Siegel der Nacht: Mercy Thompson 6 - Roman (German Edition)
Wasserschutzpolizei«, sagte Fred. »Ich kann rausfinden, wie viele Unfälle es am Fluss gab.« Er sah Gordon an. »Gibt es Geschichten darüber, wie jemand von diesem Siegel befreit wird?«
Gordon schüttelte den Kopf. »Ich weiß es nicht. Aber ich werde mich umhören.« Er sah zu Adam. »Das Wesen ist nichts, womit man verhandeln kann. Es ist reiner Hunger.«
»Ich bin ein Werwolf«, gab Adam zurück. »Vor einem Jahrhundert hätten die Leute das auch noch über mich gesagt.«
»Das hier«, sagte Gordon, »ist bei weitem nicht so freundlich wie ein Werwolf oder ein Grizzly.«
Fred, der auf dem Boden neben seinem gefesselten Bruder kniete, sah Gordon plötzlich scharf an. »Ich dachte, du wärst mit ihnen« – er deutete mit dem Kopf auf den Trailer, also meinte er Adam und mich – »gekommen, bis du dich als Calvins Großvater bezeichnet hast. Aber der Vater des Vaters von Calvin Seeker ist tot. Ich kenne den Vater seiner Mutter. Wie bist du dann sein Großvater?«
Gordon lächelte und seine Zahnlücke ließ ihn harmlos aussehen. Nur war ich mir sicher, dass er alles war, nur nicht das. »Ich bin ein alter Mann«, erklärte er Fred. »Wie soll ich mich daran erinnern?«
»Ich bürge für Gordon«, sagte Jim, auch wenn er weder begeistert noch vollkommen überzeugt klang. »Und Calvin wird es ebenfalls tun. Ich glaube, wir sollten Hank ins Krankenhaus bringen, wo sie ihn untersuchen können. Er scheint sich nicht besonders gut zu halten.«
»Ich habe ihn ziemlich hart getroffen«, sagte ich fast entschuldigend. Es war das Beste, was ich tun konnte, wenn man bedachte, dass er auf Adam geschossen hatte. »Mir wurde erst hinterher klar, dass ich den Wanderstab erwischt habe und nicht irgendeinen Stock.«
»Verständlich«, meinte Fred überraschenderweise. »Meine Frau würde sich einen Baseballschläger schnappen, sollte irgendwer auf mich schießen.«
»Das hat sie«, sagte Jim. »Ich erinnere mich. Das war auch Hank, oder?«
»Es war keine Absicht«, sagte Fred. »Es war im Irak – Desert Storm. Ich habe ihn bei seiner Wache überrascht und er hat auf mich geschossen. So war ich einen Monat vor ihm zu Hause. Er ist bei mir zu Hause aufgetaucht, um zu sehen, wie es mir geht, und meine Molly hat ihn mit dem Schläger meines Sohnes durch den Vorgarten gejagt, bis sie endlich seinen Rücken getroffen hat. Gut, dass es ein Plastikschläger war, sonst würde Hank jetzt nicht mehr laufen.«
Sie gingen. Jim, Fred und Hank nahmen Jims Truck. Hank lag so bequem wie möglich auf der Ladefläche, seinen Bruder neben sich, um ihn zu stützen. Ich fuhr noch mit zum Tor, um sie rauszulassen, und als ich zurückkam, war Adam allein. Er stand – aber ich glaube, nur deswegen, weil er sich Sorgen machte, er käme nicht mehr hoch, wenn er sich hinsetzte.
»Essen«, erklärte ich.
Aber er schüttelte den Kopf. »Nein. Dusche. Dann essen. Nachdem ich gegessen habe, will ich schlafen. Kann nicht sicher schlafen, während ich noch mit Blut bedeckt bin, ohne zu riskieren, dass der Wolf ohne mich aufwacht und in Panik gerät.«
Er machte sich Sorgen, dass er im Schlaf so schwach sein würde, dass er seinen Wolf nicht kontrollieren konnte. Für den Wolf wäre das ganze Blut genug, um verteidigungsbereit und angriffslustig aufzuwachen. Er hatte nicht ganz Unrecht – die Dunkelheit verbarg das meiste davon, aber wir konnten nicht leugnen, dass wir beide mit Blut besudelt waren.
»Okay«, sagte ich und rannte in den Trailer, um saubere
Kleidung und Handtücher zu holen. Als ich rauskam, ließ ich ihn in den Truck einsteigen – »Ich kann dich nicht tragen, wenn du umfällst«. Er widersprach kaum, was mir zeigte, wie heftig seine Schmerzen waren.
Wir duschten zusammen in der Herrendusche, weil das der Weg war, den er einschlug, und, na ja, nachdem sonst niemand auf dem Campingplatz war, was spielte es schon für eine Rolle, wo wir hingingen? Die Männerbäder waren in Braun gehalten statt in Grün, aber es gab dieselben riesigen Duschen mit den großen Duschköpfen. Am Ende lehnte er sich ziemlich heftig auf mich.
»Vielleicht hätte ich mich einfach mit einem Waschlappen säubern und nur andere Kleidung anziehen sollen«, gab er zu.
Das Mal auf seiner Brust, wo Gordon den Weg zur Kugel freigeschnitten hatte, war dunkelrot, aber es sollte genauso schnell heilen wie der Rest der Wunden. Eine Verwandlung, Essen und Schlaf würden es in Ordnung bringen.
»Mercy«, sagte er. »Ich werde mich erholen.«
Ich riss
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