Sieh dich nicht um
einmal einen Job als Kloputzer bekommen.
Mit einem breiten Lächeln führte Jimmy die drei persönlich an ihren Tisch.
Priscilla Parker setzte sich und sah sich um. »Dieser Raum ist so hübsch, Jimmy«, meinte sie. »Aber etwas hat sich verändert.
Was mag das nur sein? Oh, jetzt weiß ich es«, fügte sie hinzu.
»Die Bilder von Heather sind fort.«
»Ich dachte, es wäre an der Zeit, sie entfernen zu lassen«, brummte Jimmy.
-119-
Er machte auf dem Absatz kehrt und ging. Deshalb sah er nicht, daß R. J. Parker seinem Sohn einen ärgerlichen Blick zuwarf. Und er bemerkte auch nicht, wie Rick das Gemälde von der Seufzerbrücke musterte, auf dem das Bild von Heather als jungem Mädchen überstrichen worden war.
Doch vielleicht war das am besten so.
-120-
22
Seit fast vier Monaten hatte Lacey keinen Anlaß mehr gehabt, sich in Schale zu werfen. Und ich habe gar keine guten Sachen mitgebracht, dachte sie, während sie in ihrem Schrank nach passender Kleidung zum Ausgehen suchte.
Ich habe nichts mitgenommen, weil ich überzeugt war, daß Caldwell, oder wie immer dieser Kerl heißen mag, mittlerweile längst verhaftet ist und sich dem Staatsanwalt als Kronzeuge angedient hat, so daß ich endlich wieder mein altes Leben aufnehmen kann.
Mit solchen Grübeleien zermürbe ich mich nur, schalt sie sich, als sie nach dem langen schwarzen Wollrock und dem Lurexpullover griff, die sie im letzten Winterschlußverkauf bei Saks Fifth Avenue erstanden hatte. In New York war sie nicht mehr dazu gekommen, die Sachen zu tragen.
»Du siehst gut aus, Alice«, sagte sie einige Minuten später vor dem Spiegel. Selbst zum Schlußverkaufspreis waren der Rock und der Pullover ziemlich teuer gewesen. Doch sie waren ihr Geld wert, fand sie. Die dezent elegante Wirkung munterte sie ein wenig auf.
Und diese Aufmunterung habe ich dringend nötig, überlegte Lacey. Aus ihrer Schmuckschatulle nahm sie ein Paar Ohrringe und die Perlenkette ihrer Großmutter.
Tom Lynch klingelte pünktlich um halb sieben. Als er aus dem Aufzug stieg, erwartete Lacey ihn schon an der offenen Wohnungstür.
Beim Anblick seiner offensichtlich bewundernden Miene fühlte sich Lacey geschmeichelt. »Alice, Sie sehen zauberhaft aus«, sagte er.
»Danke. Sie haben sich aber auch ziemlich schick gemacht.
-121-
Kommen Sie -«
Lacey beendete den Satz nicht, denn wieder öffnete sich die Tür des Aufzugs. War jemand Tom nach oben gefolgt? Sie packte seinen Arm, zerrte ihn in die Wohnung und verriegelte die Tür.
»Stimmt etwas nicht, Alice?«
Lacey zwang sich zu einem Lachen, wußte aber, daß es gekünstelt und schrill klang. »Ich benehme mich albern«, stotterte sie. »Vor ein paar Stunden hat ein… Bote hier geläutet.
Er hatte sich wirklich im Stockwerk geirrt. Aber im letzten Jahr ist in meine Wohnung eingebrochen worden… in Hartford«, fügte sie hastig hinzu. »Als dann die Aufzugtür hinter Ihnen wieder aufging… und… wahrscheinlich bin ich noch immer sehr schreckhaft«, schloß sie ausweichend.
Aber es hat nie einen Boten gegeben, dachte sie. Bei mir wurde zwar eingebrochen, allerdings nicht in Hartford. Und ich bin nicht einfach nur schreckhaft. Ich habe eins Todesangst davor, daß der Lift aufgeht und Caldwell vor mir steht!
»Ich kann verstehen, daß Sie nervös sind«, sagte Tom ernst.
»Ich habe in Amherst studiert und hin und wieder Freunde in Hartford besucht. Wo haben Sie denn gewohnt, Alice?«
»Im Lakewood Drive.« Lacey versuchte, sich an die Photos der riesigen Wohnanlage zu erinnern, die man ihr im Schulungszentrum gezeigt hatte. Hoffentlich lebten Tom Lynchs Freunde nicht ebenfalls dort!
»Die Straße kenne ich nicht«, sagte er kopfschüttelnd. Dann sah er sich im Zimmer um. »Mir gefällt Ihre Einrichtung«, verkündete er.
Wie Lacey zugeben mußte, wirkte die Wohnung inzwischen anheimelnd und gemütlich. Sie hatte die Wände elfenbeinfarben gestrichen und sie mühsam mit dem Spachtel bearbeitet, um eine unebene Oberflächenstruktur zu erzeugen. Der Teppich, den sie auf einem Privatflohmarkt ergattert hatte, war eine
-122-
maschinell gefertigte Kopie eines Chelsea-Teppichs und hatte mittlerweile eine leichte Patina angenommen. Die mit dunkelblauem Samt überzogene Couchgarnitur war schon ziemlich abgewetzt, aber noch immer ansehnlich und sehr bequem. Der Couchtisch hatte nur zwanzig Dollar gekostet und besaß eine Platte aus zernarbtem Leder und gedrechselte Beine.
Er ähnelte dem Couchtisch aus ihrer Kindheit
Weitere Kostenlose Bücher