Sieg einer großen Liebe
das sie pflegen und liebkosen konnte... .
Die alten, längst vergessen geglaubten Wünsche stürmten wieder auf Jason ein. Die Träume von einer Frau, die seine Tafel belebte... die er im Bett in die Arme nehmen konnte, damit sie die Finsternis in ihm vertrieb ... die seine Kinder lieben würde ...
Jason riss sich zusammen. Seine naiven jugendlichen Träume und unerfüllten Sehnsüchte erschreckten ihn. Er hatte Melissa in dem törichten Glauben geheiratet, eine schöne Frau könne ihm diese Wünsche erfüllen. Wie dumm er gewesen war zu glauben, einer Frau könnte außer Geld, Juwelen und Macht irgend etwas von Bedeutung sein. Er blickte finster als er erkannte, daß Victoria Seaton diese törichten alten Sehnsüchte belebte, die ihn nun wieder zu quälen begannen.
11. KAPITEL
Nachdem sich die Collingwoods verabschiedet hatten, ging Jason direkt in die Bibliothek, wohin sich Charles schon eine Stunde früher zurückgezogen hatte.
Augenblicklich legte Charles sein Buch zur Seite. „Ist dir Victorias Benehmen beim Abendessen aufgefallen?“ fragte er Jason eifrig. „Ist sie nicht wunderbar? Sie hat soviel Charme, Haltung und Verständnis. Ich bin ganz stolz auf sie! Sie ist...“
„Nimm sie morgen mit nach London“, warf Jason barsch ein. „Flossie Wilson kann sich euch dort anschließen.“
„Aber warum?“ rief Charles erstaunt. „Weshalb diese Eile?“
„Ich möchte die Verantwortung für sie loswerden. Bringe sie nach London und finde ihr einen Ehemann. Die Saison beginnt in drei Wochen.“
Charles wurde blass. „Ich glaube, ich habe das Recht auf eine Erklärung für diesen plötzlichen Entschluss.“
„Habe ich gegeben ... ich möchte sie nicht länger hier haben. Das ist Grund genug.“
„So einfach geht das nicht“, erwiderte Charles verzweifelt. „Ich kann nicht einfach eine Anzeige in die Zeitung setzen, daß ich einen Gatten für sie suche. Wir müssen das richtig angehen, indem wir sie formell in die Gesellschaft einführen.“
„Dann fang damit an.“
Charles fuhr sich mit der Hand durch das graue Haar und schüttelte den Kopf. „Mein Haus ist nicht für große Veranstaltungen geeignet ..."
„Nimm meines“, sagte Jason.
„Dann kannst du dich nicht dort aufhalten“, widersprach Charles. „Sonst wird jeder Victoria für eine deiner Eroberungen halten... Die Tatsache, daß du angeblich mit ihr verlobt bist, wird bedeutungslos sein.“
„Wenn ich in der Stadt bin, werde ich in dein Haus gehen“, warf Jason ein. „Nimm meine Dienerschaft von hier mit... sie können einen Ball innerhalb eines Tages vorbereiten.“
„Wie ist das mit den Kleidern und den zwei Patronessen, die Victoria für die Bälle in dem exklusiven Almack-Club einführen müssen ..
„Was die Kleider betrifft, schicke Flossie mit Victoria zu Madame Dumosse und lass Madame ausrichten, daß Victoria das Beste haben soll. .. unverzüglich. Und Flossie wird auch wissen, wie ihr zu den Patronessen kommt. Was noch?“
„Was noch?“ brauste Charles auf. „Zuerst einmal ist die Dumosse so berühmt, daß sogar ich von ihr gehört habe. Sie wird so kurz vor der Saison keine Zeit haben.“
„Sage ihr, sie soll ihre eigenen Vorstellungen verwirklichen und keine Kosten scheuen. Victorias rotblondes Haar und zierliche Figur werden eine Herausforderung für sie sein. Sie wird Victoria ausstatten, daß sie jede Blondine und Brünette ausstechen wird. Das wird die Dumosse selbst dann tun, wenn sie die nächsten zwei Wochen nicht zum Schlafen kommt. Danach wird sie das Doppelte ihrer sonst schon ungeheuren Preise verlangen, um sich für die Unannehmlichkeit zu entschädigen. Ich habe das alles schon durchgemacht“, endete Jason.
Charles seufzte tief. „Nun gut, aber wir werden in drei Tagen abreisen, nicht morgen. Dann habe ich Gelegenheit, Flossie Wilson zu benachrichtigen. Als unverheirateter Mann kann ich nicht mit Victoria in demselben Haus leben, wenn keine Anstandsdame zugegen ist. Sende du deine Diener voraus, das Haus herzurichten. Nun möchte ich dich noch um einen Gefallen bitten.“
„Welchen denn?“
„Ich möchte, daß niemand von der Auflösung der Verlobung mit Victoria erfährt, zumindest jetzt noch nicht.“ Charles wählte seine Worte sorgfältig.
„Warum nicht?“ fragte Jason ungeduldig.
Charles zögerte einen Augenblick, dann schien er die richtige Antwort gefunden zu haben. „Nun, zum einen glauben die Mitglieder der Gesellschaft, daß Victoria verlobt ist und zum zweiten könnte
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