Siegel der Nacht: Mercy Thompson 6 - Roman (German Edition)
wie dieses täte ich … alles.
»Was?«, fragte er.
Ich lehnte mich zur Seite und legte meine Wange an seinen Arm. »Ich liebe dich.«
»Ja«, stimmte er mir selbstgefällig zu. »Das tust du.«
Die Columbia River Gorge ist ein Canyon, der sich fast achtzig Meilen lang durch das Kaskadengebirge zieht, geschaffen vom Columbia River. Er ist Teil der Grenze zwischen Washington und Oregon. Der größte Teil des Verkehrs fließt auf dem breiten Highway auf der Oregon-Seite, aber es gibt auch auf der Washington-Seite einen Highway, der fast am gesamten Canyon vorbeiführt. Obwohl der westliche Teil der Columbia River Gorge von gemäßigten Regenwäldern bewachsen ist, besteht der östliche Teil aus trockener Steppe mit einem Bewuchs aus Trespen und Wüstensalbei. Die atemberaubenden Basaltklippen bilden manchmal fantastische Pfeilerformationen.
Adam fuhr bei Biggs vom Highway ab und nahm die Brücke über den Columbia zur Washington-Seite. Diese
Brücke gehört zu meinen absoluten Lieblingen. Der Fluss ist an dieser Stelle sehr breit, fast eine Meile, und die Brücke wölbt sich elegant über das Wasser zur Stadt Maryhill.
Sie wurde im frühen zwanzigsten Jahrhundert von dem Finanzier Sam Hill gegründet (wie in »Wo bei Sam Hill?«, was nichts anderes bedeutete als »Wo zum Teufel?«). Er hatte sich eine paradiesische Quäker-Farm-Gemeinde vorgestellt und die Stadt nach seiner Frau Mary Hill benannt. Sie wäre wahrscheinlich wesentlich begeisterter gewesen, hätte die Stadt nicht in der Mitte der Wüste gelegen, mit nur ungefähr fünf Zentimeter fruchtbarem Mutterboden. Von der Stadt ist nicht mehr viel übrig – ein paar kleine Obsthaine, ein paar Weinberge und ein staatlicher Campingplatz – und nichts davon machte Maryhill zu etwas Besonderem.
Aber Sam Hill hatte nicht bei der Stadt aufgehört. Er hatte das allererste Erste-Weltkrieg-Mahnmal in den Vereinigten Staaten gebaut, eine Replik von Stonehenge in Originalgröße, das man vom Highway auf der Oregon-Seite aus sehen konnte.
Wir bogen allerdings nach Westen ab, sobald die Brücke hinter uns lag, weg von Stonehenge und Maryhill. Nach zehn oder fünfzehn Minuten auf einer kleinen Schnellstraße, die sich durch die Wüstensteppe um die Columbia Gorge zog, erreichten wir einen Campingplatz. Er war unglaublich gut gepflegt und vollkommen leer. Adam fuhr in die Einfahrt, holte eine Plastikkarte aus der Sonnenblende und zog sie durch die Kontrollbox neben dem Tor. Ein grünes Licht blitzte auf und das Tor öffnete sich.
»Wir haben den Platz ganz für uns«, sagte er. »Ich habe hier die Security gemacht und sie haben mir gesagt, wir
könnten hierbleiben, auch wenn der Campingplatz offiziell erst nächstes Frühjahr öffnet. Ich bin mir sicher, die Dusche im Trailer funktioniert, aber die in den Bädern hier sind um einiges größer.«
Ich sah mich auf dem Platz um, auf dem hohe Eichen und Ahornbäume den großzügigen Parkplätzen Schatten spendeten. Die großen Bäume waren in diesem Teil des Staates nicht üblich, genauso wenig wie das grüne, grüne Gras – jemand hatte eine Menge Zeit damit verbracht, sich um die Pflanzen zu kümmern.
Adam parkte auf einem Platz zwischen dem steingrauen Badebereich und dem Fluss. Ich starrte einen der Bäume an. Er musste gute zwanzig Meter hoch sein und seine Wurzeln reichten offenbar tief in die Erde, wo sie die gepflegte Rasenfläche nicht beeinträchtigen konnten.
»Zehn Tage«, sagte ich.
Er wusste, wie ich dachte. »Zee kümmert sich um die Werkstatt«, sagte er. »Darryl und seine Gefährtin passen auf Jesse auf, die mir vor unserer Abfahrt noch mitgeteilt hat, dass sie keinen Babysitter braucht.«
»Worauf du geantwortet hast, dass sie Bodyguards sind, nicht Babysitter«, sagte ich. »Aber sie hat dagegengehalten, dass Bodyguards gewöhnlich den Leuten, auf die sie aufpassen, nicht befehlen können, wann sie zu Hause zu sein haben.«
»Und du warst nicht mal dabei«, wunderte sich Adam. »Darryl hat sich eingemischt und verkündet ›Familie schon‹. Und hatte damit das letzte Wort. Also, worum machst du dir noch Sorgen?«
»Stefan«, sagte ich. »Ich habe Warren gebeten, nach ihm zu schauen, aber …«
»Ich habe mich mit Stefan unterhalten«, sagte Adam. »Anders als bei dir hat mein Gewissen mich nicht davon abgehalten, ihm zu sagen, dass er seine Menagerie wieder auffüllen muss. Eins seiner Probleme ist, dass er nicht im eigenen Vorgarten jagen wollte, er seine Menagerie aber auch nicht
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