm, weil sie so verloren und verletzbar, so jung und zart wirkte -und doch so aufmüpfig war. Oder vielleicht war es ihre Aufrichtigkeit, die ihn aus der Ruhe brachte. Oder dieser Blick, als wolle sie ihm auf den Grund seiner Seele schauen. Sie kokettierte nicht. Das hat sie auch nicht nötig, dachte er mit einem Seufzer. Mit diesen Augen könnte sie selbst einen Heiligen betören.

9. KAPITEL
    „Ich kann gar nicht sagen, wie leid mir das von gestern Abend tut“, entschuldigte sich Charles bei

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