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Siegel der Nacht: Mercy Thompson 6 - Roman (German Edition)

Siegel der Nacht: Mercy Thompson 6 - Roman (German Edition)

Titel: Siegel der Nacht: Mercy Thompson 6 - Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Briggs
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dem gefrorenen Fleisch kurzen Prozess gemacht hatte. Er warf mir einen langen Blick zu, als ich sie vor ihm abstellte, aber er aß die Pfannkuchen im selben gleichmäßigen Rhythmus wie den Rest des Essens. Fleisch war besser, aber letztendlich zählten nur die Kalorien.
    Er war fertig, bevor ich den Rest des Teiges in die Pfanne schütten konnte, und schob seinen Teller zurück, damit ich verstand.
    »Okay«, sagte ich. »Dann verwandle dich jetzt.«
    »Du musst gehen«, sagte er. »Das wird wehtun. Gib mir ungefähr zwanzig Minuten.«
    Ich verließ den Wohnwagen und blieb ungefähr fünf Minuten draußen, während das Band zwischen uns mich genau darüber informierte, wie schlimm die Schmerzen
waren. Fünf Minuten waren alles, was ich ertragen konnte. Ich konnte ihm nicht helfen, aber ich ertrug es auch nicht, ihn allein zu lassen.
    »Ich komme wieder rein«, rief ich, damit er nicht dachte, es wäre irgendein Fremder. Das einzige Zugeständnis, das ich an meine Sicherheit machte, war, mich ans andere Ende des Trailers zu setzen, bis der Wolf sich auf die Pfoten stemmte.
    Er wollte sich schütteln, um das letzte Kribbeln der Verwandlung abzuwerfen, und stoppte die Bewegung abrupt. Es musste wehgetan haben.
    »Schlafenszeit«, erklärte ich ihm bestimmt. »Soll ich dir hochhelfen?«
    Er nieste herablassend, dann trottete er die Stufen zum Bett hinauf. Er humpelte nur ganz leicht. Wäre ich nicht dagewesen, hätte er wahrscheinlich eine Pfote nachgezogen, aber die Tatsache, dass er sich die Mühe machte, es vor mir zu verbergen, war ein gutes Zeichen.
    Ich kletterte ins Bett und legte mich neben ihn, wobei ich ihn nur vorsichtig berührte. Aber er kroch mit einem ungeduldigen Seufzen näher an mich heran, also schob ich die Sorge, ihm wehzutun, beiseite. Kurze Zeit später zog ich die Decke über uns beide. Er brauchte sie nicht, aber ich. Die Nacht war warm. Mir hätte auch warm sein sollen, besonders nachdem ich an Adams felligen Körper gekuschelt lag. Aber mir war kalt.
    Ich wartete, bis er eingeschlafen war, bevor ich anfing zu zittern.
    Er hätte sterben können. Wenn Fred eine Zehntelsekunde langsamer gewesen wäre oder Hank ein winziges bisschen schneller.
    Meins. Er gehörte mir und nicht einmal der Tod würde ihn mir wegnehmen – nicht, wenn ich etwas dagegen tun konnte.
     
    Ich war mir ziemlich sicher, dass ich träumte, als ich aus dem Bett kletterte und Adam unter dem Deckenberg liegen ließ. Er wirkte als wäre ihm heiß und seine lange Zunge hing ihm aus dem Maul, also zog ich die Decken von ihm runter.
    Ich zog mich an und folgte dem seltsamen Drang, der mich aus dem Trailer und zum Fluss trieb. Es musste sehr spät sein, denn auf dem Highway auf der anderen Seite des Columbia fuhren nur ein paar Lastwagen.
    Am westlichen Ende des Schwimmbereichs gab es eine Gruppe von Felsen. Ich kletterte hinauf, setzte mich an die höchste Stelle und ließ die Beine baumeln. Meine Füße hingen vielleicht drei Meter über dem Fluss, der in dunklen Wellen auf den Pazifik zueilte.
    Als der Mann kam und sich neben mich setzte, erschrak ich nicht. Sein Gesicht lag im Schatten, als er mir etwas entgegenstreckte – einen Grashalm. Ich nahm ihn und steckte mir das Ende in den Mund. Seine Silhouette verriet mir, dass er selbst auch an einem Halm kaute, dessen Ähre in der Luft wippte.
    Zwei Landeier im Mondschein. Es hätte fast romantisch sein können; stattdessen war es friedvoll.
    Wir müssen dort für zehn Minuten in kameradschaftlichem Schweigen gesessen haben, bevor er sagte: »Du schläfst nicht, weißt du das?«
    Ich zog den Grashalm aus dem Mund und ließ ihn in den Fluss fallen – oder zumindest hatte ich das vor. Stattdessen
wurde er von einer Brise erfasst und ans Ufer des Schwimmplatzes geweht.
    »Sollte ich nicht das Bedürfnis verspüren, aufzuschreien und davonzurennen?«
    »Ist es so?« Er klang vage interessiert.
    »Nein.« Ich dachte darüber nach. »Ich bin aber ziemlich sicher, dass ich wahrscheinlich doch träume.« Ich zuckte entschuldigend mit den Achseln. »Trotz deiner Erklärung, es wäre nicht so.«
    Er sah zum Mond auf und blinzelte nach oben, als könnte er etwas sehen, was mir verborgen war. »Ich nehme an, das liegt daran, dass du tatsächlich geschlafen hast, als ich dich hier rausgerufen habe. Ich wusste nicht, ob es funktionieren würde. Ich kann nicht mehr alles, was ich mal konnte. Trotzdem, ich lüge nicht. Du bist wach.«
    Der Mond erhellte das Gesicht eines Mannes, der vor

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