Siegel der Nacht: Mercy Thompson 6 - Roman (German Edition)
Darryls Stimme, und ich glaube, der einzige, der es nicht hörte, war Jim.
»Nichts Schlimmes.«
»Hat sich angefühlt als hätte jemand auf dich geschossen«, sagte Darryl trocken. »Ich weiß, wie sich eine Kugel anfühlt. Es gab ein Missverständnis auf deiner Hochzeitsreise, das damit endete, dass jemand auf dich geschossen hat? Wir können in ein paar Stunden da sein.«
»Es war ein Missverständnis«, knurrte Adam und sprach dabei langsamer, als würde das Darryl gefügiger machen. »Bleibt, wo ihr seid. Ich werde euch anrufen, falls ich euch brauche.«
Darryl schwieg für einen Moment. »Lass mich mit Mercy sprechen.«
»Wer ist der Alpha?« Adams Stimme war tief und bedrohlich.
»Du«, erklärte ich ihm und riss ihm das Handy aus der Hand. »Aber das ist die Revanche dafür, dass du den armen Darryl zu meinem Babysitter bestimmt hast, als du in D. C. warst. Hey, Darryl. Er wurde mit einer 38er-Bleikugel in die Schulter geschossen. Wir sind uns im Moment nicht vollkommen sicher, was los ist, außer, dass die Aufregung für heute Nacht erst mal vorbei ist. Wenn wir dich brauchen, werden wir anrufen. Im Moment sieht es nicht so aus als wäre es eine wirklich gute Idee hierherzukommen.«
»Dem Obermufti geht es gut?«
»Er ist grummelig« – das war ein Code für verletzt, was ich nicht laut aussprechen würde, und Darryl verstand das. Wölfe geben niemals offen zu, wie schlimm sie verletzt sind. »Aber es geht ihm gut. Wir sind in Sicherheit und müssen nicht gerettet werden.«
»Gut genug. Ich packe trotzdem schon mal die Koffer, falls die Lage sich ändert.«
»Wie geht’s Jesse?«, fragte ich. »Hat sie Partys geschmissen und das wilde Leben ausgekostet?« Jesse war ein guter Themenwechsel, weil sich sowohl Adam als auch Darryl entspannten, sobald Darryl antwortete.
»Sie hat sich die Haare orange gefärbt, mit komischen purpurnen Strähnen darin«, sagte er gleichzeitig fassungslos und fasziniert. »Ich bin mal davon ausgegangen, dass Adam mich nicht umbringen wird, weil sie so was auch tut, wenn er da ist. Weiß sie eigentlich, dass zu viel Färben ihre Haare grün werden lassen könnte?«
Ich schnaubte. »Ihre Haare waren grün. Hast du es verpasst?«
»Vergessen«, sagte er. »Vielleicht ist es ja doch eine ganz gute Idee, keine Kinder zu bekommen. Sag dem Boss, dass hier alles in Ordnung ist.«
»Mache ich. Gute Nacht.«
Damit gab ich das Telefon dem Wolf zurück, der mein Gefährte war. »Sie bleiben zu Hause.«
Er steckte wortlos sein Handy weg, aber ich konnte sein Grübchen aufblitzen sehen. Es war eine ziemlich amüsante Vorstellung, wie Jesse den intellektuellen und körperlichen Riesen verwirrte, der Adams Zweiter war.
»Tut mir leid«, sagte Adam zu den anderen. »Das war dringend, zumindest wenn ihr nicht bis zum Hals in Werwölfen stecken wollt.«
»Er wusste, dass du verletzt worden bist?«
»Er gehört zum Rudel«, erklärte Adam. Dann, vielleicht um weitere Fragen über Dinge, von denen Bran nicht wollte, dass die Öffentlichkeit sie wusste, zu verhindern, fuhr er fort: »Was müssen wir über das Wesen im Fluss wissen? Wie viel Schaden richtet das Monster an? Wir haben so gut
wie keine Tatsachen, nur jede Menge Gruselgeschichten über ein Monster. Als der einzige Vertreter der Monster in dieser Runde ist es meine … Pflicht, sicherzustellen, dass wir die Sache von beiden Seiten betrachten. Es tut mir leid, dass Bennys Schwester getötet und Benny verletzt wurde. Allerdings werden Leute auch durch …« – er zögerte – »… Bärenangriffe verletzt. Nur weil etwas gefährlich ist, ist es noch nicht böse. Hat es sein Revier verteidigt? Liegen wir richtig mit der Annahme, dass es nur ein Monster ist? Wie intelligent ist es? Können wir verhandeln, um die Menschen zu schützen? Sollten wir das letzte oder fast letzte seiner Art töten, weil es eine Frau getötet und ihren Bruder verletzt hat? Gibt es einen Weg, die Situation zu retten, ohne dass es weitere Tote gibt?«
Ich glaube, wenn man ein Werwolf ist, fällt es etwas schwerer, auf ein anderes Raubtier zu zeigen und zu schreien: »Es ist ein unheimliches Monster, tötet es! Tötet es!« Ich rieb mir meinen Unterschenkel, obwohl er im Moment nicht einmal juckte.
Hank hatte die Augen aufgeschlagen, aber er sagte nichts und sah auch niemanden an. Stattdessen richtete er seinen Blick mit einer Intensität auf den Fluss, die mir einen kalten Schauer über den Rücken jagte.
»Ich habe einen Freund bei der
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