Siegel der Nacht: Mercy Thompson 6 - Roman (German Edition)
zu umgehen, die eventuell zu Entfremdung führen können. Und zum Teil liegt es daran, dass man mit Magie etwas schwerer fertigwird als mit offiziellen Schriftsätzen, und die Gefährtenbindung ist Rudelmagie.
Angesichts dieser Tatsache hatte ich nicht erwartet, dass die Hochzeit mir so viel bedeuten würde.
»Ich mag es, dass du nun meinen Ring tragen musst«, sagte Adam. Seine Augen waren gelb und leuchteten unter halb geschlossenen Lidern heraus. Manchmal schenkt die Gefährtenbindung einem von uns mehr Einsicht als dem anderen. Er schien auf die Richtung zu reagieren, die meine Gedanken genommen hatten, während ich keine Ahnung hatte, was in seinem Kopf vorging. »Mir gefällt es, dass Leute dich einfach ansehen können und sofort wissen, dass du vergeben bist, dass du mir gehörst.«
Er schloss die Augen und lachte. »Und ja, ich weiß, dass diese Einstellung ganz oben auf der ›sollte man nicht zu einer modernen Frau sagen‹-Liste der Frauenbewegung steht.«
Ich hatte das Gefühl, dass ihm etwas Sorgen machte. Die letzten Sätze hatten einfach zu angespannt geklungen.
»Hmmmm«, sagte ich und rollte mich herum, um einen Tropfen Schweiß von seiner Brust zu lecken. Er schmeckte nach Adam. Wer brauchte schon Champagner? »Du nimmst deinen Ring besser nicht ohne sehr guten Grund ab«, erklärte ich ihm und ließ meine innere Kojotin ans Licht, wo er sie sehen konnte. Vielleicht musste er erfahren, dass sein Besitzanspruch erwidert wurde, und zwar nicht zu knapp. »Und du solltest dir absolut klar darüber sein, dass es keinen ausreichenden Grund dafür gibt, deinen Ring abzunehmen, falls deine Exfrau oder irgendeine andere auch nur ansatzweise attraktive Frau zwischen dreizehn und siebzig in der Gegend ist.«
Er lachte und ich rollte mich noch einmal herum, bis ich auf ihm lag.
Ich hatte es noch nicht ganz richtig gemacht, hatte noch nicht rausgefunden, was ihn beschäftigte. Unser Band mochte ja zu ihm sprechen, aber mir verriet es absolut nichts darüber, was hinter seinen Augen vor sich ging – die inzwischen wieder dunkel waren. Das ist das Problem bei Magie. Man fängt an, sich darauf zu verlassen, und dann verschwindet sie einfach und sorgt so dafür, dass du dich schlimmer abstrampeln musst, als wenn es sie nie gegeben hätte. Mir standen momentan nur dieselben Mittel zu Verfügung wie den meisten anderen Frauen auch, um die Stimmung ihres Gefährten einzuschätzen.
Ich kannte Adam seit mehr als zehn Jahren – ich hatte auch seine Exfrau Christy gekannt. Vielleicht lag das Problem in seiner ersten Ehe. Sie hatte immer auf persönlicher Freiheit bestanden – solange es um ihre Freiheit ging. Sie selbst war eifersüchtig auf das Rudel gewesen; und meiner Meinung nach auch eifersüchtig auf Jesse, ihre gemeinsame Tochter. Sie hatte ihn nicht geliebt, aber sie wollte der Mittelpunkt seines Lebens sein und akzeptierte nichts anderes.
Vielleicht hatte er das Gefühl, mir dasselbe anzutun. Vielleicht mussten wir die Atmosphäre ein bisschen entspannen und uns Zeit geben, die ganzen Veränderungen zu verdauen.
Ich knabberte zärtlich an seinem Ohr. »Wäre es sozial akzeptabel, dir meinen Namen auf die Stirn zu tätowieren, würde ich es tun.«
»Ich sehe meine Stirn nur, wenn ich in den Spiegel schaue«, meinte er. »Meine Hand sehe ich viel öfter.«
»Es geht gar nicht um dich«, erklärte ich. »Du weißt, zu wem du gehörst. Es wäre für all die anderen Frauen.
Ist ja nur fair, sie vorzuwarnen, wenn ein falsches Wort zu Verletzungen führen kann. Diese Kojotin hat Reißzähne.«
Seine Brust unter mir vibrierte, doch das Lachen gelangte noch nicht ganz nach draußen. Aber er entspannte sich ein wenig.
»Ich dachte, wenn du solch primitive Gefühle hegst, ist es nur fair, dich wissen zu lassen, dass ich auch ziemlich primitiv denke«, informierte ich ihn leichtfertig.
Dann rollte ich von ihm herunter, über die Bettkante und landete auf den Füßen neben dem Bett, wo ich erst mal meinen feuchtkalten Badeanzug wegschieben musste. »Allerdings solltest du wissen, dass ich in der Werkstatt nicht mit meinen Ringen arbeiten kann, wenn ich nicht als Neun-Finger-Mercy bekannt werden will. Und« – ich legte einen Finger auf den Pfotenabdruck direkt unter meinem Nabel – »nachdem ich alle Tätowierungen habe, die ich mir jemals anschaffen wollte, werde ich mir auch deinen Namen nicht auf die Stirn stechen lassen oder etwas anderes in der Art.«
Er sprang aus dem Bett und stiefelte zu
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