Sieh dich nicht um
auf dem Squashplatz nicht hingefallen wäre, wäre sie noch dort drin gewesen, ohne Fluchtweg, eine leichte Beute.
Das Adrenalin in seinen Adern ließ sein Herz schneller schlagen, und sein Atem ging stoßweise. Er war nahe dran.
Dieser Teil der Jagd gefiel ihm am besten.
Der Hausmeister hatte gesagt, die Farrell habe beim Hinausgehen gehumpelt. Wenn sie sich so schwer verletzt hatte, daß sie humpelte, war sie bestimmt gleich nach Hause gefahren.
Alice Carroll, so nannte sie sich jetzt also. Da konnte es nicht schwer sein, die Nummer des Apartments herauszufinden –
wahrscheinlich stand sie auf ihrem Briefkasten im Hausflur.
Das letzte Mal hatte sie ihm die Tür vor der Nase zugeschlagen, bevor er sie erwischen konnte, dachte er voll Erbitterung. Diesmal würde ihr das nicht gelingen.
Es schneite nun heftiger. Savarano runzelte die Stirn.
Probleme mit dem Wetter konnte er jetzt nicht gebrauchen. Sein Koffer lag schon im Hotelzimmer bereit. Wenn er mit der Farrell fertig war, würde er innerhalb von zehn Minuten packen
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und auschecken. Ein Gast, der sich nicht abmeldete und sein Gepäck zurückließ, erregte nur unnötige Aufmerksamkeit. Aber wenn der Flughafen geschlossen wurde und die Straßen vereisten, saß er fest, was nur von Bedeutung war, falls irgend etwas schiefging.
Aber es würde nichts schiefgehen.
Er warf einen Blick auf das Straßenschild. Er war auf der Hennepin Avenue im 400er-Block.
Der Anfang der Hennepin Avenue grenzte an das Nicollet-Einkaufszentrum mit all den elega nten Geschäften. Dort lagen auch die Hotels und die neuen Bürogebäude. Aber dieser Teil der Straße machte nicht viel her.
Er fand das Haus Nr. 520, ein unauffälliges Eckhaus, sieben Stockwerke, nicht sehr groß, um so besser. Savarano war sicher, daß das Gebäude keine großen Sicherheitsvorkehrungen zu bieten hatte.
Er umrundete das Haus und fuhr auf den Parkplatz. Für die Bewohner gab es numerierte Stellplätze, und die wenigen Lücken für Besucher waren belegt. Da er keine Aufmerksamkeit erregen wollte, indem er einen reservierten Platz blockierte, fuhr er wieder hinaus und parkte auf der gegenüberliegenden Straßenseite. Die Tür zu dem kleinen Vorraum war nicht abgeschlossen, und hier fand er über den Briefkästen eine Tafel mit den Namen und Apartmentnummern der Bewohner. Alice Carroll hatte Apartment 4F. Um in den Hausflur zu gelangen, brauchte man jedoch einen Schlüssel oder mußte bei einem Hausbewohner klingeln, damit er den elektrischen Türöffner betätigte.
Ungeduldig wartete Savarano, bis er eine ältere Frau auf das Haus zukommen sah. Während sie die Außentür öffnete, ließ er einen Schlüsselbund fallen und bückte sich danach.
Als die Frau die Eingangstür aufschloß, richtete er sich auf, hielt ihr die Tür auf und folgte ihr dann in den Hausflur.
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Sie lächelte ihn dankbar an. Er ging hinter ihr zum Aufzug und wartete dort ab, bis sie den Knopf zum sechsten Stock gedrückt hatte, bevor er auf die Vier drückte. Eine notwendige Vorsichtsmaßnahme. Dank dieser Aufmerksamkeit fürs Detail war Savarano so gut – und so erfolgreich. Er wollte nicht mit Lacey Farrells Wohnungsnachbarin aus dem Aufzug steigen. Je weniger er gesehen wurde, desto besser.
Im vierten Stock angelangt, ging er den ruhigen, schlecht beleuchteten Korridor entlang. Alles sehr günstig, dachte er. 4F
war das letzte Apartment links. Sandys rechte Hand steckte in der Tasche und umfaßte die Pistole, während er mit der linken auf die Klingel drückte. Er wußte, was er sagen würde, wenn die Farrell wissen wollte, wer draußen war, bevor sie öffnete.
»Stadtwerke, eine Gasleitung ist undicht.« Das funktionierte immer.
Nichts rührte sich.
Er klingelte noch einmal.
Das Türschloß war neu, aber er hatte noch keins gesehen, das er nicht hätte knacken können. Das nötige Werkzeug trug er in einer Tasche um die Taille. Sie sah aus wie ein Geldgürtel. Er dachte immer mit Vergnügen daran, daß er sich an jenem Abend nur den Schlüssel vom Tisch im Foyer nehmen mußte, um in Isabelle Warings Wohnung zu gelangen.
Er brauchte keine vier Minuten, um in die Wohnung zu gelangen und das Schloß wieder einzubauen. Er würde hier auf sie warten, denn er glaubte nicht, daß sie sich noch lange draußen rumtreiben würde. Und dann würde sie eine Überraschung erleben!
Vielleicht läßt sie ihren Knöchel röntgen, dachte er.
Er beugte seine Finger; sie steckten in Chirurgenhandschuhen.
An jenem Abend
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