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Siegel der Nacht: Mercy Thompson 6 - Roman (German Edition)

Siegel der Nacht: Mercy Thompson 6 - Roman (German Edition)

Titel: Siegel der Nacht: Mercy Thompson 6 - Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Briggs
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Schnauze auf den Stein und rieb mir mit den Pfoten die Augen. Es half. Sobald ich wieder sehen konnte, hob ich den Kopf – und war allein.

I ch stand voller Panik auf, immer noch begleitet vom lauten Rhythmus von Calvins Trommel – aber die Verbindung zwischen Adam und mir war stark und beruhigend. Sie gab mir den Mut zu bleiben, wo ich war, tief durchzuatmen und mich umzusehen, um vielleicht herausfinden zu können, was mit den anderen geschehen war.
    Das Feuer brannte, die Kerzen waren angezündet und der Nachthimmel über mir war klar und übersät mit Sternen. Aber auf Bodenhöhe lag ein dichter Nebel und ich konnte außerhalb des Stonehenge nichts sehen. Ungefähr an diesem Punkt fiel mir auf, dass ich in meiner menschlichen Gestalt war und die Kleidung trug, die ich vor kurzer Zeit erst ausgezogen und sorgfältig gefaltet hatte. Sie fühlte sich unter meinen tastenden Fingern real an – ich fand sogar den leicht rauen Fleck, wo ich am Nachmittag ein wenig Senf auf meine Hose gekleckert hatte.
    Aber ich war mir ziemlich sicher, dass es eine Vision war. Ich hatte keine andere Erklärung dafür, dass ich die Trommel immer noch hören konnte.
    Die Tatsache, dass meine Nackenhaare sich aufstellten, verriet mir, dass mich irgendwo jemand beobachtete. Ich
konnte ihn nicht hören oder riechen, aber ich konnte seine Augen auf mir spüren.
    Vielleicht wartete er auf eine Einladung. »Hallo?«
    »Hallo, Mercedes.«
    Ich drehte mich um und stellte fest, dass vier Frauen durch den größten der Trilithen traten. Alle trugen identische weiße Hochzeitskleider aus Rehleder, komplett mit Bestickung und Elchzähnen. Ihre Füße waren nackt und schwielig, und der fahle Staub des hellgrauen Kies’ bedeckte ihre Füße, als wären sie schon lange darauf gelaufen. Sie rochen sauber und ein wenig beißend, wie Salbei oder Zauberhasel, aber süßer als beides.
    Ich war kein Experte für Indianer, trotz meiner kurzen Suche nach meinen Wurzeln, als ich auf dem College war. Aber ich wusste genug, um zu erkennen, dass jede von ihnen einem anderen Stamm angehörte, trotz der Gesichter, die zu schön waren, um wahr zu sein. Die erste Frau wirkte für mich wie Navajo oder Hopi – oder vielleicht sogar Apache. Ihre Haut war dunkler als die der anderen und sie hatte weiche Gesichtszüge. Sie trug ihr Haar in Prinzessin-Leia-ähnlichen Zöpfen an den Seiten ihres Kopfes, was eine traditionelle Hopi-Frisur war – oder zumindest typisch für Puebloindianer.
    Die zweite Frau hatte die runden, tiefen Wangenknochen der Inuit und ihre Augen warfen freundliche Falten. Ihre Haar war in zwei dicke Zöpfe geteilt, die ihr bis auf die Schultern hingen.
    Die dritte Frau wirkte als gehöre sie zu den Stämmen der Ebene, obwohl ich nicht genau sagen konnte, warum ich das dachte. Ihr Gesicht war ein wenig härter als das der ersten beiden, ihr Blick klar und stechend. Wie die
zweite Frau trug sie ihre Haare in zwei Zöpfen, aber ihre hingen ihr bis über die Hüfte. Sie trug Ohrringe aus Knochen  – die einzige der vier Frauen, die irgendeine Art von Schmuck trug.
    Die vierte Frau hatte sich die dunklen Haare aus dem Gesicht geschoben, aber sonst fiel es ihr frei über den Rücken. Es war dick und drahtig, wie die Mähne eines Wildpferdes. Ich konnte nicht erkennen, aus welchem Stamm sie stammte, nur, dass sie indianisch war. Ihre Gesichtszüge waren scharf, ihre Nase schmal und ihre Lippen voll. Sie war diejenige, die als Erste sprach.
    »Mercedes ist kein richtiger Indianername.« Ihr Ton war genauso wie ihre Worte kritisch, aber nicht emotional. Diesen Tonfall hätte ich bei einer Frau erwartet, die auf dem Markt Früchte begutachtet. Sie schürzte kurz die Lippen, während sie anscheinend über meinen Namen nachdachte. »Sie ist Mechanikerin. Wir sollten sie Sie-die-Autos-repariert nennen.«
    Die erste Frau, die vielleicht eine Hopi war, schüttelte den Kopf. »Nein, Schwester. Bringerin des Wandels.«
    Die Frau, die aussah, als gehörte sie zu den Stämmen der Ebene, aber nicht ganz wie Crow, Blackfeet oder Lakote, runzelte missbilligend die Stirn. »Unbedachter Kojote, der mit Wolf läuft. Wir könnten es abkürzen zu Gefressene Frau.«
    Die fröhliche Inuit-Frau lachte. »Mercedes, die Volkswagen repariert, wir haben dich zu uns geholt, da unser Bruder uns nicht holen wollte, um dich zu sehen.«
    »Euer Bruder?«, fragte ich vorsichtig. Ich stand immer noch auf dem Altar und so schaute ich auf sie hinunter. Das fühlte sich falsch an,

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