Sieg einer großen Liebe
übel mit, bis ich gelernt hatte, Gleiches mit Gleichem zu vergelten. Haben Sie Brüder?“
„Nein... . eine Schwester.“
Als die Gentlemen ihre geschäftliche Besprechung beendet hatten und den Damen bei einem frühen Abendessen Gesellschaft leisteten, duzten sich Victoria und Caroline Collingwood bereits und waren auf dem besten Weg, Freundinnen zu werden. Victoria hatte Caroline auch bereits erklärt, daß ihre Verlobung mit Lord Fielding ein Fehler von Charles gewesen wa...atürlich in der besten Absich...nd von Andrew erzählt. Und Caroline hatte ihr anvertraut, daß sie Lord Collingwood auf Wunsch ihrer Eltern geheiratet hatte. Doch dem Leuchten ihrer Augen war zu entnehmen gewesen, wie sehr sie ihren Gatten anbetete. Während der Mahlzeit fuhren die beiden Damen fort, Jugenderinnerungen auszutauschen. Sogar Lord Collingwood und Charles trugen ein paar Geschichten bei, und es war offensichtlich, daß sie alle vier eine sorglose Kindheit und liebende Eltern gehabt hatten. Jason allerdings schwieg, obwohl er mit Vergnügen den Erzählungen der anderen zuhörte.
„Kannst du wirklich schießen?“ fragte Caroline Victoria, während zwei Bediente gebratene Forelle in einer delikaten Kräutersoße servierten.
„Ja“, bestätigte Victoria. „Andrew brachte es mir bei, weil er einen Partner beim Zielscheibenschießen brauchte.“
„Konntest du dich gegen ihn behaupten?“
Victoria nickte. „Ziemlich gut sogar. Als er mir zum erstenmal ein Gewehr in die Hand gab, zielte ich einfach und traf.“
„Und dann?“
„Danach war es noch leichter“, scherzte Victoria.
„Ich mochte Degen“, gestand Caroline. „Mein Bruder Richard ließ mich oft sein Fechtpartner sein. Man braucht dazu nur einen sicheren Arm.“
„Mit euch Amazonen kann man ja kaum noch Schritt halten“, unterbrach Lord Collingwood lächelnd. „Ich habe in meiner Jugend gern Ritter gespielt und mit den Stallknechten Turniere veranstaltet. Ich habe immer gesiegt...aber vielleicht wagten die Knechte nicht, einen grünschnäbeligen Grafen vom Pferd zu werfen, also war ich wahrscheinlich doch nicht so gut wie ich dachte. “
„Einem ermogelten Tumiersieger hätte ich weder einen Ehrenpreis noch einen Kuss gegeben“, erwiderte Caroline und sah ihren Gatten mit einem Lächeln an, das von großer Zuneigung zeugte und etwas kokett war.
„Ermogelt“, entrüstete er sich scherzhaft. „Was für ein Wort in der englischen High Society! “
„Mogelt man denn in England nie?“ fragte Victoria erstaunt.
„Was weißt du denn schon vom Mogeln?“ griff Jason ein.
„Ich? Allerhand, zum Beispiel weiß ich beim Kartenspiel genau, was ich für Karten austeile.“
Jason zog die Brauen ein wenig zusammen. „Wer hat dir das beigebracht?“
„Andrew. Er sagte, das seien,Tricks“, die er in der Schule lernte.“
„Erinnert mich daran, diesen Andrew niemals als Mitglied in einem meiner Clubs vorzuschlagen“, meinte Lord Collingwood trocken. „Er würde den nächsten Tag nicht erleben.“
„Andrew mogelt nie“, berichtigte Victoria. „Er hielt es für wichtig zu wissen, wie das gemacht wird, damit man nicht von einem professionellen Spieler betrogen werden kann. Eines Tages ...“
Jason lehnte sich zurück und beobachtete Victoria gebannt. Wenn sie nicht pausenlos von ihrem Andrew schwärmen würde, könnte er die anmutige Leichtigkeit, mit der sie die Gäste unterhielt, bewundern.
Victoria war frisch und lebendig und unverdorben. Trotz ihrer Jugend strahlte sie eine natürliche Kultiviertheit aus, die von einem regen Geist, Witz und echtem Interesse an den Menschen herrührte. Beim Gedanken daran, wie tapfer sie ihren Hund verteidigt hatte, der von nun an „Wolf“ hieß, musste er lächeln. Ein paar mutige Männer waren Jason in seinem Leben schon begegnet, aber noch keine tapfere Frau. Er erinnerte sich daran, wie schüchtern sie zuerst seinen Kuß erwidert hatte, und wie gerade diese Schüchternheit sein Verlangen geweckt hatte ...
Victoria Seaton ist voller Überraschungen, dachte er, während er sie weiter verstohlen beobachtete. Sie war eine außergewöhnliche Schönheit, doch ging ihre Anziehungskraft noch weiter. Sie hatte etwas an sich, das sie von Innen erstrahlen ließ wie ein Juwel. Ihr fehlte nur der richtige Rahmen, um zu wirken: elegante Kleider, die ihre bezaubernde Figur unterstrichen, ein schönes Haus, in dem sie wie eine Königin herrschen konnte, einen Gatten, der ihre wilderen Eingebungen zügelte, ein Baby,
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