Siegel der Nacht: Mercy Thompson 6 - Roman (German Edition)
kannst.«
»Und dann würden sie dich nicht mehr Mercy nennen«, sagte er. »Dein Name wäre Sie-die-Kojote-fängt.« Er streckte den Arm aus, ergriff meine Hand und sagte mit tiefer Stimme: »Es wird nicht mehr lange dauern. Aber sieh ihm nicht in die Augen, bis er dich dazu einlädt.«
»Sind deine Schwestern wirklich Beeren in deinem Bauch?«, fragte ich.
»Ah.« Er klang erfreut. »Du musst jemanden finden, der dir die unzensierten Versionen meiner Geschichten erzählt. Die sind viel unterhaltsamer. Meine Bescheidenheit hält mich davon ab, Geschichten über mich selbst zu erzählen.«
Ich lachte, genau wie er es beabsichtigt hatte.
»Meine Schwestern reden im Moment nicht mit mir«, fuhr er mit großer – und wahrscheinlich vollkommen aufgesetzter – Würde fort, »also spielt es keine Rolle, was sie sind.«
Neben mir erhob sich Adam mit einem Knurren. Ich senkte den Kopf, um ihm zu zeigen, dass ich keine Bedrohung war. Nach einer schlechten Verwandlung konnte es einige Minuten dauern, bis Adam seinen Wolf unter Kontrolle hatte. Zu meiner Überraschung beugte Kojote ebenfalls den Kopf.
»Ich mag diesen Mann, deinen Ehemann«, sagte er. Vielleicht sollte das eine Erklärung sein. »Er hätte mich angegriffen, weil ich dich in Gefahr gebracht habe – obwohl sein Wolf genau wusste, was ich war. Und trotzdem war er geduldig, als du ihn darum gebeten hast. Es ist angemessen, dass Männer auf den Rat von Frauen hören.«
»Wie du auf deine Schwestern hörst?«, fragte ich, als der Wolf seine Nase unter mein Ohr streckte. Ich legte den Kopf schräg, um ihm meine Kehle darzubieten. Scharfe Zähne glitten über meine Haut und ich zitterte.
»Weise Frauen«, stimmte Kojote zu. »Aber manchmal ziemlich bestimmend und leicht zu reizen. Ich finde, sie müssen einen Sinn für Humor entwickeln. Sie sind da nicht meiner Meinung, also sind sie vielleicht gar nicht so weise, hm?«
Adam schüttelte sich heftig und seine Ohren gaben ein knatterndes Geräusch von sich – ein Signal.
Ich drehte mich um, sah ihn an und er zeigte mit der Schnauze auf das Monument. Ich verwandelte mich in meine Kojotenform – was auch ein wenig schwieriger zu sein schien als normalerweise – und folgte Adam den Hügel nach oben, während Kojote neben uns ging.
Zumindest war er nicht die Baba Yaga oder Jojo-Mädchen.
Gordon unterhielt sich leise mit Calvin und Jim, als wir den inneren Kreis betraten. Jim war barfuß und trug neue Jeans und ein langärmliges Hemd, das im Licht der Kerzen blau erschien. Aber meine Kojotenaugen sind nachts bei Farben nicht immer zuverlässig. Gordons Stiefel zum Beispiel wirkten schwarz, obwohl es wahrscheinlich dasselbe rote Paar war, das er bis jetzt immer getragen hatte, wenn wir ihm begegnet waren. Er trug ein Flanellhemd über einem einfachen T-Shirt.
»Ich dachte schon, wir müssten wieder nach Hause gehen«, sagte Gordon kühl, als wir uns näherten.
»Erdmagie ist nicht gut für eine Verwandlung, wenn man ein Werwolf ist«, meinte Kojote. »Weswegen ich Jim gesagt hatte, er sollte sicherstellen, dass er schon ein Wolf ist, wenn er hier ankommt.«
»Du hast nur gesagt, Mercy solle den Wolf mitbringen«, wehrte sich Jim und klang dabei ziemlich irritiert. Ich fing langsam an zu glauben, dass jeder, der länger mit Kojote zu tun hatte, irgendwann so klang.
Calvin riss die Augen auf. Er wirkte als erwarte er jeden Moment zu sehen, wie Jim vom Blitz getroffen wurde.
Kojote lachte nur. »Mercy, setz dich auf den Altar, ja?« Er sah zu den Bussarden auf. »Ihr zwei setzt euch neben sie.«
Gordon schien von Kojote auch weder überrascht noch eingeschüchtert zu sein. »Was auch immer du vor Hank tust, wird auch der Flussteufel sehen.«
»Lasst sie zuschauen«, erklärte Kojote desinteressiert. »Aber selbst wenn heute Nacht sonst nichts geschieht, ich glaube, ich kann Hank heilen lassen. Bussard schuldet mir ein paar Gefallen.«
Ich sprang ein wenig zögerlich neben den Bussarden auf den Altar. Auf dem Stein war eine Bronzeplakette eingelassen, aber sie war zu alt, um sie im Dunkeln zu lesen. Adam sprang neben mich und rollte sich schützend um mich zusammen, so dass der größte Teil seines Körpers zwischen mir und den anderen Raubtieren lag.
»Adam«, sagte Kojote, »nachdem wir keine Azteken sind, werden wir deine Braut nicht auf dem Altar opfern. Sie darf nur einfach nicht den Boden berühren, während Jim den Tanz ausführt. Sollte allerdings Wolf dem Ruf folgen, wäre es
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