Sieg einer großen Liebe
schwören?“
„Jetzt übertreibst du aber“, sagte er kalt.
Obwohl er das ganz leise gesagt hatte, klang es doch wie eine Warnung, und Victoria lenkte ein. Sie tat einen Schritt zur Seite, aber der Hund verharrte weiterhin in Angriffsstellung und wandte den Blick nicht von dem Mann mit dem Gewehr.
Jason hatte immer noch die Waffe schussbereit. „Sitz!“ befahl Victoria in ihrer Verzweiflung, ohne zu erwarten, daß der Hund gehorchen würde. Einen Augenblick lang zögerte das Tier, dann setzte es sich neben sie.
„Da siehst du es...“ triumphierte Victoria. „Jemand hat ihn gut erzogen. Und er weiß, daß deine Flinte ihn verletzen kann, deshalb läßt er sie nicht aus den Augen. Er ist schlau.“
„Sehr schlau“, stimmte Jason trocken zu. „Klug genug, hier vor meiner Nase zu leben, während ich und die ganze Nachbarschaft den ,Wolf‘ gejagt haben, der Hühnerställe überfällt und das Dorf terrorisiert.“
„Ist das der Grund, weshalb du jeden Tag auf die Jagd gegangen bist?“ Als Jackson nickte, begann sie sofort ihren Freund lebhaft zu verteidigen. „Er ist kein Wolf, das siehst du nun. Und ich füttere ihn jeden Tag, so daß er keinen Grund mehr hat, Hühnerställe auszurauben. Auch ist er sehr klug und versteht, was ich sage.“
„Vielleicht könntest du ihm dann erzählen, wie unhöflich es von ihm ist, seinen Brötchengeber anzuknurren.“
Victoria warf einen besorgten Blick auf ihren übereifrigen Beschützer und sah dann Jason an. „Ich glaube, wenn du mich noch einmal anfasst und ich ihm verbiete, dich anzuknurren, dann versteht er das. Los, gib deine Hand.“
„Ich würde dir gern den Hals umdrehen“, sagte Jason halb scherzhaft, tat aber, was sie verlangte. Das Tier duckte sich zum Sprung.
„Aus!" sagte Victoria scharf, und der Wolf namens Willie entspannte sich, zögerte kurz und legte sich zu ihren Füßen.
Victoria atmete erleichtert auf. „Da siehst du, es hat geklappt. Ich werde mich gut um ihn kümmern, und er wird niemanden belästigen, wenn er bleiben darf.“
Jason konnte dem bittenden Blick ihrer blauen Augen nicht widerstehen. „Kette deinen Hund an“, meinte er resigniert. „Ich werde Northrup beauftragen, den Wildhütern zu sagen, sie sollen ihm nichts tun.“ Er winkte Victorias Dankesbezeugungen ab. „Aber wenn er auf einem anderen Grundstück gesehen wird, erschießt man ihn ohne Vorwarnung. Er hat zwar noch keinen Menschen angegriffen, aber den Bauern sind auch ihre Hühner wertvoll, nicht nur ihre Familien.“
Um das Thema zu beenden, ging er auf die Collingwoods zu, die sich in sicherer Entfernung gehalten hatten.
Verlegen trat Victoria auf die Dame zu, die Jason als Vorbild an Anstand zu betrachten schien. Statt der hochmütigen Verachtung, die Victoria auf den Zügen der Gräfin erwartet hatte, sah sie in den Augen dieser hübschen jungen Frau nur Belustigung und Bewunderung.
Jason stellte die beiden Damen einander vor und schlenderte dann mit dem Grafen davon, um Geschäftliches zu besprechen.
Lady Collingwood unterbrach als erste das ungemütliche Schweigen. „Kann ich mitkommen, wenn Sie Ihren ... Hund an die Kette legen?“
Victoria nickte und rieb ihre feuchten Handflächen am Rock. „Sie... Sie müssen glauben, ich habe ganz schlechte Manieren“, stellte sie kleinlaut fest.
„Nein“, entgegnete Caroline Collingwood und musste sich das Lachen verkneifen, „ich finde Sie äußerst tapfer.“
„Weil ich keine Angst vor Willie habe?“ Victoria war erstaunt.
Die Gräfin schüttelte den Kopf. „Weil Sie sich nicht vor Lord Fielding fürchten“, verbesserte sie.
Victoria blickte die elegant gekleidete Brünette an und sah in deren Lächeln das Angebot der Freundschaft. Ihre Stimmung hob sich. „Ehrlich gesagt, ich hatte Angst“, gab Victoria zu und wandte sich der Rückseite des Schlosses zu, wo sie den Hund anbinden wollte, bis sie Jason überreden konnte, ihn ins Haus zu lassen.
„Aber Sie haben es nicht gezeigt, und das ist gut so. Mir scheint, wenn ein Mann erst einmal weiß, daß eine Frau sich vor etwas fürchtet, dann nutzt er dieses Wissen schamlos gegen sie aus. Zum Beispiel hat mir mein Bruder Carlton eine Schlange in die Nachttischschublade gelegt, weil er wusste, daß ich mich davor fürchtete. Und noch bevor ich mich davon einigermaßen erholt hatte, legte mein Bruder Abbott eine in meine Tanzschuhe.“
Victoria schauderte. „Ich hasse Schlangen. Wie viele Brüder haben Sie?“
„Sechs, und alle spielten mir
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